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Beschreibung
vor 1 Jahr
Was für eine Erzählung! Sie beginnt, wie viele Novellen, mit
einer Katastrophe, genau genommen: mit zwei Katastrophen, einer
individuellen und einer natürlichen, und endet mit einer
gesellschaftlichen. Und die hat es in sich! Ein durch einen
fanatischen Prediger aufgeputschter Mob jagt in einem an
Splatter-Movies viel späterer Zeit erinnernden Gemetzel zwei
einander liebende junge Menschen und erschlägt sie brutal. Sie
müssen als Sündenböcke für die Naturkatastrophe (das Erdbeben)
herhalten, die für Gläubige im 17. Jahrhundert natürlich die
Strafe Gottes für privates Fehlverhalten, für sündiges Leben ist.
Die Beziehung einer adeligen Frau und eines einfachen Hauslehrers
war nicht standesgemäß und gehörte bestraft.
Die Novelle „Das Erdbeben in Chili“ gleicht einer
Anti-Apokalypse. Hier folgt auf das erste katastrophische
Geschehen (das Beben) zwar eine kurze idyllische Zeit auf einer
fruchtbaren Wiese (inkl. Granatapfelbaum!), in einer bunten
Gesellschaft ohne Standes- und Glaubensgrenzen, aber dann eben
kein Neuanfang, kein Neues Jerusalem, wie in der
neutestamentarischen "Offenbarung". Doch immerhin hält das Ende
eine kleine Hoffnung bereit, zumindest für eine Figur, die
jüngste im Text. Das alles und noch viel mehr erzählt Heinrich
von Kleist in der ihm eigenen, distanziert wirkenden, nüchternen
Sprache. Der Text erschien zuerst im Jahr 1807 und wird hier
empathisch vorgelesen von Heide Bertram.
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