SEP #56: Paradoxien

SEP #56: Paradoxien

Paradoxien Das Wort Paradoxien ist ein altgriechischer Begriff für „wider Erwarten, wider die gewöhnliche Meinung, unerwartet, unglaublich“ (Wilhelm Pape, Max Sengebusch: Handbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage, Braunschweig 1914.
39 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
Paradoxien

Das Wort Paradoxien ist ein altgriechischer
Begriff für „wider Erwarten, wider die gewöhnliche Meinung,
unerwartet, unglaublich“ (Wilhelm Pape, Max Sengebusch: Handbuch
der griechischen Sprache. 3. Auflage, Braunschweig 1914.) Es wird
auch für für einen Widerspruch genutzt.


Von dem Griechen Zenon von Elea stammt das Paradoxon, dass ein
Pfeil die Zielscheibe nicht erreichen kann, wenn man davon
ausgeht, dass die Strecke zwischen dem Schützen und der
Zielscheibe halbiert wird. Dann die halbe Strecke wieder halbiert
wird, so dass der Pfeil dann ein viertel der Strecke vom Ziel
entfernt ist usw. Das Widerspricht aber unserer Erfahrung.


Als System Empowerer haben wir es auch immer wieder mit
Paradoxien zu tun und unser Ziel ist es, nicht an diese
Paradoxien festzuhalten sondern sie zu eliminieren bzw. die
Vorannahmen dahinter aufzudecken, damit sich die Paradoxien
auflösen.
„Perfekt sein“ als Paradoxie

Perfekt sein ist in dem Sinne eine Paradoxie, weil es nicht
erreichbar ist. Es lässt sich normalerweise noch besser /
„perfekter“ machen. Um diese Paradoxie aufzulösen, gehen wir an
die Ursache. Wieso kommt ein Mensch zu der Aussage „Ich muss
perfekt sein“? In vielen Coachings ist die Ursache, dass es eine
darunter liegende Angst gibt, nicht versagen zu dürfen. Und
jedesmal, wenn es nur gut aber nicht perfekt ist, kommt diese
Angst hoch.


 
Postulierte Paradoxien in Familienunternehmen

In dem Buch „Die beiden Seiten der Unternehmerfamilie.
Familienstrategie über Generationen“
von Arist von Schlippe, Thorsten Groth und Tom A. Rüsen,
Göttingen 2017 stellen die Autoren die Paradoxie auf, dass
Unternehmen und Familie nicht zusammen passen. Daraus leiten sie
den Vorrang des Unternehmens über die der Familie ab. Diese
postulierte Paradoxie führt unweigerlich zu
Systemgesetzverletzungen wie Ausschluss, zu wenig Wertschätzung
oder auch das Gefühl von Ungerechtigkeit.
Wie lässt sich diese Paradoxie eliminieren? Hier werden die
Systemgesetze und die Systemgesetzebene gebraucht. Werden die
Systemgesetze in der Familie und im Familienunternehmen gelebt,
so löst sich die Paradoxie auf, denn beides passt zusammen und es
gibt auch keinen Vorrang.


 
Paradoxien betrachten mit Hilfe des erweiterten Tetra-Lemmas

Das Tetra-Lemma betrachtet vier Positionen. Bezogen auf einen
Streit mit zwei Parteien sind es folgende Positionen:
Position 1: Der eine hat recht.
Position 2: Der andere hat recht.
Position 3: Beide haben recht.
Und Position 4: Keiner von beiden hat recht.


Der Erweiterung betrachtet noch eine fünfte Position: Und selbst
das Ganze (die vier Positionen) nicht. Das führt dazu, diese
Ebene zu verlassen und beispielsweise die gemeinsame Vorannahme
hinter dem Konflikt zu finden.


Beispiel: Zwei Menschen streiten darüber, wie
ein krebskranker Mensch damit umgehen soll: Position 1 lautet:
Der Mensch soll noch so richtig das Leben genießen, reisen,

Position 2: Der Mensch soll in sich gehen, Themen klären, …
Wir könnten nun Position 3 und 4 betrachten, jedoch ist die
fünfte Position viel spannender: Was ist die gemeinsame
Vorannahme hinter dem Streit? Dass Krebs unweigerlich zum nahen
Tod führt. Erwiesenermaßen ist das nicht so, denn viele Menschen,
die mal Krebs hatten, wurden wieder gesund.


Also geht es darum zu schauen, welche Vorannahmen und
Überzeugungen stecken hinter einer Paradoxie oder einem Konflikt
(Widerspruch)


 
Der double-bind als Paradoxie

Ein double-bind beschreibt einen Zustand, wo die Person nur
verlieren kann. Das Beispiel von Watzlawik: Die Frau sagt zum
Mann: „Zeig mir mal, dass du mich liebst und bring mir einen
Blumenstrauß mit.“ Diese Aussage führt zu einem double-bind, denn
wenn der Mann ihr einen Blumenstrauß mitbringt, sagt sie: „Das
machst du nur, weil ich es dir gesagt habe, du liebst mich nicht
wirklich“. Wenn der Mann sich dieses vorher denkt und ihr deshalb
keinen Blumenstrauß mitbringt, dann sagt sie „Du liebst mich
nicht, denn obwohl ich es dir gesagt habe, bringst du mir keinen
Blumenstrauß mit.“


Damit so ein double-bind bzw. Paradoxie nicht auftritt, fragen
wir in unserer Arbeit beim Auflösen von Systemgesetzverletzungen
nie die verletzte Person, was sie von der anderen Person braucht
sondern immer die verursachende Person, was sie anders machen
kann. Auch sollte die verletzte Person nicht von sich aus sagen,
was sie braucht bzw. was die andere Person tun soll.


Der Beitrag SEP #56: Paradoxien erschien zuerst auf Hanseatisches
Institut.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: