Im Gespräch mit ... Axel Bojanowski (Audio)

Im Gespräch mit ... Axel Bojanowski (Audio)

54 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Redet man über den Klimawandel, ist man unweigerlich mit der
Frage konfrontiert, wie sich in einer aufgeklärten, säkularen
Gesellschaft ein apokalyptisches Denken breit machen und ein
Diskurs sich hat herausbilden können, welcher der ›Leugner‹ und
absoluter Gewissheiten bedarf. In jedem Fall greift die Rede über
das Wetter, sofern sie allein den Meteorologen überlassen bleibt,
viel zu kurz, gilt es die Rolle der Medien in den Blick zu
nehmen. In Anbetracht dieses Sachverhalts drängte sich der
Gedanke nachgerade auf, Axel Bojanowski zum Gespräch darüber zu
bitten. Denn als studierter Meereskundler und Paläoklimatologe
hat Bojanowski ein Vierteljahrhundert Wissenschaftsjournalismus
hinter sich – für Geo, Zeit, Nature, Spiegel, Bild der
Wissenschaft – und seit 2020 für Die Welt. Und weil Axel
Bojanowski ein überaus umgänglicher Zeitgenosse ist, haben wir
uns in einem langen Gespräch darüber unterhalten, auf welche
Weise eine Frage, die doch vor allem technischer wie
wissenschaftlicher Lösungen bedürfte, in einen regelrechten
Katastrophismus, ja nachgerade eine Form der
Katastrophenbegeisterung hat hineinführen können. Herausgekommen
ist ein Gespräch, das ohne Eifer, ohne Zorn, sich dieser
merkwürdigen Wahrnehmungsverzerrung zugewandt ist. Es ist kein
Zufall, dass man sich dabei weniger über die Details des
Klimawandels austauscht (den doch niemand in Abrede stellen will,
schon gar nicht Bojanowski) und stattdessen auf die blinden
Flecke der Debatte zu sprechen kommt: das Desinteresse, dass man
den konkreten Lösungen zuteil werden lässt, die geradezu
religiöse Erregung, welche sich der Disputanten bemächtigt,
zuguterletzt das erstaunliche Beharren auf geistiger und
moralischer Suprematie (welche dazu führt, dass man Opponenten
wie Bojanowski kurzerhand von der Bühne verweisen möchte: Aus den
Augen, aus dem Sinn!) Was kurzfristig ein Gewinn sein mag, ist
auf lange Sicht jedoch eine große Gefahr. Denn schon Joseph de
Maistre hat gewusst, dass der Weg in die Hölle mit guten
Vorsätzen gepflastert ist. Nimmt man die Zwänge in den Blick,
welche die Journalisten in der Aufmerksamkeitsökonomie ausgesetzt
sind, wird sichtbar, dass hier gruppendynamische Prozesse am Werk
sind. Verabschieden sich die Gemäßigten aus der Debatte, rüsten
sich die Aktivisten just in dem Maße, in dem sie die Bindung ans
Reale verliert, in phantasmatischer Form auf. Was die Frage auf
den Plan ruft: Frage: Könnte es sein, dass sich hier ein
zeitgemäßer Donquixotismus anbahnt – eine moralische Panik, der
es weniger um die Zukunft u tun ist, als um den Kampf gegen die
Riesen, die übermächtigen Monster? Aber wenn dem so wäre, so
entbehrte diese postmoderne göttliche Komödie nicht einer
gewissen Ironie. Dass man mit Windmühlen gegen Windmühlen
anreitet.


Axel Bojanowski, dessen Homepage sich hier findet, hat eine Reihe
von Büchern veröffentlicht. Auf seinem Substack Blog
Klimawandel-Hintergründe äußert er sich regelmäßig zu fachlichen
Fragen, die den Klimawandel betreffen. Derzeit arbeitet er an
einem Buch zum Thema. In der Welt sind kürzlich erschienen:


Der lange Kampf der Umweltbewegung gegen die Menschen


Der zweifelhafte Kampf der Klimaschützer-Elite um
gesellschaftliche Hoheit


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