Essverhalten, Körpergewicht und Körperzusammensetzung bei Patienten mit Narkolepsie in zeitlichem Zusammenhang mit dem Erkrankungsbeginn

Essverhalten, Körpergewicht und Körperzusammensetzung bei Patienten mit Narkolepsie in zeitlichem Zusammenhang mit dem Erkrankungsbeginn

Beschreibung

vor 19 Jahren
Die Narkolepsie ist charakterisiert durch Hypersomnie mit
imperativen Einschlafatta-cken, Kataplexie, Schlafparalyse und
hypnagoge Halluzinationen. Man stellte bei Narkolepsiepatienten ein
erworbenes zentrales Defizit eines Neuropeptids, des Orexins, fest.
Dies scheint bei den Patienten mit einer Reihe weiterer endokriner
und metabolischer Auffälligkeiten, unter anderem ei-nem
Leptindefizit und Adipositas, verbunden zu sein. In der
vorliegenden Studie wurden 500 Narkolepsiepatienten in Deutschland
mittels eines Fragebogens befragt, in welchem Alter die vier
Kardinalsymptome zum ers-tenmal aufgetreten seien. Es wurde
ermittelt, ob sich ihr Appetit, das Verlangen nach Kohlenhydraten
und ihr Körpergewicht jeweils im Jahr vor und im Jahr nach Beginn
der Symptome verändert habe. Es sollte das Körpergewicht und die
Körpergröße angegeben werden. 293 Patienten antworteten. 118
Patienten unterzeichneten weiterhin eine
Schweigepflichtsentbindung; so konnte bei diesen die Diagnose
Narko-lepsie bestätigt werden. Die Angaben zu Gewicht und Größe
ergaben einen mit 68% hohen Anteil an übergewichtigen und adipösen
Patienten. Die Auswertung der Fra-gebögen ergab eine signifikant
höhere Anzahl an Narkolepsiepatienten, die im Jahr nach Beginn der
Symptomatik, im Vergleich zum Jahr davor, über eine Zunahme des
Appetits (p=0,020) und Körpergewichts (p=0,009) berichteten. Des
Weiteren wurden 28 Betroffene mit anthropometrischen Methoden, der
Messung der Körpermaße und –umfänge und der Hautfaltendicke, sowie
der Bioimpedanzanalyse bezüglich der Körperzusammensetzung,
insbesondere des Körperfettanteils, untersucht. Es konnte gezeigt
werden, dass Narkolepsiepatienten mit 27,6 ± 4,8 kg/m2 im Vergleich
zum Durchschnitt der deutschen Bevölkerung einen erhöhten BMI und
mit einem T-Score von 113,3 ± 9,7 einen erhöhten Bauchumfang
aufweisen. Die Körperfettbestimmung ergab mit beiden Methoden einen
erhöhten Fettanteil am Körpergewicht (Hautfaltendickemessung:
Frauen 41,3 ± 4,6 %, Männer 29,6 ± 5,8 %; BIA: Frauen 46,9 ± 8,1 %,
Männer 27,5 ± 4,8 %). In einem weiteren Schritt wurde in dieser
Gruppe der Plasmaleptinspiegel gemessen. Die Leptinspiegel lag bei
Frauen mit Narkolepsie und einem hohen BMI, signifikant unter der
50 %-Perzentile. Bei einer Kontrollgruppe von 30 Patienten mit
Schlafapnoesyndrom wurden ebenfalls Körperzusammensetzung und
Leptinspiegel bestimmt. Die Messergebnisse an den
Schlafapnoepatienten ergaben keine von den Narkolepsiepatienten
signifikant abweichenden Unterschiede. Wir konnten in der
vorliegenden Studie zeigen, dass unter Narkolepsiepatienten die
Prävalenz an Adipositas hoch ist. Bei übergewichtigen Patienten
muss generell mit einer Vielzahl von Begleit- und Folgeerkrankungen
gerechnet werden. Zu diesen zählen unter anderem
Stoffwechselerkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen und maligne
Erkrankungen. Diese Komplikationen korrelieren mit dem
Fettverteilungsmuster. Das Gesundheitsrisiko ist bei androider,
abdomineller Fettverteilung größer als bei unspezifischer oder
gynoider Fettverteilung. Dass das Übergewicht bei
Narkolepsiepatienten durch einen hohen Körperfettanteil zustande
kommt, konnte durch die Körperfettbestimmung gezeigt werden. Mit
der Bestimmung des Taillenumfangs konnte gezeigt werden, dass
dieses Fett vermehrt viszeral verteilt ist. Also besteht bei
Narkolepsiepatienten mit der stammbetonten Adipositas ein wichtiger
Promotor kardiovaskulärer Risikofaktoren und ein eigenständiger
Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen. Bis heute ist die
genaue Genese der Narkolepsie unbekannt. So ist es von Interesse zu
wissen, ob die Adipositas ein prämorbides Phänomen ist oder sich
mit der Erkran-kung entwickelt. Da im Jahr nach Krankheitsbeginn
die mittlere Gewichtszunahme der Patienten um 4 kg höher als im
Jahr zuvor war, deuten unsere Ergebnisse auf eine deutliche,
sekundäre Gewichtszunahme nach Beginn der Erkrankung bei
Narko-lepsiepatienten hin. Diese Erkenntnisse liefern weitere
Hinweise dafür, dass bei der Narkolepsie nicht nur der
Schlaf-Wach-Rhythmus, sondern auch der Energiestoffwechsel gestört
ist. Es ist eine komplexe Störung der Gewichtsregulation, speziell
in Bezug auf ein vermindertes Leptinfeedback und die
lateralhypothalamische Integration peripherer Signale, anzunehmen.

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