Über die Resultate der Rekonstruktion der Gehörknöchelchenkette mit der Bojrab-Prothese und die Entwicklung einer neuen Plot-Darstellung

Über die Resultate der Rekonstruktion der Gehörknöchelchenkette mit der Bojrab-Prothese und die Entwicklung einer neuen Plot-Darstellung

Beschreibung

vor 19 Jahren
Kann die Gehörknöchelchenkette nicht zufriedenstellend mit
körpereigenem Material rekonstruiert werden, stehen dem
Ohrchirurgen aktuell verschiedene alloplastische
Interpositionsmaterialien wie Metall-, Kunststoff- oder
Keramikprothesen zur Verfügung. Die hier untersuchte
Bojrab-Prothese besteht zum Großteil aus der Keramik
Hydroxylapatit. Die Beimischung von Silikon im Prothesenschaft
erlaubt die einfache intraoperative Kürzung mit dem Skalpell und
ermöglicht die Anpassung als TORP und als PORP. Nachdem in der
Vergangenheit Metaanalysen von gehörverbessernden Operationen durch
unterschiedliche Patientenkollektive und kollektivabhängige
Erfolgskriterien erschwert waren, konnte in der vorliegenden Arbeit
mit den Munich Audio Plots (MAP) eine kollektivunabhängige Methodik
zur audiologischen Evaluation von gehörverbessernden Operationen
vorgestellt werden. Der MAP-1 kann durch die umfassende
Aussagekraft bezüglich Luft-, Knochen- und Schallleitungsänderung
bei jeglichen Fragen zu Gehörveränderungen eines Kollektivs genutzt
werden, während sich der MAP-2 durch die Berücksichtigung der
postoperativen Schallleitungskomponente (SLK) vor allem zur
Evaluation von Mittelohroperationen empfiehlt. Mit Hilfe des MAP-1
und des MAP-2 konnte gezeigt werden, dass Patienten, deren
Gehörknöchelchenkette mit der Bojrab-Prothese im Sinne einer
Tympanoplastik Typ III wieder aufgebaut wurde, unabhängig von
zugrunde liegender Pathologie, Kettendefekt und damit
einhergehender Operationsmethode nach 6 Monaten eine im Mittel um
11 dB gebesserte Luftleitungsschwelle und eine um 9 dB reduzierte
Schallleitungskomponente hatten. Ferner wurde erstmals in einem
größeren Kollektiv bei Tympanoplastiken eine signifikante
Besse¬rung der Knochenleitungsschwelle beobachtet. Schlussfolgernd
konnte damit gezeigt werden, dass die hier erzielten guten
audiologischen Ergebnisse im Hauptsprachbereich bis 3 kHz durchaus
mit denen der gegenwärtig bevorzugt benutzten Titan-Prothesen
vergleichbar sind. Wie die vorliegende Arbeit bestätigt, scheint
der Vorteil der leichten Titan-Prothesen vor allem im
Frequenzbereich ab 4000 Hz zu liegen, da es dort zu keiner
nennenswerten Verstärkung des Schalldrucks durch die schwerere
Bojrab-Prothese mehr kommt. Dennoch müssen auch für die
Titan-Prothesen Langzeituntersuchungen zeigen, ob deren
Biokompatibilität und das jeweilige Prothesendesign stabile
funktionelle Ergebnisse über viele Jahre gewährleisten können. Für
die Bojrab-Prothese wurde im hier beschriebenen Kollektiv keine
Extrusion im Sinne einer Abstoßungsreaktion beobachtet, und es ist
davon auszugehen, dass auch deren Langzeitergebnisse den sehr guten
Erfahrungen anderer Autoren mit reinen Hydroxylapatit-Prothesen
entsprechen. Zusammenfassend hat sich die kombinierte
Keramik-Kunststoff-Prothese nach Bojrab durch die einfache
Anwendung als TORP oder PORP, die sehr gute Biokompatibilität und
die guten audiologischen Resultate im klinischen Alltag bewährt, so
dass sie zur Rekonstruktion der Gehörknöchelchenkette empfohlen
werden kann.

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