Wo KI-Systeme unseren Ärzten in Zukunft Arbeit abnehmen – und wo nicht

Wo KI-Systeme unseren Ärzten in Zukunft Arbeit abnehmen – und wo nicht

Ein Gespräch mit Joshua Gawlitza, Radiologe an der Universitätsklinik rechts der Isar von der Technischen Universität München
35 Minuten
Podcast
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Beschreibung

vor 1 Jahr
Wer von den Errungenschaften moderner KI-Algorithmen in der Medizin
hört, kommt schnell ins Staunen – so kann KI beispielsweise
Lungen-Metastasen heutzutage bereits besser als Menschen erkennen.
Darüber hinaus können die Algorithmen Referenzbilder für Ärzte
erstellen, wie bestimmte Krebsarten auf Röntgenbildern aussehen
würden. Diese Lösungen seien bislang allerdings auf spezifische
Krankheiten oder Anwendungsfelder beschränkt, berichtet Joshua
Gawlitza, Radiologe an der Universitätsklinik rechts der Isar von
der Technischen Universität München. KI-Lösungen könnten deshalb
insbesondere Ärzte unterstützen, die mit sehr vielen Untersuchungen
konfrontiert seien. Aber „die kritischen Sachen sehen die Ärzte in
der Regel noch besser. Nicht alle Untersuchungen sind perfekt – die
Patienten atmen manchmal, wenn sie es nicht sollen, oder bewegen
sich – da können Algorithmen schon sehr anfällig dafür sein“.
Zukünftig sieht Gawlitza deshalb ein Zentaur-Modell als Lösung,
wobei Ärzte die Entscheidungen treffen und durch die Performance
von KI-Algorithmen unterstützt werden –beispielsweise in Form einer
Zweitmeinung. Wie gut die Algorithmen funktionieren, hängt
maßgeblich von Qualität und Quantität der verwendeten
Trainingsdaten ab. Die Erstellung dieser Datensätze sieht Gawlitza
zurzeit als große Herausforderung. Ärzte haben in der Regel wenig
Zeit und nur Ärzte können beurteilen, ob das Bild einen Lebertumor
oder nur eine Zyste zeigt, sagt Gawlitza. „Für die Aufgabe kann ich
schlecht Studenten hinsetzen“. Den Datenschutz beim Aufbau einer
Datenbasis zum Training der KI sieht Gawlitza als relativ
unproblematisch: „Wir können die wichtigen Daten so gut
anonymisiert darstellen, dass eigentlich ein Austausch unter
zertifizierten Gesundheitszentren problemlos möglich sein sollte.“
Gawlitza hat keine Sorgen, dass KI in naher Zukunft die Jobs von
Ärzten übernehmen wird. „Selbst wenn in ein paar Dekaden die
Algorithmen besser sind als wir, wird der Arzt noch lange im Stuhl
sitzen, denn Siemens, Phillips und die ganzen Start-ups werden
nicht die Haftung dafür übernehmen.“ Dafür sei es aber zukünftig
enorm wichtig, dass Ärzte die Funktionsweise der KI-Algorithmen
verstehen, um deren Entscheidungen am Ende besser verstehen zu
können. Die Folge ist Teil unseres Podcasts „Künstliche
Intelligenz“. Er geht den Fragen nach, was KI kann, wo sie
angewendet wird, was sie bereits verändert hat und welchen Beitrag
sie in der Zukunft leisten kann. Für den Podcast hat die F.A.Z. mit
Peter Buxmann und Holger Schmidt zwei ausgewiesene KI-Experten an
Bord geholt: Beide erforschen und lehren die Potenziale der KI und
deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeit an der Technischen
Universität Darmstadt. Peter Buxmann ist Inhaber des Lehrstuhls für
Wirtschaftsinformatik und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit
den Anwendungen von KI, der digitalen Transformation sowie
datenbasierten Geschäftsmodellen. Sein Podcast-Partner Holger
Schmidt ist Digital Economist, Speaker und Autor. Seine Kernthemen
sind KI, Plattform-Ökonomie und digitale Geschäftsmodelle. Die
beiden Hosts greifen in jeder Folge einen neuen Aspekt der
Künstlichen Intelligenz auf, erklären Zusammenhänge und geben
präzise Einordnungen. Die Folgen haben eine Länge von rund dreißig
Minuten und erscheinen monatlich jeweils am ersten Montag.

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