Reihe: Jesus Glauben - Folge 15/15 - Was unter dem Strich bleibt. Eine Zusammenfassung
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vor 2 Jahren
Wo stehen wir nun, am Ende dieser Überlegungen. Wer war Jesus
gewesen? Was können wir über ihn wissen? Es liegt in der
Natur der geschichtlichen Forschung, haben wir gesagt, dass
sie nicht Naturgesetze untersucht. Sie wird – obwohl sie
eine Wahrheitssuche ist – für viele Dinge nie die gleiche
Sicherheit reklamieren können, als die Logik oder die
Naturwissenschaft. Denn Geschichte untersucht Kontingentes – also
Mögliches – Dinge die so sein, oder nicht so sein können.
Zugegeben, jemand von dem behauptet wird, er sei Gott
gewesen, habe Wunder vollbracht und durch seinen Tod die
Welt gerettet, klingt nicht nach dem was viele für
„Möglich“ halten. Doch der eigentliche Grund dafür ist
nicht die geschichtliche Untersuchung selbst, sondern ein
ideologischer Vorentscheid: das, was ich mit meinen Sinnen
betaste und begreife; was sich einfügt in bekannte Ketten
der Kausalität ist nicht nur der Umfang meines natürlichen
Verstehens, sondern auch der Umfang von allem, was
existieren kann. Meine Erfahrung, meine Sinne und meine
Vernunft sind das Maß des Universums – wenn nicht
quantitativ, dann immerhin qualitativ. Man nennt diese
Ideologie Naturalismus. Es gibt keinen Gott, nichts
Höheres, nicht Geistiges. Es gibt nur das Materielle in einer
seiner Formen. Daher muss alles eine natürliche, materielle
Erklärung besitzen. Lese ich vom einem Wunders bin ich
nicht nur skeptisch, sondern weiß, dass es nicht so gewesen
sein kann. Denn als Ideologie ist der Naturalismus wie jede
Ideologie in sich geschlossen. Sie definiert im Vorfeld,
was sein und nicht sein kann. Sie limitiert die Wirklichkeit
auf das, was ihr zugänglich erscheint. In dieser
Perspektive haben die vorangegangenen Ausführungen wohl wenig
Definitives geboten – wenig, was eine neue Sicht erzwingt.
Aber dies konnte ohnehin nie mein Ziel sein. Ich bin
zufrieden, wenn es mir gelungen ist zu zeigen, dass das
Bild von Jesus, das wir besitzen, viel glaubwürdiger ist,
als viele dies vielleicht annehmen würden. Jesus ist keine
von Legenden völlig verfremdete, unbekannte, vielleicht sogar
unhistorische Figur. Behaupten kann man dies natürlich
immer noch – aber man muss es gegen das Gewicht einer Fülle
von Evidenzen tun: gegen die für die Antike
unvergleichliche Quellenlage; gegen die als verlässlich zu
beschreibende Weitergabe der Texte, gegen die interne und externe
Bezeugung der Schriften; gegen ihr literarisches Genre, das
zur Geschichtsschreibung gehört; gegen die
Charakteristiken, die für eine Nähe zu Augenzeugen
sprechen; gegen die historische Glaubwürdigkeit durch
archäologische Bestätigung; gegen die Vernünftigkeit einer frühen
Datierung; entgegen der deutlichen Unterschiede zu den klar
erfundenen Apokryphen; gegen die jüdische
Deutungsperspektive, die den göttlichen Anspruch als
Gemeingut aller vier Evangelien ausweist, und gegen
anderes, das ich versucht habe, hier zusammenzufassen. Es
spricht vieles dafür, dass die Evangelien ein authentisches
Bild der Person Jesu und seines Selbstverständnisses
überliefern. Es spricht vieles dafür, dass uns in den
Seiten des Neuen Testaments der selbe Jesus begegnet, der das
Leben, die Lehren und die Mission seiner ersten Jünger
geformt und geprägt hat.
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