#03 - Ausstellungen (um)planen

#03 - Ausstellungen (um)planen

1 Stunde 8 Minuten
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Beschreibung

vor 3 Jahren

Die Dauerausstellung ist das Herzstück eines jeden Museums. Hier
treffen die Ergebnisse von wissenschaftlicher Recherche und
Provenienzforschung auf Besucher:innen jeder Altersgruppe. Doch
wie es der Name verrät, ist eine Dauerausstellung für einen
längeren Zeitraum angelegt – zwar nicht für die Ewigkeit, aber
dennoch kann sie für mehrere Jahre unverändert stehen bleiben,
bis sie entweder in Teilen überarbeitet oder in einem Rutsch
komplett neu konzipiert wird. Dennoch schlummern in den
Sammlungen der Museen und in den Köpfe ihrer Mitarbeit:innen
unzählige Ideen und Themen, die nur darauf warten, in einer
Ausstellung präsentiert zu werden.


Hier kommen Wechselausstellungen ins Spiel, die für diese Ideen
einen Entfaltungsraum bieten. Oftmals nur für einige Monate
konzipiert, stoßen sie neue Impulse und Diskurse an, präsentieren
Objekte, die bis dahin über Jahrzehnte in den Sammlungen auf
ihren großen Moment gewartet haben. Sie können experimentell,
bahnbrechend oder auch ganz schlicht sein. Aber was braucht es
alles dafür? Wie wird aus einer Idee eine fertige Ausstellung?


Lasst uns darüber mal reden…


00:00:45 - Begrüßung


Willkommen zur dritten Episode des VoloMuPo! Mit zwei neuen
Gästen werfen wir den Blick auf eine der schönsten Arbeiten, die
man im Museum machen kann.


00:01:10 - Heute zu Gast


Heute berichten Linda Günther und Christopher Hölzel von ihren
Erfahrungen aus dem Volontariat und den Ausstellungen, an denen
sie mitgewirkt haben.


00:04:10 - Linda Günther (Museen Böttcherstraße Bremen)


Linda ist seit August 2019 wissenschaftliche Volontärin in den
Museen Böttcherstraße in Bremen. Diese umfassen das Ludwig
Roselius Museum und das Paula Modersohn-Becker Museum und
präsentieren Kunstwerke vom Mittelalter bis in die Moderne.


00:04:40 - Christopher Hölzel (Vorderasiatisches Museum
Berlin)


Christopher hat sein wissenschaftliches Volontariat im Januar
2020 begonnen. Dieses vollbringt er im Vorderasiatischen Museum
im Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel zwischen
Pergamonaltar und Ischtar-Tor.


00:05:40 - Das heutige Thema


Wir sprechen heute über eine der schönsten Aufgaben, die man im
Museum machen kann: Das Konzipieren und Produzieren von
Ausstellungen bzw. deren Umplanung angesichts unerwarteter
Ereignisse. Besonders Wechselausstellungen, die nur auf eine
kurze Laufzeit ausgelegt sind, bieten Museen die Möglichkeit
nicht nur ihre weitreichenden Sammlungsbestände zu präsentieren,
sondern auch neue Vermittlungswege auszuprobieren oder einen
zeitaktuellen Ansatz zu einem Diskurs zu schaffen. Wie eine
solche Planung von der Idee bis zur Umsetzung aussehen kann,
betrachten wir an zwei Wechselausstellungen, die in Bremen und
Berlin produziert wurden.


00:07:35 - Berührend – Annäherung an ein wesentliches
Bedürfnis


Vom 19. September 2020 bis zum 28. Februar 2021 zeigt das Paula
Modersohn-Becker Museum eine Ausstellung zum Thema Berührungen.
Ein Thema, das gerade in Zeiten von Hygienemaßnahmen und Social
Distancing immer mehr an Bedeutung gewinnt. Berührend ist hier
Doppeldeutig gemeint: Neben der körperlichen Berührung soll vor
allem die seelische Berührung im Fokus stehen. Mit den Augen soll
gefühlt werden, schließlich sind Museumsobjekte zum Anfassen
immer noch eine Seltenheit, gerade in Kunstausstellungen. Wie man
sich dennoch diesem Thema annähern kann, erläutert Linda, die
gemeinsam mit dem Direktor Dr. Frank Schmidt diese Ausstellung
kuratiert hat.


00:32:45 - Eigene Sammlungen


Oftmals für Besucher:innen verborgen, sind Sammlungen wahre
Schatzkammern für Museen, denn die Objekte, die man in den
Dauerausstellungen findet, machen in der Regel nur einen kleinen
Teil der Gesamtzahl aus, auf die man theoretisch zurückgreifen
kann. Wechselausstellung bieten dazu die Möglichkeit auch lange
eingelagerte Objekte – wenn auch nur für kurze Zeit – zum
Vorschein zu bringen. Je nachdem, wie gut die eigene Sammlung
erschlossen ist, kann sich die Objektsuche auch zur wahren
Entdeckungstour entwickeln.


00:42:00 - Vom Fragment zum Monument – Das Ischtar-Tor in
Berlin


Die Museumsinsel ist ein Must-see für alle Urlauber:innen in der
Hauptstadt. Mittendrin befindet sich das Pergamonmuseum, in dem
archäologische und kulturhistorische Objekte ausgestellt werden.
Dazu zählen der namensgebende Pergamonaltar aus Kleinasien als
Teil der Antikensammlung, die Mschatta-Fassade aus dem heutigen
Jordanien im untergebrachten Museum für Islamische Kunst und das
beeindruckende babylonische Ischtar-Tor im Vorderasiatischen
Museum. Eben dieses Tor ist Gegenstand der Wechselausstellung
Vom Fragment zum Monument – Das Ischtar-Tor in Berlin, die
sich nicht nur mit der Geschichte des Tores auseinandersetzt,
sondern auch mit dessen Weg aus dem mesopotamischen Sandboden auf
die Berliner Museumsinsel, dessen Restauration und
Rekonstruktion. Christopher erzählt, wie Wechselausstellung nicht
nur Kulturgeschichte vermitteln können, sondern auch
Museumsgeschichte.


00:56:15 - Alle (Museums-)Bereiche mitnehmen


Museumsarbeit besteht aus verschieden Bereichen, die auch alle
bei der Planung und Umsetzung von Wechselausstellungen
eingebunden werden müssen. Welche Vermittlungskonzepte sollen
angewandt werden? Welche begleitenden Veranstaltungen müssen
geplant werden? Wie macht man auf die kommende Wechselausstellung
aufmerksam? Eins steht fest: Ausstellungsplanung kann nie ein
Alleingang sein. Ebenso müssen Besucher:innen und deren
individuellen Bedürfnisse beachtet werden. Gerade das macht die
Ausstellungsplanung so spannend, weil sie jeden Aspekt der
Museumsarbeit umfasst, umso stolzer kann man auf das Ergebnis
sein.


01:04:15 - Letzter Werbeblock //Verabschiedung


Die Ausstellung Berührend – Annäherung an ein wesentliches
Bedürfnis ist noch bis zum 28. Februar 2021 im Paula
Modersohn-Becker Museum in Bremen zu sehen. Die Ausstellung
Vom Fragment zum Monument – Das Ischtar-Tor in Berlin
zeigt das Vorderasiatische Museum in Berlin noch bis zum 3.
Oktober 2021. Ein großes Dankeschön an Linda und Christopher für
die Einblicke und vielen Dank fürs Zuhören.


Zu Gast: Linda Günther (Museen Böttcherstraße),
Christopher Hölzel (Vorderasiatisches Museum Berlin)


Redaktion/Produktion: Christian Bihn


Intro- und Outro-Musik: “Hau ab!” von der CD: „Bruders
große Reise“, mit freundlicher Genehmigung von Stephan Völker
(www.stephan-voelker.de)


 


Ein Projekt der Museumsstiftung Post und Telekommunikation

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