Russland: Der Sanktions-Poker zwischen Putin und Deutschland
37 Minuten
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vor 2 Jahren
Russlands Präsident Wladimir Putin könnte die Öllieferungen nach
Deutschland noch vor dem geplanten Embargo stoppen, sagen
Experten. Über die Zukunft der deutsch-russischen
Wirtschaftsbeziehungen diskutieren DIW-Präsident Marcel
Fratzscher und Osteuropa-Experte Stefan Meister.
Druschba ist russisch und heißt soviel wie Freundschaft. Der Name
der Druschba-Pipeline, die russische Ölfelder im Westen Sibiriens
mit der mehr als 5000 Kilometer entfernten Raffinerie im
brandenburgischen Schwedt verbindet, wirkt wie aus einer anderen
Zeit. Seit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine ist
freundschaftlicher Handel vorbei. Stattdessen steigt die Sorge,
dass schneller als erwartet kein russisches Öl mehr nach
Deutschland fließen wird.
Für den Russland-Experten Stefan Meister sind diese Befürchtungen
mehr als berechtigt. Man müsse dringend Alternativen suchen,
warnt er im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit". Denn es sei
durchaus möglich, dass der russische Präsident Wladimir Putin
Deutschland nach dem Gas- auch den Ölhahn zudreht. Zwar ist schon
jetzt klar, dass das Öl-Embargo der EU demnächst greift und
Deutschland ab dem 1. Januar 2023 auf russisches Öl verzichten
muss. Doch bis zum Stichtag sind es noch über drei Monate. Genug
Zeit für Putin, um das Öl frühzeitig abzudrehen und damit die
Energiekrise zu verschärfen.
Russland war lange Zeit einer der größten Energie-Exporteure der
Welt. Während von dort aus in den vergangenen Jahren viel Öl, Gas
und Kohle nach Europa strömten, flossen andersherum täglich
Millionen Euros nach Russland zurück. Deutschland baute auf die
vermeintliche Freundschaft mit Putin und muss jetzt den Preis für
diese Abhängigkeit zahlen. Nicht nur bei der Gaspipeline Nord
Stream 2, die zum Milliardengrab wurde, sondern auch beim Öl. Die
massiv gestiegenen Preise, so Meister, spülten in der
Übergangsfrist noch einmal viel Geld in die russischen Kassen.
Ob Deutschland den Angriffskrieg gegen die Ukraine durch diese
Ausgaben indirekt mitfinanziert, darüber diskutiert Meister in
der neuen Folge des Podcasts "Wirtschaft Welt & Weit" mit
Ökonom Marcel Fratzscher. Der Präsident des Deutschen Instituts
für Wirtschaftsforschung (DIW) verweist darauf, dass Deutschland
die Importe bereits innerhalb dieser Frist zurückfahre. Man müsse
auch sicherstellen, dass man die Sanktionen durchhalten könne.
Unterm Strich sieht Fratzscher die russische Wirtschaft schon
jetzt in der Rezession.
Als Rohstoff-Exporteur ist Russland extrem abhängig von Importen.
Maschinen- und Ersatzteillieferungen aus Deutschland bleiben nun
sanktionsbedingt aus und schwächen die russischen Unternehmen
immer mehr. Für Fratzscher ist jetzt schon klar: "Russlands
Wirtschaftsmodell ist tot". Das Land werde einen massiven und
langanhaltenden wirtschaftlichen Niedergang erfahren, wenn es
nicht den Kurs wechsle.
Welche Folgen dieser Weg für die deutsche Wirtschaft mit sich
bringen wird und ob die Menschen in Deutschland große Einbußen
hinnehmen müssen, diskutieren Stefan Meister und Marcel
Fratzscher in der neuen Folge des ntv-Podcasts "Wirtschaft Welt
& Weit".
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