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Beschreibung
vor 10 Jahren
"Als Kind hatte ich die Vorstellung, dass ich eines Tages an
einen Ort komme, an dem ich alles erfahren werde, einen Ort, an
dem sich alles klärt, alle Fragen, Rätsel und Probleme. Einen
Ort, an dem sich herausstellt, was es mit diesem Leben auf sich
hat, was dieses Leben überhaupt soll, wozu ich auf der Welt bin
und warum was geschieht.", schreibt der Schriftsteller David
Wagner in "Leben".
Benno Schlichts künstlerische Arbeit weiß um diesen utopischen
Ort. Sie kreist stets genau darum: den Ort, an dem wir die
Antworten finden. In seinen Fotografien (und Zeichnungen und
Skulpturen) befragt Benno Schlicht die Welt um und in sich nach
der „großen Antwort“ und weiß dabei auch, dass wir sie nicht
erfahren werden. Der Tag, an dem wir alles verstehen, wird nicht
kommen. Was ist das Leben? Was ist die Liebe? Der Tod? Wer sind
wir? Was ist die Zeit? Warum vergeht sie und lässt uns
zurück?
Die Fotografie scheint wie kein anderes Medium geeignet, die Welt
objektiv abzubilden. Wir erkennen die Dinge wieder, wie sie
wirklich zu sein scheinen. Ist damit schon etwas gewonnen? Diesen
Bereich des scheinbar Objektiven verlässt Benno Schlicht in
seinen Fotografien ohne Trick und Verfremdung - und ohne
Verzögerung - durch eine poetische Verschiebung. Traumwandlerisch
nimmt er uns an der Hand und zieht uns über die Schwelle des
Sicht- und Erkennbaren hinweg in den Raum des Imaginären. Seine
Bilder sind so mit der Intensität und visuellen Kraft von
Traumbildern vergleichbar, in denen die Dinge, die wir sehen,
verstörend mehr und anderes bedeuten als im Wachen. Traumbilder,
die unsere unausgesprochenen Ängste, Begierden und Sehnsüchte
spiegeln. Unser Glück und unsere quälenden Fragen. Die aus einem
ungreifbaren Wissen in uns selbst entstehen und uns berühren,
deren Verständnis sich uns dennoch entzieht.
"Ich bin überzeugt, die Poesie ist einer der wesentlichen
Schlüssel zu unserem Sein.", sagt Benno Schlicht. "Indem wir
poetisch werden, verlassen wir den zumeist wenig hilfreichen
Bereich des Mess- und Wiegbaren, des Beweises, wo es doch nichts
zu beweisen gibt. Und indem wir auf diese Weise umstrukturieren,
nähern wir uns dem tatsächlichen, dem emotionalen Gehalt unserer
- auch potentiellen - Erfahrungen, öffnen Türen zu unermesslichen
Räumen."
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