S09E08: Der eigene Tod (#94)

S09E08: Der eigene Tod (#94)

Worum geht's in dieser Folge? In unserer Staffel über dunkle und düstere Projekte sind wir vielleicht beim düstersten Projekt überhaupt angekommen, nämlich bei unserem eigenen Tod. Ja, ich behaupte, auch unser Tod ist ein Personal Project, und d
12 Minuten
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[Projekt: Leben] - Der Podcast für alle, die noch was vor haben im Leben.

Beschreibung

vor 4 Jahren

Worum geht's in dieser Folge?


In unserer Staffel über dunkle und düstere Projekte sind wir
vielleicht beim düstersten Projekt überhaupt angekommen, nämlich
bei unserem eigenen Tod.


Ja, ich behaupte, auch unser Tod ist ein Personal
Project, und düster ist es allein schon deswegen, weil
wir so gut wie nie darüber reden. Oder wann hast du zuletzt mit
jemandem über deinen Tod gesprochen? Wir mögen da auch nicht so
gern daran denken, weil wir nicht wissen, was uns da erwarten
wird, weil uns das Angst macht und weil wir sowieso und überhaupt
noch ganz jung sind und so viel zu tun haben und wir uns auf
diese Weise immer wieder vorgaukeln, dass der Tod
ausgerechnet uns nicht betreffen würde.


Das ist natürlich Unsinn, so schmerzvoll es auch sein mag, daran
zu denken. Ich möchte in dieser Folge aber mal den Finger in die
Wunde legen und sagen: Wir werden alle sterben, und ich bin der
Meinung, dass es besser ist, sich lieber früher als später damit
auseinander zu setzen.


Ich will aber jetzt keine Folge aufnehmen nach dem Motto: Wie wir
uns am besten mit dem Tod konfrontieren können und wie wir
lernen, mit ihm umzugehen und all das, was in so Büchern steht
wie „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen”. Nicht, dass das
nicht sinnvoll wäre, aber ich mache ja einen Podcast über
Personal Projects, also will ich mich dem Thema auch aus der
Sicht eines Personal Project Managers nähern
Was ich nämlich spannend an dem Personal Project „Eigener Tod”
finde - und ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu makaber -, ist,
dass das ein extrem gutes weil extrem radikales Beispiel dafür
ist, wie eng miteinander verwoben unsere eigenen Personal
Projects mit den Personal Projects anderer Menschen sind. Es ist
ein richtiges Spinnennetz an Personal Projects, das wir im Laufe
unseres Lebens weben und wo unser Spinnennetz ganz eng verknüpft
ist mit den Spinnennetzen anderer Menschen. 


Jetzt könnte man nämlich her gehen und sagen: „Geh bitte, Günter,
was kümmert mich mein eigener Tod und alles, was danach ist? Das
werde ich nicht mehr erleben, da kann ich dann sowieso nix mehr
machen.” Und das hat ja auch was für sich, aber es ist halt auch
ein bisschen zu kurz gedacht. Weil nämlich: Nur weil du stirbst,
stirbt nicht das Personal Project. Mit anderen Worten: Personal
Projects bestehen in gewisser Weise unabhängig von uns.
Wenn wir sterben, bleibt das Projekt unseres Todes
bestehen, aber jetzt müssen sich eben andere darum
kümmern. 


Wenn wir also sagen, unser eigener Tod betrifft uns nicht, dann
stimmt das zwar, aber wir haben trotzdem zu Lebzeiten
Verantwortung für das Personal Project, um das sich nach unserem
Tod nämlich unsere Hinterbliebenen, unserer Familie, unsere
Ehepartner, unsere Kinder kümmern müssen. Und wenn wir die Arbeit
in diesem Projekt nicht erledigen, dann müssen die das tun. Und
da ist halt die Frage: Will ich das? Will ich den kompletten
Workload des Projekts meines eigenen Todes meinen Nachfahren
überlassen? Kann ich machen, aber ich find’s ehrlich gesagt keine
gute Idee und auch nicht das, was ich mir unter einem
verantwortungsvollen Personal Project Management
vorstelle.


Na gut, was bedeutet es denn jetzt konkret, Verantwortung für das
Personal Project seines eigenen Todes zu übernehmen? Aus meiner
Sicht bedeutet das, dieses ganze Projekt-Packerl so leicht wie
möglich für deine Nachfahren zu machen - denn dieses Projekt ist
eines, das du garantiert übergeben werden musst. Und dabei geht
es vor allem um die Dinge, auf die du zu Lebzeiten schon Einfluss
nehmen kannst. Natürlich weißt du nicht, wann und unter welchen
Umständen du sterben wirst. Aber es ist ziemlich sicher, dass du
ein Begräbnis brauchen wirst. Also kannst du heute schon daran
arbeiten, wie dein Begräbnis aussehen soll, wie du bestattet
werden willst, wer wie von deinem Ableben verständigt werden soll
und so weiter.


Wenn du Familie hast, wäre es auch sehr verantwortungsvoll, wenn
du ein Testament hinterlässt, wo du genau
geregelt hast, wie dein Erbe aussehen und verteilt werden soll.
Und die ultimative Verantwortung übernimmst du dann, wenn du
dieses Testament nicht nur im Stillen für dich hinschreibst,
sondern es zu Lebzeiten schon mit allen besprichst, die es
betrifft. Damit kannst du eventuell schon Unstimmigkeiten und
größere und kleinere Probleme rechtzeitig ausräumen.


Oder hast du dir Gedanken darüber gemacht, was mit deinem
„digitalen Erbe” geschehen soll? Deinen Social
Media Accounts? In meinem Fall: Dieser Podcast oder meine
Websites? Was soll damit sein, wenn du nicht mehr lebst? Wer soll
sich darum kümmern - und wie?


Natürlich sind das alles keine angenehmen
Fragen. Natürlich ist es kein lustiges Projekt, sich
solche konkreten Gedanken über seinen eigenen Tod zu machen.
Deshalb ist es ja ein dunkles und düsteres Projekt. Aber
nochmals: Nur, weil du nicht darüber nachdenken willst, geht das
Projekt nicht weg. Du kannst das Projekt zwar ignorieren, aber es
bleibt da. Und wenn du dich nicht drum kümmerst, dann werden es
deine Nachfahren machen müssen - noch zusätzlich zur
Trauerarbeit, die sie ohnehin leisten werden. 


Wenn das für dich okay so ist, dann ist das natürlich in Ordnung.
Aber ich persönlich bin der Meinung, dass ich dieses
Projekt so leicht wie nur irgendwie möglich für meine Nachfahren
machen möchte. Was kann das konkret
bedeuten, also in meinem Fall?


Ich schreibe gerade mein Testament, wo es nicht nur darum
geht, wer meine Sachen bekommen soll, sondern auch um so
schwierige Sachen wie die Obsorge für die Kinder.

Ich habe mit meiner Frau über alle Passwörter, Bankkonten,
Versicherungen etc. gesprochen. Es gibt ein Dokument, wo diese
Informationen immer aktuell gehalten werden und womit sie sich
darauf verlassen kann, dass sie alle Informationen haben wird,
die sie braucht, auch wenn ich nicht mehr ansprechbar bin.

Ich lege genau fest, wie ich bestattet werden will und wie
mein Begräbnis aussehen soll. Bis hin zur Musik, die gespielt
werden soll.

Ich mache mir Gedanken darüber, was ich meinen Kindern
hinterlassen will, und zwar nicht nur finanziell, sondern auch an
emotionalen Dingen von mir.

Und so weiter. 



Mag sein, dass das vielleicht für den einen oder die andere da
draußen befremdlich oder makaber klingt. Ganz ehrlich: Für mich
ist das auch kein lustiges Projekt. Es macht mir keinen Spaß,
über Ablebensversicherungen zu recherchieren oder mir
anzuschauen, was ein Holzsarg kostet. Aber es bleibt trotzdem
MEIN Personal Project, für das ich Verantwortung habe - ob mir
das nun gefällt oder nicht. Und ich weiß, dass mir meine Familie
dafür einmal sehr dankbar sein wird. 


Und ich lade dich sehr herzlich dazu ein, ebenso Verantwortung
für das Projekt deines eigenen Todes zu übernehmen und im
Diesseits schon das zu regeln, wozu du im Jenseits keine
Gelegenheit mehr haben wirst.

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