Opioide in den USA: Der lange Kampf gegen die tödliche Sucht
Die Drogenkrise in den USA ist eskaliert: Allein letztes Jahr
starben weit über 100 000 Menschen an einer Überdosis. Das Opioid
Fentanyl ist zur richtigen Killerdroge geworden. Ein Besuch im
Bundesstaat West Virginia zeigt: Neue Wege wären gefragt, do ...
27 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Die Drogenkrise in den USA ist eskaliert: Allein letztes Jahr
starben weit über 100 000 Menschen an einer Überdosis. Das Opioid
Fentanyl ist zur richtigen Killerdroge geworden. Ein Besuch im
Bundesstaat West Virginia zeigt: Neue Wege wären gefragt, doch das
Umdenken findet erst langsam statt. Ausgelöst wurde die Krise vor
über 20 Jahren durch verschreibungspflichte Schmerzmittel:
Opioidpillen wie «Oxycontin», die aggressiv vermarktet wurden. Das
Versprechen der Hersteller, die neuen Pillen machten kaum abhängig,
erwies sich als falsch – und führte in eine Katastrophe. Besonders
früh und hart getroffen wurden ländliche Gebiete: wirtschaftlich
abgehängte Landstriche wie West Virginia. Die abgelegenen Täler im
Appalachen-Gebirge boten der Opioidkrise den Nährboden. West
Virginia wurde von den Schmerzpillen regelrecht überflutet. Doch
längst hat die Opioidkrise auch die Städte erfasst, wie die offenen
Drogenszenen eindrücklich zeigen. Und die Krise ist eskaliert: Als
es schwieriger wurde, an verschreibungspflichtige Pillen zu kommen,
boten Drogendealer die illegale Alternative: Heroin, seit etwa 2013
auch das synthetische Opioid Fentanyl, das die Zahl der Toten stark
nach oben trieb. Die Krise ist eskaliert – und die Covid-Pandemie
hat sie zusätzlich verschlimmert. Die Behörden sprechen längst von
einer Opioid-Epidemie. Und die Krise hat sich gewandelt, auch am
Epizentrum, in West Virginia: Sucht, Obdachlosigkeit und psychische
Krankheiten gehen Hand in Hand. Wer Strassendrogen nimmt, weiss
vielleicht gar nicht, dass er Fentanyl nimmt – oder das
Tierberuhigungsmittel Xylazin, das den Drogen seit einiger Zeit
beigemischt wird. Jene, die versuchen, gegen das Elend anzukämpfen,
sind vor allem damit beschäftigt, Leben zu retten: Sie verteilen
saubere Spritzen, HIV-Tests oder den Nasenspray Narcan. Dieser kann
Menschen nach einer Überdosis wieder aufwecken, und sie so vor dem
Tod bewahren. Expertinnen sagen, es brauche mehr Schadensminderung,
es sei etwa nötig saubere Spritzen zu verteilen, um die Süchtigen
vor HIV oder Hepatitis zu schützen. Es gebe zu wenig Therapieplätze
mit Ersatzsubstanzen wie Methadon, gerade in Bundesstaaten wie West
Virginia, wo solche Therapien am dringendsten gebraucht würden.
Dinge wie Drogenkonsumräume oder die staatlich kontrollierte
Drogenabgabe gibt es kaum oder gar nicht. Nach Jahrzenten des
«Krieges gegen die Drogen», scheinen die USA nur zögerlich
wegzukommen von der Politik der harten Hand. Das Sterben geht
derweil weit. Der Schaden ist immens, der menschliche, aber auch
der wirtschaftliche.
starben weit über 100 000 Menschen an einer Überdosis. Das Opioid
Fentanyl ist zur richtigen Killerdroge geworden. Ein Besuch im
Bundesstaat West Virginia zeigt: Neue Wege wären gefragt, doch das
Umdenken findet erst langsam statt. Ausgelöst wurde die Krise vor
über 20 Jahren durch verschreibungspflichte Schmerzmittel:
Opioidpillen wie «Oxycontin», die aggressiv vermarktet wurden. Das
Versprechen der Hersteller, die neuen Pillen machten kaum abhängig,
erwies sich als falsch – und führte in eine Katastrophe. Besonders
früh und hart getroffen wurden ländliche Gebiete: wirtschaftlich
abgehängte Landstriche wie West Virginia. Die abgelegenen Täler im
Appalachen-Gebirge boten der Opioidkrise den Nährboden. West
Virginia wurde von den Schmerzpillen regelrecht überflutet. Doch
längst hat die Opioidkrise auch die Städte erfasst, wie die offenen
Drogenszenen eindrücklich zeigen. Und die Krise ist eskaliert: Als
es schwieriger wurde, an verschreibungspflichtige Pillen zu kommen,
boten Drogendealer die illegale Alternative: Heroin, seit etwa 2013
auch das synthetische Opioid Fentanyl, das die Zahl der Toten stark
nach oben trieb. Die Krise ist eskaliert – und die Covid-Pandemie
hat sie zusätzlich verschlimmert. Die Behörden sprechen längst von
einer Opioid-Epidemie. Und die Krise hat sich gewandelt, auch am
Epizentrum, in West Virginia: Sucht, Obdachlosigkeit und psychische
Krankheiten gehen Hand in Hand. Wer Strassendrogen nimmt, weiss
vielleicht gar nicht, dass er Fentanyl nimmt – oder das
Tierberuhigungsmittel Xylazin, das den Drogen seit einiger Zeit
beigemischt wird. Jene, die versuchen, gegen das Elend anzukämpfen,
sind vor allem damit beschäftigt, Leben zu retten: Sie verteilen
saubere Spritzen, HIV-Tests oder den Nasenspray Narcan. Dieser kann
Menschen nach einer Überdosis wieder aufwecken, und sie so vor dem
Tod bewahren. Expertinnen sagen, es brauche mehr Schadensminderung,
es sei etwa nötig saubere Spritzen zu verteilen, um die Süchtigen
vor HIV oder Hepatitis zu schützen. Es gebe zu wenig Therapieplätze
mit Ersatzsubstanzen wie Methadon, gerade in Bundesstaaten wie West
Virginia, wo solche Therapien am dringendsten gebraucht würden.
Dinge wie Drogenkonsumräume oder die staatlich kontrollierte
Drogenabgabe gibt es kaum oder gar nicht. Nach Jahrzenten des
«Krieges gegen die Drogen», scheinen die USA nur zögerlich
wegzukommen von der Politik der harten Hand. Das Sterben geht
derweil weit. Der Schaden ist immens, der menschliche, aber auch
der wirtschaftliche.
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