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Beschreibung
vor 8 Monaten
Ach, all diese Geschichten, in denen Nahrung jeglicher Art eine
große Rolle spielt: Eva und der verbotene Apfel zum Beispiel oder
der Schierlingsbecher, aus dem Sokrates trinkt, und die
Madeleine, die Marcel in Prousts Roman in Lindenblütentee taucht
und das Plätzchen probiert, worauf sich in ihm eine
unwillkürliche Erinnerung bildet, die er dann auch noch zu Papier
bringt ...
Bei Kafka ist wieder einmal alles anders. In „Ein Hungerkünstler“
ist nicht die Aufnahme von Nahrung, sondern deren Verweigerung
zentral. Wir erfahren von der großen, ruhmreichen Zeit des
Künstlers, von seinem Aufstieg, von seinem Fall. Und von seinem
Leiden. Ob Veranstalter oder Publikum: Niemand versteht seine
Kunstfertigkeit, kein Mensch begreift diese künstlerische
Existenz, die in der Tat einzigartig ist. Denn: Schriftsteller,
Komponisten, Maler werden bekanntlich durch ihre Kunstwerke
unsterblich. Doch die in Kafkas Text dargestellte Hungerkunst ist
eine die Existenz des Künstlers unmittelbar bedrohende
Kunstrichtung. Eine Körperkunst, in der es nicht nur
metaphorisch, sondern buchstäblich um Leben und Tod geht – und
zwar für den Künstler selbst.
Am Ende dieser ästhetisch herausragenden Geschichte, wenn der
Hungerkünstler verzweifelt versucht, sich und seine Kunst einem
Normalsterblichen ein letztes Mal verständlich zu machen, bleibt
sicher kein an Literatur interessierter Leser/Zuhörer ungerührt.
Dies ist eine der großen anrührenden Dialogszenen der
Weltliteratur, auch gut 100 Jahre nach ihrem Entstehen. – „Ein
Hungerkünstler“ erschien erstmals 1922. Es liest in einer
historischen Aufnahme Thomas Holtzmann, und zwar außerordentlich
empathisch.
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