Reading #metoo: eine analytische Sexismus-Lesung von Weltliteratur bis zu Online-Kommentaren
#metoo und sein Vorgänger #aufschrei haben unsere Diskussionen um
Macht, Sexismus und Gleichberechtigung neu befeuert. Während die
Boulevardpresse „Sex-Skandale“ aufdeckt, kritisieren die
Feuilletons gesellschaftliche Rollenbilder und das Schweigen der
(f
54 Minuten
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Beschreibung
vor 6 Jahren
Thea Dymke, Änne-Marthe Kühn #metoo und sein Vorgänger #aufschrei
haben die Diskussionen um Macht, Sexismus und Gleichberechtigung
neu befeuert. Zwischen Offenbarungen der Opfer und Namenslisten
prominenter Täter werden die Forderungen laut nach strengeren
Strafen für sexuelle Übergriffe und verbindlichen Verhaltensregeln
für den Umgang zwischen Mann und Frau. Doch Sexismus hat wenig mit
eigentlichem Sex zu tun – vielmehr erwächst er aus
Machtverhältnissen, anerzogenen Rollenbildern und liebgewonnenen
Klischees. Und er zeigt sich überdeutlich in unserem allumfassenden
Ausdrucksmittel – der Sprache als geschriebenes Wort oder als
realitätsschaffende Handlung. Während die Boulevardpresse
reißerisch „Sex-Skandale“ aufdeckt, kritisieren die Feuilletons das
„Schweigen“ der feministischen Männer. Während die einen unter
scheinbarer Sprachlosigkeit leiden, hat sich eine #Ihave-Gegenseite
formiert und kann sich nicht entscheiden zwischen ehrlicher
Auseinandersetzung - „auch ich war ein Täter“ - und lautstarker
Hetze: als „Hysterie“ oder „Hexenjagd“ klagt sie „weibliche
Beschwerdekultur“ an und will von strukturellen Problemen nichts
hören. Was aber passiert, wenn wir geschriebene Worte hörbar
machen? Mit unserer analytischen Lesung gehen wir der Frage nach,
wie tief Sexismus in unser kollektives Bewusstsein buchstäblich
eingeschrieben ist und welche Brücken sich aus der Weltliteratur zu
heutigen Online-Debatten schlagen lassen. Wir zitieren Brecht und
Buckowski, Foucault und Foster-Wallace und stellen ihnen Auszüge
journalistischer Artikel und Leserkommentare von Usern namens
JuJuMila, Drive_by_posting oder ShinyShadow an die Seite.
Medienkritisch fragen wir mit unserer Lesung, wie die Thematik in
den sozialen Online-Medien verhandelt wird und wie dies mit unserer
Diskussionskultur in der offline-Welt in Wechselwirkung tritt. Denn
wie wir miteinander über Sexismus reden und schreiben, zeigt uns,
wie wir ihn begreifen. Und vielleicht kann eine neue Sprache ein
neues Denken fördern.
haben die Diskussionen um Macht, Sexismus und Gleichberechtigung
neu befeuert. Zwischen Offenbarungen der Opfer und Namenslisten
prominenter Täter werden die Forderungen laut nach strengeren
Strafen für sexuelle Übergriffe und verbindlichen Verhaltensregeln
für den Umgang zwischen Mann und Frau. Doch Sexismus hat wenig mit
eigentlichem Sex zu tun – vielmehr erwächst er aus
Machtverhältnissen, anerzogenen Rollenbildern und liebgewonnenen
Klischees. Und er zeigt sich überdeutlich in unserem allumfassenden
Ausdrucksmittel – der Sprache als geschriebenes Wort oder als
realitätsschaffende Handlung. Während die Boulevardpresse
reißerisch „Sex-Skandale“ aufdeckt, kritisieren die Feuilletons das
„Schweigen“ der feministischen Männer. Während die einen unter
scheinbarer Sprachlosigkeit leiden, hat sich eine #Ihave-Gegenseite
formiert und kann sich nicht entscheiden zwischen ehrlicher
Auseinandersetzung - „auch ich war ein Täter“ - und lautstarker
Hetze: als „Hysterie“ oder „Hexenjagd“ klagt sie „weibliche
Beschwerdekultur“ an und will von strukturellen Problemen nichts
hören. Was aber passiert, wenn wir geschriebene Worte hörbar
machen? Mit unserer analytischen Lesung gehen wir der Frage nach,
wie tief Sexismus in unser kollektives Bewusstsein buchstäblich
eingeschrieben ist und welche Brücken sich aus der Weltliteratur zu
heutigen Online-Debatten schlagen lassen. Wir zitieren Brecht und
Buckowski, Foucault und Foster-Wallace und stellen ihnen Auszüge
journalistischer Artikel und Leserkommentare von Usern namens
JuJuMila, Drive_by_posting oder ShinyShadow an die Seite.
Medienkritisch fragen wir mit unserer Lesung, wie die Thematik in
den sozialen Online-Medien verhandelt wird und wie dies mit unserer
Diskussionskultur in der offline-Welt in Wechselwirkung tritt. Denn
wie wir miteinander über Sexismus reden und schreiben, zeigt uns,
wie wir ihn begreifen. Und vielleicht kann eine neue Sprache ein
neues Denken fördern.
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