Reihe: Jesus Glauben - Folge 15/15 - Was unter dem Strich bleibt. Eine Zusammenfassung

Reihe: Jesus Glauben - Folge 15/15 - Was unter dem Strich bleibt. Eine Zusammenfassung

4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Wo stehen wir nun, am Ende dieser Überlegungen. Wer war Jesus
gewesen?  Was können wir über ihn wissen? Es liegt in der
Natur der  geschichtlichen Forschung, haben wir gesagt, dass
sie nicht Naturgesetze  untersucht. Sie wird – obwohl sie
eine Wahrheitssuche ist – für viele  Dinge nie die gleiche
Sicherheit reklamieren können, als die Logik oder  die
Naturwissenschaft. Denn Geschichte untersucht Kontingentes – also
 Mögliches – Dinge die so sein, oder nicht so sein können.
Zugegeben,  jemand von dem behauptet wird, er sei Gott
gewesen, habe Wunder  vollbracht und durch seinen Tod die
Welt gerettet, klingt nicht nach dem  was viele für
„Möglich“ halten. Doch der eigentliche Grund dafür ist
 nicht die geschichtliche Untersuchung selbst, sondern ein
ideologischer  Vorentscheid: das, was ich mit meinen Sinnen
betaste und begreife; was  sich einfügt in bekannte Ketten
der Kausalität ist nicht nur der Umfang  meines natürlichen
Verstehens, sondern auch der Umfang von allem, was
 existieren kann. Meine Erfahrung, meine Sinne und meine
Vernunft sind  das Maß des Universums – wenn nicht
quantitativ, dann immerhin  qualitativ. Man nennt diese
Ideologie Naturalismus. Es gibt keinen Gott,  nichts
Höheres, nicht Geistiges. Es gibt nur das Materielle in einer
 seiner Formen. Daher muss alles eine natürliche, materielle
Erklärung  besitzen. Lese ich vom einem Wunders bin ich
nicht nur skeptisch,  sondern weiß, dass es nicht so gewesen
sein kann. Denn als Ideologie ist  der Naturalismus wie jede
Ideologie in sich geschlossen. Sie definiert  im Vorfeld,
was sein und nicht sein kann. Sie limitiert die Wirklichkeit
 auf das, was ihr zugänglich erscheint.  In dieser
Perspektive haben die vorangegangenen Ausführungen wohl wenig
 Definitives geboten – wenig, was eine neue Sicht erzwingt.
Aber dies  konnte ohnehin nie mein Ziel sein. Ich bin
zufrieden, wenn es mir  gelungen ist zu zeigen, dass das
Bild von Jesus, das wir besitzen, viel  glaubwürdiger ist,
als viele dies vielleicht annehmen würden. Jesus ist  keine
von Legenden völlig verfremdete, unbekannte, vielleicht sogar
 unhistorische Figur. Behaupten kann man dies natürlich
immer noch – aber  man muss es gegen das Gewicht einer Fülle
von Evidenzen tun: gegen die  für die Antike
unvergleichliche Quellenlage; gegen die als verlässlich  zu
beschreibende Weitergabe der Texte, gegen die interne und externe
 Bezeugung der Schriften; gegen ihr literarisches Genre, das
zur  Geschichtsschreibung gehört; gegen die
Charakteristiken, die für eine  Nähe zu Augenzeugen
sprechen; gegen die historische Glaubwürdigkeit  durch
archäologische Bestätigung; gegen die Vernünftigkeit einer frühen
 Datierung; entgegen der deutlichen Unterschiede zu den klar
erfundenen  Apokryphen; gegen die jüdische
Deutungsperspektive, die den göttlichen  Anspruch als
Gemeingut aller vier Evangelien ausweist, und gegen
 anderes, das ich versucht habe, hier zusammenzufassen. Es
spricht vieles  dafür, dass die Evangelien ein authentisches
Bild der Person Jesu und  seines Selbstverständnisses
überliefern. Es spricht vieles dafür, dass  uns in den
Seiten des Neuen Testaments der selbe Jesus begegnet, der das
 Leben, die Lehren und die Mission seiner ersten Jünger
geformt und  geprägt hat.

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