#36 Gänsemast in schwierigen Zeiten

#36 Gänsemast in schwierigen Zeiten

Mit Iris Tapphorn  
29 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Landwirtin Iris Tapphorn züchtet und mästet Gänse auf ihrem
Betrieb im Landkreis Vechta. Futter- und Energiepreise,
Geflügelpest und Politik machen es ihr aktuell schwer.
Optimistisch bleibt sie aber trotzdem. Warum? Das erzählt sie im
Gespräch mit LAND & FORST-Redakteurin Leonie Jost, die sie
auf ihrem Hof besucht hat.


Zu einer Art Schicksalstag wurde im vergangenen Jahr der 18. März
für die 38 Jahre alte Landwirtin: 3.400 Zuchtgänse hielt Iris
Tapphorn zu dieser Zeit auf ihrem Betrieb. Keine 24 Stunden
später waren Ställe und Weiden leer.


Auf dem Gänsehof Tapphorn war eingetreten, wovor sich auch
aktuell viele Geflügelhalter fürchten: der eigene Zuchtbestand
hatte sich mit der Geflügelpest infiziert. „Für einen
Zuchtbetrieb unmittelbar vor der Brutsaison ist das natürlich der
Super-GAU“, sagt Iris Tapphorn rückblickend. Die 38-Jährige
züchtet und mästet auf dem Familienbetrieb Gänse im geschlossenen
System.


Im März 2021 musste Iris Tapphorn unter der Aufsicht und mit der
Hilfe der GESEVO, der Gesellschaft für Seuchenvorsorge, ihren
kompletten Bestand noch am gleichen Tag keulen. „Ich hätte auch
den Hof verlassen und die ganze Keulung der GESEVO überlassen
können. Aber für mich war es wichtig, dabei zu sein“, sagt die
Landwirtin. „Wir haben das dann mit unserem eigenen Personal
gemacht, das die Tiere auch kannten. Dadurch ging alles sehr
schnell und nach fast drei Stunden waren wir fertig.“


Wovon sie sich mehr Unterstützung erhofft hatte, war der Staat.
Die Ausgleichszahlungen für gekeulte Zuchtgänse seien zu niedrig,
betont Tapphorn. Hintergrund: Im Gesetz, das die
Entschädigungszahlungen regelt, wird zwar nach Tierarten
unterschieden, aber nicht ob es eine Mast- oder Zuchtgans ist.


Tapphorn hat den breit aufgestellten Familienbetrieb 2009 von
ihren Eltern übernommen und seitdem einiges verändert:
Mittlerweile gibt es eine EU-Schlachterei auf dem eigenen
Betrieb, einen Hofladen und einen Onlineshop, über die die
Produkte vermarktet werden. Auch die Federn und Daunen der Tiere
werden hier gereinigt und aufgearbeitet und danach in
Daunendecken und -kissen verkauft.


Warum sich Iris Tapphorn auch in anderen Bereichen eine Anpassung
der rechtlichen Rahmenbedingungen für Gästezüchter und -mäster
wünscht, beschreibt sie in der neuen Podcastfolge. Außerdem hören
Sie, warum die Landwirtin dennoch versucht, als niedersächsische
Tierhalterin auch jetzt positiv in die Zukunft zu schauen. 

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