Marienthal. Arbeitslosigkeit und das Schrumpfen des Lebens
Arbeitslosigkeit und das Schrumpfen des Lebens
1 Stunde 48 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Was macht Arbeitslosigkeit mit Menschen? Das wollten die jungen
Wiener Forscher:innen um Marie Jahoda und Lotte Danziger wissen.
Im Auftrag der österreichischen Sozialdemokratie machten sie sich
1931/32 auf den Weg nach Marienthal – eine Industrie- und
Arbeitersiedlung, in der eben erst 80% der Einwohner arbeitslos
geworden waren. Die dortige Textilfabrik, die seit 1823 Menschen
beschäftigte und eine kleine Stadt entstehen ließ, schloss für
immer ihre Tore.
Die meisten Arbeiter:innen waren überzeugte „Sozis“ mit
Arbeiterstolz, waren Mitglieder in Sport-, Kultur- und
Gewerkschaftsvereinen, abonnierten politische Zeitungen. Doch die
Arbeitslosigkeit verwandelte den Ort in eine „müde Gemeinschaft“.
Die Forscher:innen stellten in ihrer berühmten Studie "Die
Arbeitslosen von Marienthal" fest, dass diese radikale Krise die
Menschen nicht politisch-kämpferisch machte, sondern resigniert,
verzweifelt, apathisch.
Die Marienthal-Studie ist nicht nur ein Urknall der
Sozialwissenschaften, sondern auch ein Plädoyer für eine humane
Gesellschaftswissenschaft, die dort hingeht, wo sie auch
stattfindet.
Die Studie ist eine Erinnerung daran, dass Arbeitslosigkeit eine
der zuverlässigsten Krisenerscheinungen im Kapitalismus ist. Auch
wenn der mediale Diskurs heutzutage eher den Arbeitskräftemangel
beschwört.
Begleitet uns nach Wien und Marienthal zu den Spuren einer
untergegangenen Kultur - der Arbeiter und des roten jüdischen
Wien.
Kapitel:
- Vorspann 0:00
- Intro: Willkommen in Wien! 1:05
- Heute geht's nach Gramatneusiedl 3:55
- Marie Jahoda, eine beeindruckende Forscherin 6:01
- Die Anfänge 26:10
- Vom "Kuhdorf" zum Industriestandort 36:41
- Arbeiterkultur 44:02
- Das politische Marienthal 50:06
- 20er Jahre: erstmals Arbeitslosigkeit, dann Blüte 52:14
- 1929: Das Ende der Fabrik - Massenarbeitslosigkeit 59:04
- Die Marienthal-Studie: Geschichte, Akteure und
Forschungsmethoden 1:00:27
- Revolution oder Resignation? - Fragen der SDAP 1:01:59
- 1931/32 - Neuartiges Forschen 1:06:07
- Die Autorenfrage 1:14:05
- Einstweilen wird es Mittag - Die "müde Gemeinschaft"
1:16:23
- Geschlechterforschung 1:20:30
- Urknall der Sozialforschung 1:22:54
- Arbeitslosigkeit macht nicht rechts, sondern passiv
1:24:17
- Raus aus dem Elfenbeinturm! - engagierte Wissenschaft
1:25:53
- Nachgeschichte von Marienthal und Gegenwart 1:27:22
- Vier Typen: Resignierte, Ungebrochene, Verzweifelte, Apathische
1:30:35
- Verhältnis zwischen den Marienthaler:innen und den
Forscher:innen? 1:35:57
- Unbedingt lesen! Bedeutung der Studie in Vergangenheit und
Gegenwart 1:40:31
- Der etwas ärgerliche Schluss mit Aufruf, über die Studie und
unsere Zeit intensiv nachzudenken 1:45:22
- Abspann 1:47:17
Empfehlenswert:
Museum Marienthal, Hauptstraße 64, 2440 Gramatneusiedl
Literatur und Film
- Jahoda, Marie/ Lazarsfeld, Paul F./ Zeisel, Hans (1933/1975):
Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch,
Frankfurt a.M.
- Müller, Reinhard (2008): Marienthal. Das Dorf – Die
Arbeitslosen – Die Studie. Innsbruck
- Jahoda, Marie (1932/2017): Lebensgeschichtliche Protokolle der
arbeitenden Klassen 1850-1930. Dissertation 1932. Innsbruck
- „Einstweilen wird es Mittag“ – Film von Karin Brandauer.
1987/88
E-Mail-Adresse: Tiefgang[at]kliopolis.de
#Österreich #Europa #Neuere_und_neueste_Geschichte
#Zeitgeschichte #Soziologie
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