#2 - Philipp Scheidemann: Ausrufung der Republik

#2 - Philipp Scheidemann: Ausrufung der Republik

57 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

»Arbeiter und Soldaten! Furchtbar waren die vier Kriegsjahre.
Grauenhaft waren die Opfer, die das Volk an Gut und Blut hat
bringen müssen. Der unglückselige Krieg ist zu Ende. Das Morden
ist vorbei. Die Folgen des Kriegs, Not und Elend, werden noch
viele Jahre lang auf uns lasten. Die Niederlage, die wir unter
allen Umständen verhüten wollten, ist uns nicht erspart
geblieben, weil unsere Verständigungsvorschläge sabotiert wurden,
wir selbst wurden verhöhnt und verleumdet. Die Feinde des
werktätigen Volkes, die wirklichen ‚inneren Feinde‘, die
Deutschlands Zusammenbuch verschuldet haben, sind still und
unsichtbar geworden. Das waren die Daheimkrieger, die ihre
Eroberungsforderungen bis zum gestrigen Tage ebenso
aufrechterhielten, wie sie den verbissensten Kampf gegen jede
Reform der Verfassung und besonders des schändlichen preußischen
Wahlsystems geführt haben. Diese Volksfeinde sind hoffentlich für
immer erledigt. Der Kaiser hat abgedankt. Er und seine Freunde
sind verschwunden. Über sie alle hat das Volk auf der ganzen
Linie gesiegt! Der Prinz Max von Baden hat sein Reichskanzleramt
dem Abgeordneten Ebert übergeben. Unser Freund wird eine
Arbeiterregierung bilden, der alle sozialistischen Parteien
angehören werden. Die neue Regierung darf nicht gestört werden in
ihrer Arbeit für den Frieden, in der Sorge um Brot und Arbeit.
Arbeiter und Soldaten! Seid euch der geschichtlichen Bedeutung
dieses Tages bewusst. Unerhörtes ist geschehen. Große und
unübersehbare Arbeit steht uns bevor. Alles für das Volk, alles
durch das Volk! Nichts darf geschehen, was der Arbeiterbewegung
zur Unehre gereicht. Seid einig, treu und pflichtbewusst! Das
Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe
das Neue! Es lebe die Deutsche Republik!«


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