Im Gespräch mit ... Wolfgang Herles
1 Stunde 8 Minuten
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Beschreibung
vor 11 Monaten
Wenn in einem der wunderbaren Gespräche mein Gesprächspartner
mich mit der Aussage überrascht hat, er sei ein Zeitgenosse
Shakespeares, so könnte diese Verwirrung der Maßstäbe (Fair is
foul, and foul is fair!) als Leitmotiv über der Unterhaltung
stehen, die ich mit Wolfgang Herles geführt habe – war sie doch
ganz dem Rätseln darüber gewidmet, wie jemand, der tief in der
Mitte der Gesellschaft beheimatet war, sich plötzlich in der
Randständigkeit wiederfinden konnte. Oder wie Wolfgang Herles in
einem Stoßzeufzer selbst artikuliert: „Ich habe mich wie ein
Fisch im Wasser gefühlt. Aber jetzt habe ich das Gefühl, als
hätte man mir das Land unter dem Arsch weggezogen.“ Für Wolfgang
Herles liegt die Ursache dieser Entfremdung in der Entstehung der
Berliner Republik, die Konsens nur dadurch herzustellen
vermochte, dass sie auf die Errungenschaften des offenen
Diskurses verzichtete (was der Leiter des Sendeformats „Bonn
direkt“ mit einer Zwangsversetzung in die Kultur bezahlen
musste). Nun ist dem, nach eigenem Bekunden, „geborenen
Skeptiker“ nichts mehr zuwider als der schweigende Konformismus –
und so versteht sich Herles jüngstes Buch als Anstiftung zu einer
bürgerlichen Revolution – und trägt den leicht ironischen Titel
„Mehr Anarchie, die Herrschaften!“. Nun mag der deutsche
Untertanengeist ein Grund für die Anpassungsbereitschaft des
Publikums sein, aber ein zweiter ist gewiss die
Stromlinienverformung der Öffentlichkeit, der Herles vor einiger
Zeit sein Buch „Die Gefallsüchtigen“ gewidmet hat – und weil dies
ein wiederkehrendes Motiv auf ex nihilo ist, geht die Unterredung
der Frage nach, welche psychosozialen Auswirkungen die Quote auf
die Öffentlichkeit gehabt hat und worin die Verwerfungen
bestehen, die uns zu Zeitgenossen Shakespeares machen.
Wolfgang Herles war als Journalist und Frontmann der Sendung
„Bonn direkt“ ein Chronist der Bonner Republik, später dann
Talkshowmoderator und Leiter verschiedener Kultursendungen (von
den „aspekten“ , den „Schrifttypen“ bis hin zum „Blauen Sofa“).
Von Wolfgang Herles sind u.a. folgende Bücher erschienen
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