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Beschreibung
vor 9 Monaten
Ludwig Tieck hätte diesen Podcast wahrscheinlich gemocht. Denn
eine Zeit lang hat er etwas ganz Ähnliches veranstaltet: das
Dramenvorlesen. Es ging ihm darum, das Dichterische in der
Dramatik zu betonen, die literarische Sprache als Kunstform –
ohne die Ablenkungen durch Bühnenaktionen. Das ist den Zielen,
die wir hier verfolgen, recht verwandt. Schön zu wissen, dass es
vor ca. 200 Jahren schon etwas Vergleichbares gab, und das ohne
Internet!
Wie geht es also weiter in dieser Novelle? Clara und Heinrich
lieben die Einsamkeit, haben überhaupt keinen Kontakt zu anderen,
sie sehen sogar niemanden, weil ihr Zuhause zugebaut ist, aus den
Fenstern kann man nicht weit schauen. So machen sie alles
miteinander aus und reden über Philosophie, Literatur, Religion,
Wissenschaft, auch über die Lebenskunst, etwa über das Horaz’sche
„carpe diem“ und das Leben im Hier und Jetzt. Dank Tiecks
Erzählkunst ist dies alles unterhaltsam und aufschlussreich. Doch
die Macht des Geldes, das in den Gesellschaften des 19.
Jahrhunderts immer präsenter wurde, dringt tief ein in das Leben
der beiden, bis in Heinrichs Unbewusstes. In einem Traum, in dem
der Träumer selbst „verauktioniert“ wird, tritt Clara als seine
Retterin auf. Auch das besprechen die beiden aus verschiedenen
Perspektiven – Traumdeutung lange vor Freud. Und dann ist da noch
das Treppengeländer, die Treppe überhaupt … Ist sie nicht – wie
so vieles – überflüssig?
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