"Kora" (George Sand) (Teil 1)

"Kora" (George Sand) (Teil 1)

Eine Novelle, etwa 1836 entstanden
34 Minuten
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Hochwertige Literatur, vorgelesen von professionellen Sprecherinnen und Sprechern

Beschreibung

vor 10 Monaten

Im 19. Jahrhundert war es einer Frau nahezu unmöglich,
literarische Werke zu veröffentlichen, und schon gar nicht solche
wie die der Französin George Sand! Sie tat es denn auch unter
männlichem Pseudonym. Seit den 1830er-Jahren schrieb Sand etliche
Geschichten und Romane, die meist die Emanzipation der Frau
thematisierten. Eine frühe Feministin. Und eine Irritation. Doch
nicht nur eine schreibende Frau war damals ein Problem für die
patriarchalischen Gesellschaften – schon eine lesende galt als
gefährlich für das soziale Gefüge. Man befürchtete – sehr kurz
gefasst –, dass sich die Leserinnen eine Idealwelt mit eigenen
Ideen erschaffen und somit auf abseitige Ideen kommen könnten,
etwa auf die einer selbstbestimmten, romantischen
Liebesbeziehung.


In der Novelle „Kora“ (etwa 1836 entstanden) dreht George Sand
dies um. Hier wird nicht die Frau als potenziell gefährdet
gezeigt, durch das Lesen von Literatur Schaden zu nehmen, sondern
der Mann. Die Wahrnehmung des zunächst namenlosen Kora-Verehrers,
der zugleich der Erzähler ist, wird hier durchweg von seinen
inneren Bildern geprägt – von Bildern, die sämtlich der Literatur
entstammen, seinen „Lieblingsbüchern“, wie es heißt. Und dies
sind vornehmlich Werke von E.T.A. Hoffmann: „Kora verwirklichte
all die wonnigen Träume, die der Dichter mir eingab, und ich
vergnügte mich damit, ihr eine geistige, feenhafte Beschaffenheit
anzudichten, die eigens für sie erfunden zu sein schien. Ich
fühlte mich auf diese Weise glücklich.“ Doch er tritt nicht in
Kontakt mit ihr, er beobachtet sie nur, „umbraust von den Wogen
der Poesie“. So wird Kora selbst zu einer Kunstfigur im
Innenleben des Erzählers, gesellt sich zu Nathanael oder den
Meister Floh aus Hoffmanns Erzählungen. Und es kommt, wie es
kommen muss: Sie heiratet einen anderen. Ist die Literatur
vielleicht doch gefährlich für manch einen? Jedenfalls dürfen wir
gespannt sein, wie das ausgeht … Das wird im zweiten Teil
verraten. – Beide Teile liest Stefan Nàszay, wie immer mit
angemessenem Engagement.

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