#32 Wie wollen Frauen führen?
49 Minuten
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vor 2 Jahren
Karriereziel Führungsposition? Das ist für Frauen nicht
selbstverständlich. Ende 2021 waren in einer Umfrage der
Initiative Chefsache nur noch 28 Prozent eher oder sehr
zuversichtlich, in Zukunft eine Führungsposition zu übernehmen;
im Vorjahr waren es noch 35 Prozent.
Die Gründe für Skepsis und Zurückhaltung sind vielfältigst. Für
die Unternehmensberaterin und Systemische Beraterin Lilian
Gehrke-Vetterkind steht fest: „Unsere Arbeitswelt, wie wir sie
jetzt noch vorfinden, ist maximal unattraktiv für Frauen, um in
ihr Führungspositionen zu übernehmen.“
Sie will es aber nicht bei der „Das Glas ist sehr
leer“-Betrachtung belassen. Und hat gemeinsam mit Prof. Dr. Armin
Trost von der Hochschule Furtwangen eine Studie mit dem Titel
„Frauen wollen führen – aber unter anderen Vorzeichen“ initiiert
und herausgegeben. Darin befragt sie 50 Frauen, unter welchen
Bedingungen sie führen wollten, darunter etwa gleich viel Mütter
wie kinderlose Frauen, im Alter von Mitte Zwanzig bis Mitte
Fünfzig aus unterschiedlichsten Branchen.
In der Podcast-Folge sprechen wir darüber, wie und wann Frauen
führen wollen.
1. Wir brauchen Role-Models,
keine Vorzeigefrauen Wir brauchen dringend
Role-Models, aber Frauen, die an der Spitze männliche Führung und
deren Rituale kopieren, bringen keinen Wechsel und keine
Inspiration. Lilian Gehrke-Vetterkind zu der entlassenen
RBB-Intendantin Patricia Schlesinger: „Ich war überrascht zu
lesen, wie wichtig ihr Status-Symbole wie Dienstwagen und Büro
waren. Für die Frauen meiner Studie ist Status kein
Antrieb.“
2. Frauen lieben
Vertrauenskultur Frauen präferieren einen
Unternehmenskultur, in der menschliche Unvollkommenheit nicht
hinderlich ist. „Frauen wollen nicht ständig überlegen, welches
Wissen sie mit wem teilen, wann sie etwas sagen, und in der
Furcht leben, dass ein unüberlegtes Wort Karriere-Konsequenzen
hat“, sagt Lilian Gehrke-Vetterkind.
3. Frauen suchen Austausch und
Coaching Die befragten Frauen wünschen sich
Begleitung in Form eines Coachings oder Mentorings. „Wir kommen
nicht mit Führungserfahrung auf die Welt“, sagt Lilian
Gehrke-Vetterkind: „Zu lernen ist ja eine Stärke und keine
Schwäche.“
4. Frauen wollen Leben und Arbeit verbinden. Aber
Leben ist wichtiger. Wenig überraschend: „Keine
der Frauen fand eine 70 Stunden Woche attraktiv.“ Tatsächlich ist
ein ganzheitlicher Lebensentwurf zentral für die
Studienteilnehmerinnen. Wie die Beraterin zusammenfasst: „Ich
will Einfluss nehmen, ich will gestalten, aber ich will mich auch
um meine Familie, meine Freunde kümmern und auch einfach mal
meine Ruhe haben,“ Verträgliche Arbeitszeiten sind zentral, wenn
man Frauen in Führung bringen will. Und von der
Unternehmer*innen-Seite die Väter in den Blick zu nehmen: Wie
können auch sie ihre Rolle in der Familie leben und so ihre
Partnerinnen entlasten?
5. Frauen lieben
Teams. Moderne Führung hat die größten Befürworter
in Frauen. „Sie wollen ihre Mitarbeitenden befähigen,
Entscheidungen zu treffen – und sich auch in Teilen dabei
überflüssig zu machen.“ Am alten Führungsstatus sind sie nicht
interessiert. „Wir wollen gestalten und Einfluss nehmen, aber
eben nicht auf die Kosten der anderen.“
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