15 Minuten Lyrik | Folge 8 | „Ohne Titel“, ein Gedicht von Roberto Bazlen
14 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Die achte Folge des Poesie-Podcasts "15 Minuten Lyrik" ist dem
italienischen Publizisten und Schriftsteller, vor allem aber dem
großen Lyriker Roberto "Bobi" Bazlen gewidmet. Geboren in Triest,
das 1902 noch zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte,
veröffentlichte Bazlen wenig, hinterließ aber eine große Menge an
Verlagsgutachten, Rezensionen, Skizzen, Fragmenten und Notizen in
deutscher und italienischer Sprache. Besonders interessant sind
seine in deutscher Sprache verfassten Gedichte und seine
Verwendung deutscher Begriffe und Redewendungen, die sich auch zu
Lebzeiten Bazlens bereits antiquiert anhörten.
In dieser Folge sprechen Lilli Kim Schreiber und Jan Söffner zum
ersten Mal über ein Gedicht, das weder von seinem Autor einen
Titel erhalten hat, noch nachträglich benannt worden ist. Diese
scheinbare Flüchtigkeit, mit der nicht nur der Autor das Gedicht
bedacht hat, sondern der auch der Inhalt gewidmet zu sein
scheint, entpuppt sich schnell als eine Illusion, der der
Rezipierende spätestens dann erliegen muss, wenn das Momentum des
Ertappens eigener antiquierter Denk- und Handlungsmuster
spätestens ab der vierten Strophe einsetzt.
Das Gedicht zur Folge gibts ab jetzt immer auf Instagram:
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Die nächste Episode mit einem neuen Gedicht wird alle zwei Wochen
auf allen Streamingdiensten von Welle20 veröffentlicht.
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„15 Minuten Lyrik" ist eine Podcast-Produktion vom LitContest in
Zusammenarbeit mit Jan Söffner, Professor für Kulturtheorie und
-analyse an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen.
Knapp 15 Minuten lang werden Gedichte gegen alle Regeln der
literarischen Kunst zum Klingen gebracht. Klassische
Analysekriterien werden beiseite gelegt, Genregrenzen
aufgebrochen und über Sprach- und Kulturräume hinweg diskutiert,
ganz nach dem Motto:
Popkultur trifft auf Subkultur trifft auf Hochkultur
Vorbereitung und Moderation der Folge: Lilli Kim Schreiber, Till
Gerasch & Prof. Dr. Jan Söffner
Ausführende Produzentin: Yara Glajcar
Roberto Bazlen (1902-65):
Einer kam – für ihn war es der sonnige Sueden –
Einer kam also, mit Schnurrbart und Schnurrbartbinde,
Hatte eine helle Stirne, darunter den haengenden Z[w]icker,
Liebte Kinder, Orangen und hatte auch sonst feste Grundsaetze,
Las Goethes saemtliche Werke und glaubte, sie seien von Paul
Heys[e,]
Gruendete ein Handelshaus und kaufte einen Weihnachtsbaum.
Fand eine vor, die hatte eine harte Stirne
Wusste um den Kampf ums Dasein und um die Waerme des [Herdes]
Liebte die Stille der Lampe, doch sechstausend Jahre Jehova
Hatten sie hart und gerecht und diplomatisch gemacht.
Zwei liegen, für immer vergessen, irgendwo unter der Erde,
Ein dritter, bei einem Glas Wein, denkt heute zufällig an s[ie]
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