Sielow-Merzdorf (Sonderfolge). Interview mit Ausstellungskurator Robert Büschel
Interview mit Ausstellungskurator Robert Büschel
1 Stunde 7 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
In dieser Folge interviewen wir den Cottbuser Museumspädagogen
Robert Büschel. Robert und sein Kollege Valerius kuratierten eine
Ausstellung zu den Kriegsgefangenenlagern Cottbus-Sielow und
-Merzdorf. Die letzten Spuren der Lager, in denen im Ersten
Weltkrieg Tausende Kriegsgefangene aus vielen Ländern interniert
waren, haben wir im letzten Tiefgang (Folge 14) ausführlich
erkundet. Thema war auch die Weiternutzung des Sielower Lagers
(bis 1923) als erstes „Konzentrationslager“ auf deutschem
Boden.
Ohne die Forschungsarbeit von Robert und anderen sowie deren
Vermittlung in der Ausstellung „Ankunft auf Zeit“ hätten wir nie
von dieser bemerkenswerten Geschichte erfahren. Daher haben wir
Robert auf dem ehemaligen Gelände des KGL Merzdorf ausführlich
interviewt.
Robert berichtet spannend und detailreich über seine Forschungen
zu den Lagern und deren Nachgeschichte. Er spricht über die
faszinierenden regionalen, aber auch überraschend weitläufigen
internationalen Bezüge. Er schildert die akribische, fast
kriminalistische Suche nach Quellen im Cottbuser Archiv oder in
Familiennachlässen. Er berichtet, dass bis heute Nachfahren aus
vielen Ländern Informationen über ihre möglicherweise in Cottbus
internierten Groß-, Urgroß- oder Ur-Urgroßvätern suchen, aber
auch geben können.
Wir sprechen über die regionale Erinnerungskultur und über das
wichtige ehrenamtliche Engagement in der
Regionalgeschichtsforschung. Zugleich problematisieren wir auch
die Nachteile ‚privater Heimatforschung‘. Dazu gehört im Falle
der Stadt Cottbus auch die bisher vergleichsweise noch
ausbaufähige Aufarbeitung ‚unangenehmer‘ Geschichtsthemen wie
etwa die Zeit des Nationalsozialismus. Problematisch sind auch
illegale ‚Schatzsuchen‘ von Privatpersonen, die durch solcherart
Plünderungen mit Metalldetektoren historische Artefakte und
Kontexte am Fundort für immer zerstören.
Besonders wichtig ist daher die gute, aber leider materiell
ungenügend ausgestattete Arbeit von Stadtmuseen bei Forschung und
Vermittlung; sowie die Arbeit der Archäolog:innen des
Landesdenkmalschutzes. Der beste Weg ist eine gute Verzahnung aus
ehrenamtlichem Engagement, familiärer Erinnerungsarbeit und
professioneller Begleitung durch ausreichend ausgestattete
regionalgeschichtliche Institutionen.
Wie bedanken uns noch einmal sehr herzlich bei Robert
Büschel!
Kapitel:
- Vorspann 0:00
- Einleitung: Am Weltfriedenstag über Kriegsgeschichte sprechen
1:13
- Interview mit Robert Büschel 6:43
- Vorstellung Robert 7:05
- Cottbus erinnert sich neu an die vergessenen Lager 8:40
- Nachfahren der Kriegsgefangenen melden sich immer häufiger
15:00
- Was geschah mit den Orten nach Lagerschließung bis heute?
16:40
- Wird es Gedenkorte und Schutzmaßnahmen für die letzten Spuren
geben? 20:36
- Was sind die wichtigsten Quellen für die Erforschung der Lager?
25:25
- Warum wurde Cottbus Standort des ersten KL? Wie haben die Lager
die Stadt verändert? 29:22
- Berühmte Persönlichkeiten als Wächter und Insassen der Lager
33:57
- Cottbus, die Lager und die Weimarer Zeit 37:06
- Regionalgeschichte als idealer Ausgangspunkt der
Geschichtsbildung 41:41
- Leerstellen der Geschichtskultur: "unangenehme Themen",
Ausstattung Museum, Archäologie, "Schatzsucher" 46:52
- Abspann 1:06:22
Links:
Robert Büschel/ Alexander Valerius: Ankunft auf Zeit
(Onlineausstellung von 2021). Link
Website des Cottbuser Stadtmuseums. Link
Tiefgang[at]kliopolis.de
#Deutschland #Europa #Neuere_und_neueste_Geschichte
#Erster_Weltkrieg #Interview
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