Die Macht am Mittelmeer
Was heißt: ich bin ein Europäer? Wie weit soll sich die EU
ausdehnen? Was ist ein europäischer Patriotismus?
40 Minuten
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Was heißt: ich bin ein Europäer? Wie weit soll sich die EU ausdehnen? Was ist ein europäischer Patriotismus?
Beschreibung
vor 3 Jahren
Das Nachkriegseuropa und die EU basieren auf der Achse zwischen
Frankreich und der Bundesrepublik. Das war für Frankreich
historisch nicht selbstverständlich. Frankreich war immer auch ein
mittelmeerisches Land und die Idee einer Mittelmeer-Union, eines
lateinisch dominierten Mittelmeerreichs war für die französische
Tradition stets lebendig: Outremer. Wolf Lepenies, lange Zeit
Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin und Hochschullehrer in
Princeton und an Berliner Universitäten, knüpft in seinem Werk DIE
MACHT AM MITTELMEER an Fernand Braudels Klassiker LA MEDITERANNEE
DANS LE SIECLE DE PHILIP II, das Standardwerk der bekanntesten
Historikerschule Frankreichs, der ANNALEN, an. Aus diesem Werk
kommt auch die Perspektive der "longue durée". Dieser Perspektive
folgt die Untersuchung von Wolf Lepenies quer durch das Dickicht
wechselnder Aktualitäten. Bei Braudel steht die Seeschlacht von
Lepanto im Zentrum, an der sich entschied, ob das Mittelmeer
osmanisch oder westlich beherrscht wird. Tatsächlich ist diese
Frage nie endgültig entschieden worden, auch wenn die Identität der
Mächte wechselte. Noch heute zeigt der Flüchtlingsstrom und der
Krisenherd im nahöstlichen Bereich verblüffend, wie löcherig,
umstritten und bebengefährdet die Macht am Mittelmeer ist. Das Buch
versucht, die Sache mit den Augen Frankreichs zu sehen. Da findet
sich Napoleons Zug nach Ägypten. Jahrzehnte später marschieren die
Legionäre Napoleons des Dritten in Syrien und Afrika ein. Einen
Moment lang scheint es, dass Mittelmeer, Afrika, Frankreich und die
Welt der großen Weltausstellungen hier im Süden eine neue
Wirklichkeit schaffen. Das geht mit dem preußisch-deutschen Sieg
bei Sedan verloren. Aber noch in den Jahren nach 1945 verfolgen
Charles de Gaulle und Robert Schuman, der Mitbegründer der
Montan-Union, Projekte, die sich auf Afrika, den Nahen Osten und
eine Mittelmeer-Union beziehen. Eine Arbeit des politischen
Publizisten Alexandre Kojève, von der man nicht weiß, ob sie
Charles De Gaulle vorlag und ihn beeinflusste, entwickelt ein
plastisches Modell der Mittelmeer-Union als Schwesterprojekt zur
E.U. Als Präsident Sarkozy Jahre nach der Wiedervereinigung
Deutschlands dieses Projekt neu aufgreifen wollte, wurde es durch
deutschen Starrsinn blockiert. Man muss sich, sagt Wolf Lepenies,
vorstellen, was die Wirkung einer Mittelmeer-Union, ausgehend von
Frankreich, unterstützt von der E.U., gewesen wäre, wenn es sie zum
Zeitpunkt des "Arabischen Frühlings" gegeben hätte. Möglicherweise
sähen wir dann heute kein bombardiertes Aleppo. Lateinamerika,
bezogen auf die spanische Sprache, steht dem Projekt Latein-Afrika,
bezogen auf die Frankophonie, gegenüber. Insofern ist eine
Kooperation im Süden und im Nahen Osten in Gefahr, aber nicht
endgültig verschlossen. Es bedarf einer Abkehr von der politischen
Oberflächlichkeit und von der Hybris, mit der Europa vor allem dem
Kontinent Afrika begegnet, damit solche heterotopischen Chancen
wahrgenommen werden. Begegnung mit Wolf Lepenies und seinem
spannenden Werk DIE MACHT AM MITTELMEER. FRANZÖSISCHE TRÄUME VON
EINEM ANDEREN EUROPA. Erstausstrahlung am 28.02.2017
Frankreich und der Bundesrepublik. Das war für Frankreich
historisch nicht selbstverständlich. Frankreich war immer auch ein
mittelmeerisches Land und die Idee einer Mittelmeer-Union, eines
lateinisch dominierten Mittelmeerreichs war für die französische
Tradition stets lebendig: Outremer. Wolf Lepenies, lange Zeit
Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin und Hochschullehrer in
Princeton und an Berliner Universitäten, knüpft in seinem Werk DIE
MACHT AM MITTELMEER an Fernand Braudels Klassiker LA MEDITERANNEE
DANS LE SIECLE DE PHILIP II, das Standardwerk der bekanntesten
Historikerschule Frankreichs, der ANNALEN, an. Aus diesem Werk
kommt auch die Perspektive der "longue durée". Dieser Perspektive
folgt die Untersuchung von Wolf Lepenies quer durch das Dickicht
wechselnder Aktualitäten. Bei Braudel steht die Seeschlacht von
Lepanto im Zentrum, an der sich entschied, ob das Mittelmeer
osmanisch oder westlich beherrscht wird. Tatsächlich ist diese
Frage nie endgültig entschieden worden, auch wenn die Identität der
Mächte wechselte. Noch heute zeigt der Flüchtlingsstrom und der
Krisenherd im nahöstlichen Bereich verblüffend, wie löcherig,
umstritten und bebengefährdet die Macht am Mittelmeer ist. Das Buch
versucht, die Sache mit den Augen Frankreichs zu sehen. Da findet
sich Napoleons Zug nach Ägypten. Jahrzehnte später marschieren die
Legionäre Napoleons des Dritten in Syrien und Afrika ein. Einen
Moment lang scheint es, dass Mittelmeer, Afrika, Frankreich und die
Welt der großen Weltausstellungen hier im Süden eine neue
Wirklichkeit schaffen. Das geht mit dem preußisch-deutschen Sieg
bei Sedan verloren. Aber noch in den Jahren nach 1945 verfolgen
Charles de Gaulle und Robert Schuman, der Mitbegründer der
Montan-Union, Projekte, die sich auf Afrika, den Nahen Osten und
eine Mittelmeer-Union beziehen. Eine Arbeit des politischen
Publizisten Alexandre Kojève, von der man nicht weiß, ob sie
Charles De Gaulle vorlag und ihn beeinflusste, entwickelt ein
plastisches Modell der Mittelmeer-Union als Schwesterprojekt zur
E.U. Als Präsident Sarkozy Jahre nach der Wiedervereinigung
Deutschlands dieses Projekt neu aufgreifen wollte, wurde es durch
deutschen Starrsinn blockiert. Man muss sich, sagt Wolf Lepenies,
vorstellen, was die Wirkung einer Mittelmeer-Union, ausgehend von
Frankreich, unterstützt von der E.U., gewesen wäre, wenn es sie zum
Zeitpunkt des "Arabischen Frühlings" gegeben hätte. Möglicherweise
sähen wir dann heute kein bombardiertes Aleppo. Lateinamerika,
bezogen auf die spanische Sprache, steht dem Projekt Latein-Afrika,
bezogen auf die Frankophonie, gegenüber. Insofern ist eine
Kooperation im Süden und im Nahen Osten in Gefahr, aber nicht
endgültig verschlossen. Es bedarf einer Abkehr von der politischen
Oberflächlichkeit und von der Hybris, mit der Europa vor allem dem
Kontinent Afrika begegnet, damit solche heterotopischen Chancen
wahrgenommen werden. Begegnung mit Wolf Lepenies und seinem
spannenden Werk DIE MACHT AM MITTELMEER. FRANZÖSISCHE TRÄUME VON
EINEM ANDEREN EUROPA. Erstausstrahlung am 28.02.2017
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