Dieselgate (Teil 3): Volkswagen in den Fängen der Justiz

Dieselgate (Teil 3): Volkswagen in den Fängen der Justiz

Handelsblatt Crime vom 31.07.2022
55 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Gut drei Jahre lang hielt Volkswagens These, der Konzern habe sich
in Deutschland eigentlich nichts zu Schaden kommen lassen. Dann
hagelte es Urteile mit allerdeutlichsten Worten. Es waren halb
Urteile, halb Moralpredigten. Wenn die Anwälte der Volkswagen AG im
Jahr Drei der Dieselaffäre ihre Post öffneten, mussten sie tief
durchatmen. Der Konzern habe seine Kunden betrogen, hieß es vom
Landgericht Nürnberg. Volkswagens „Gewinnstreben um den Preis der
bewussten Täuschung von Verbrauchern und Behörden ist als
verwerflich zu betrachten“, schallte es aus Düsseldorf. Ein Richter
in Stuttgart tadelte, Volkswagen verstoße „gegen das Anstandsgefühl
aller billig und gerecht Denkenden“. Volkswagen, einst Stolz der
deutschen Automobilwirtschaft, war in den Augen der Richter zum
Sündenpfuhl geworden. Die Dieselfahrzeuge des Konzerns wären
schadhaft, seine Führung moralisch untauglich und juristisch
verantwortlich, lautete das Credo zahlreicher Urteile. Volkswagen
konterte, man erachte die Urteile als rechtsfehlerhaft und rechne
mit einer Korrektur. Dann strebte man lieber einen Vergleich an. In
dieser Folge von Handelsblatt Crime berichten unsere Reporter, wie
aus dem größten Skandal der deutschen Autoindustrie der größte
Vergleich der deutschen Rechtsgeschichte wurde. Mehr als eine
Viertel Million Kunden schlossen sich einer so genannten
Musterfeststellungsklage an, um Volkswagen zur Korrektur eines
gewaltigen Betrugs zu zwingen: den millionenfachen Verkauf von
angeblich umweltfreundlichen Fahrzeugen, die in Wahrheit
umweltschädlich waren. Es kostete mehr als 800 Millionen Euro.
Weitere, weit höhere Rechnungen stehen noch aus. In Braunschweig
läuft ein Anlegerprozess. Neben der Musterklägerin Deka Investment
sind diverse weitere institutionelle Investoren dabei. Ihre
Forderung: fast zehn Milliarden Euro. Der Richter muss entscheiden,
ob Volkswagen die Anleger rechtzeitig über den Skandal um Millionen
von manipulierten Dieselmotoren informierte. Vieles spricht dafür,
dass dies nicht geschah. Wenn es einen Mann gab, der dafür hätte
sorgen können, dann er: Martin Winterkorn. Seit vielen Jahren
allmächtiger Chef von Volkswagen, viel gerühmt und hoch bezahlt. Im
Podcast zeichnen wir seinen Weg aus einfachen Verhältnissen an die
Spitze des größten Automobilherstellers der Welt nach. Und seinen
Fall. Im Auge des Sturms wollte Winterkorn plötzlich nicht mehr
sein, als was er immer galt: allwissend, allgegenwärtig, in allem
eingebunden. Diese These muss er nun auf der Anklagebank vertreten.
*** [Richter tadeln VW,
13.3.2018](https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/dieselaffaere-richter-werfen-vw-immer-haeufiger-betrug-und-bewusste-taeuschung-vor/21060230.html)
[Richter Reuschle,
15.6.2018](https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/milliardenprozess-fall-volkswagen-ein-richter-will-die-wahrheit-ans-licht-bringen/22686182.html)
[Audi-Manager schweigen,
4.7.2018](https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/das-klingt-sehr-nach-schweigegeld-in-der-dieselaffaere-trennte-sich-audi-von-managern-dabei-flossen-millionen/22761726.html)
[VW blockiert Dokumente,
5.7.2018](https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/bericht-von-jones-day-vw-und-die-diesel-dokumente-chronik-einer-blockierten-aufklaerung/22771920.html)
[Professoren und VW,
6.11.2019](https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/abgasaffaere-vw-und-die-wissenschaft-unklare-verhaeltnisse-bei-der-aufklaerung-des-dieselskandals/25191942.html)
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