Reihe: Jesus Glauben - Folge 8/15 - Über Formkritik, das Genre der Evangelien und Biographien von Jesus

Reihe: Jesus Glauben - Folge 8/15 - Über Formkritik, das Genre der Evangelien und Biographien von Jesus

11 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

1800 Jahre lang hat man die Evangelien weitgehend als historische
 Berichte aufgefasst. Schon im zweiten Jahrhundert
bezeichnet Justinus  die Evangelien als „Memorien“ der
Apostel – im Griechischen ein Wort aus  der biographischen
Tradition. Dieser Konsens der Jahrhunderte begann,  wie wir
gesehen haben, mit dem Skeptizismus und Naturalismus der
 Aufklärung in Frage gestellt zu werden. Die Folge waren
unzählige, zum  Teil abenteuerliche Entwürfe zur Person
Jesus. Einige von ihnen stellten  sich im Zuge der Forschung
als unhaltbar heraus, andere wirken bis in  die heutige Zeit
hinein. Immer noch gibt es Vertreter der liberalen
 Theologie, die in den Evangelien mehr oder minder
Volksmärchen ohne  historisches Interesse an der Person Jesu
sehen. Schließlich würden die  Evangelien uns wenig über die
Persönlichkeit Jesu; nichts über sein  Erscheinen, seinen
Charakter, seine Bildung, seine Entwicklung lehren.  So -
beschwerte sich schon Rudolf Bultmannn. Er wertete dies als Indiz
 für eine andere Absicht der Verfasser. Bart Ehrman, einer
der  einflussreichsten liberalen Theologen der Gegenwart vor
allem im  angelsächsischen Raum, denkt die Evangelien würden
hauptsächlich  Geschichten berichten, nicht weil sie
wirklich passiert sind, sondern  weil sie ein Jesusbild
zeichnen, an das die frühe Kirche glauben wollte.  Es seien
Märchen zur Illustration – zur Ausgestaltung einer zentralen
 und wichtigen Figur. Der historische Kern selbst sei dabei
sehr klein  und ließe sich ungefähr so zusammenfassen: ein
jüdischer Wanderprediger  mit Hang zur Endzeitrede, aber
reformorientierten Moralvorstellungen,  fand ein tragisches
Ende durch die Hand der Römer. Das war's. Aber sind das faire
Charakterisierungen der Evangelien oder ist es  einfach die
Frucht einer ideologischen Vorentscheidung? Die Antwort
 darauf finden wir nicht in abstrakten Theorien, sondern am
ehesten, wenn  wir uns neuerlich den Quellen zuwenden. Was
wollen die Evangelien sein?  Welche Anhaltspunkte finden wir
in den Texten selbst? Welche Werke aus  jener Epoche sind am
ehesten mit den Evangelien vergleichbar? Was  meinten die
ersten Leser der Evangelien in den Händen zu halten?

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