Nakah_fotografiert
Ich heisse Hakan. Vor anderthalb Jahren bin ich an einem Tinnitus
erkrankt. Er hat meinen kompletten Alltag vereinnahmt, sogar meine
Traumwelt. Bis mir jemand eine Kamera in die Hand gedrückt hat. Bei
meinem ersten Shooting hörte das Geräusch schlaga...
1 Stunde 5 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 4 Jahren
Ich heisse Hakan.
Vor anderthalb Jahren bin ich an einem Tinnitus erkrankt.
Er hat meinen kompletten Alltag vereinnahmt, sogar meine
Traumwelt. Bis mir jemand eine Kamera in die Hand gedrückt hat.
Bei meinem ersten Shooting hörte das Geräusch schlagartig auf.
Aus einer Therapie wurde eine Passion – ohne Plan, ohne Ziel und
ohne Konzept. Ich folge auch heute keinem Regelwerk und möchte
auch nicht damit anfangen. Die Fotografie ist die Leinwand für
mein Innenleben, für meine Wahrnehmung von Schönheit. Ich habe
die Welt schon immer mit anderen Augen betrachtet. Nun habe ich
angefangen, das in Bildern festzuhalten.
Fotografie bedeutet für mich: Momente kreieren, genießen und
leben. Mit keinem anderen Menschen als dem, der gerade vor mir
steht. Ich zelebriere und erkenne die Schönheit in Menschen, bei
dem der ein oder andere zweimal hinschauen muss, um zu sehen, was
ich sehe. Aber auch dieses Bild steht nie final. An vielen
Models, mit denen ich von Beginn an arbeite, erkenne ich jedes
Shooting eine neue Facette ihrer Persönlichkeit. Und es
fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
Ich schreibe keinem Model vor, was es anzieht. Es muss das sein,
worin es sich wohlfühlt. Ich fange Momente mit Menschen ein, ich
bilde keine Puppen ab. Models sind für mich keine Objekte, es
sind meine Musen. Und wenn man sich die Zeit nimmt, findet man
Verletzlichkeit, Rebellion, Freiheit, Authentizität. Und die
entdecke ich oftmals in der Nudeart. Denn nackt zu sein, heißt,
man selbst zu sein, sich nicht zu verstecken.
Ich liebe die Kommunikation mit den Models. Ich liebe das Pure
und Unverfälschte, das sich manchmal nur in Details zeigt. Und
ich lerne von Ihnen, ich lerne jeden Tag dazu. Alles ist ein
Prozess. Ich habe kein Interesse an Perfektion, was für mich
perfekt ist, definiere ich selbst.
Das beste Shooting ist das, bei dem das Model vergisst, dass es
vor der Kamera steht – nur dann kann ich einfangen, was einen
Menschen wirklich ausmacht. Jede Person hat etwas Einzigartiges,
ich vergleiche nicht. Fotografie und Models sind für mich eine
unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Natürlich entwickle ich
immer wieder Ideen. Aber ich kann sie auch loslassen, wenn ich
fühle, dass es nicht der Moment dafür ist. Ein gespieltes oder
erzwungenes Motiv sind für mich kein Modell. Ich will Spontanität
leben können. Sicher bin ich professioneller geworden, ich habe
Erfahrungen gesammelt, mir ein technisches Fundament erarbeitet,
aber das ist nicht die Quintessenz meiner Arbeit. Ich folge
meiner Intuition - meinen Sheldon Cooper kann ich an anderen
Stellen rauslassen.
Ich freue mich über neue Herausforderungen, professionelle
Models, größere Aufträge – aber vor allem über die Aufregung, die
all das in mir auslöst. Ich glaube, ich werde niemals durch und
durch souverän sein. Und ich finde das auch nicht erstrebenswert.
Wenn ich mich über Dinge nicht mehr freuen kann wie ein Kind, ist
es eine Sache auch nicht mehr wert für mich.
Der Tinnitus war unerträglich – vielleicht wegen des ständigen
Kontakts mit Menschen, ohne ein Instrument, das auszudrücken, was
ich eigentlich empfinde. Worte reichen oft nicht aus, um zu
beschreiben, was ich sehe. Heute denke ich manchmal, daraus ist
der Tinnitus entstanden. Aus einer Ansammlung von Energie,
unausgedrückten Gefühlen, die sich jetzt in der Fotografie
entladen können. In einem Medium, das meine Sprache spricht – und
meinen Hang zu Provokation und Natürlichkeit.
Weitere Episoden
1 Stunde 40 Minuten
vor 2 Jahren
1 Stunde 32 Minuten
vor 2 Jahren
1 Stunde 15 Minuten
vor 2 Jahren
2 Stunden 8 Minuten
vor 2 Jahren
2 Stunden 55 Minuten
vor 2 Jahren
In Podcasts werben
Kommentare (0)