"Der Maler Titorelli" (Franz Kafka) (Einleitung)

"Der Maler Titorelli" (Franz Kafka) (Einleitung)

Ein Ausschnitt aus dem Roman "Der Prozess" (verfasst 1914/15)
12 Minuten
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Hochwertige Literatur, vorgelesen von professionellen Sprecherinnen und Sprechern

Beschreibung

vor 11 Monaten

Vieles wird diesem Autor zugeschrieben. Was in Bezug auf Franz
Kafka aber meist übersehen wird, sind seine unglaublich präzisen
Beschreibungen. Dabei gleicht beispielsweise die Eröffnung des
Textes „Der Maler Titorelli“ einem Meisterstück moderner
Erzählkunst. Es ist dies eine Milieuschilderung, die von solch
einer sprachlichen Genauigkeit und Anschaulichkeit geprägt ist,
dass man/frau sich ohne Umwege die geschilderte großstädtische
Szenerie vorstellen kann – ja eigentlich steht man dabei, am Rand
der Szene, wie ein Beobachter, und meint die aus einer Mauerlücke
herausschießende „widerliche gelbe, rauchende Flüssigkeit“, vor
der sich sogar „einige Ratten in den nahen Kanal flüchteten“, zu
sehen und zu riechen – und den Krach aus der benachbarten
Werkstätte zu hören, der das Weinen des am Boden liegenden Kindes
übertönt. Kafkas Darstellungskunst provoziert im Leser/in der
Hörerin ein multiples sinnliches Mit- und Nachempfinden. Wenn der
Bankangestellte K. – angeklagt, doch nicht inhaftiert – die hohen
Stufen der engen Treppe hochgeht, mal verfolgt und mal begleitet
von einer sozial auffällig wirkenden Mädchen-Truppe, spürt der
Leser oder die Hörerin die Mühe, die es macht, das Ziel zu
erreichen, und die dauernden Störungen durch die Begleiterinnen.
Und dann noch, im Atelier des Gerichtsmalers, all die
geschlossenen Fenster, die verborgenen Türen, die Schwellen und
natürlich wieder die unaufhörlich aufdringliche Mädchen-Clique.
Ja, auch der eigentümliche Kafka-Humor kommt hier zum Ausdruck.
Und wie! (Alles Weitere ist im Roman selbst zu lesen.)


Dieser Text ist ein virtuos geschriebenes Werk moderner
Literatur. Franz Kafka schrieb an dem Roman „Der Prozess“, aus
dem „Der Maler Titorelli“, dessen Einleitung hier von Eva Schröer
bravourös gelesen wird, in den Jahren 1914 und 1915. Dieser Text
hat auch über 100 Jahre später nichts an Originalität eingebüßt.

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