Der Einfluss einer einmaligen, oralen Gabe von Dexamethason auf Leukozyten, die Plasmaspiegel inflammatorischer Zytokine und lösliche Zytokinrezeptoren

Der Einfluss einer einmaligen, oralen Gabe von Dexamethason auf Leukozyten, die Plasmaspiegel inflammatorischer Zytokine und lösliche Zytokinrezeptoren

Beschreibung

vor 19 Jahren
Das unspezifische Immunsystem und die HHN-Achse stehen in engem
Zusammenhang und beeinflussen sich gegenseitig in komplexer Weise:
Während die zum Immunsystem zählenden Zytokine bei
inflammatorischen Reaktionen auf verschiedenen Ebenen die
Aktivierung der HHN-Achse erhöhen und somit zu vermehrter Sekretion
von Kortisol aus der Nebenniere führt, hemmt die Zugabe von
Glukokortikoiden die Ausschüttung eben dieser inflammatorischen
Zytokine aus immunkompetenten Zellen. Bereits kleinste
Veränderungen der Spiegel von durch das neuroendokrine System
regulierten, zirkulierenden Zytokinen spielen zudem eine wichtige
Rolle in der Interaktion von Gehirn und Immunsystem, sowie in
Erkrankungen des ZNS: So werden Parameter wie Vigilanz, Appetit,
Kognition und Schlaf-Wach-Verhalten durch die Spiegel von IL-1,
IL-6 und TNF-a beeinflusst. Demzufolge wirken Glukokortikoide
immunmodulatorisch auf das aktivierte, unspezifische Immunsystem
und bereits kleine Veränderungen zirkulierender inflammatorischer
Zytokine haben physiologische Relevanz in Bezug auf die Interaktion
von ZNS und Immunsystem. Es ist jedoch nicht klar, ob geringfügige
physiologische Änderungen von Glukokortikoidspiegeln bei Gesunden
und nicht immunaktivierten Menschen überhaupt Zytokine supprimieren
können. In einer doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Studie wurde
daher in einer aufwendigen Studie mit Bestimmung von Zytokinen
durch ELISA Verfahren und Analyse immunologisch aktiver Zellen mit
Hilfe von Immunfluoreszenzdurchflusszytometrie (FACS) der Einfluss
von 1.5mg beziehungsweise 3.0mg Dexamethason (DEX), welches zu
verschiedenen Zeitpunkten entweder um 9:00 Uhr oder um 21:00
appliziert wurde, an gesunden männlichen Probanden untersucht.
Dabei zeigte zunächst, dass die meisten der gemessenen Parameter
bereits unter Plazebo - Bedingungen signifikante Unterschiede
zwischen den Messzeitpunkten aufwiesen, was sich im wesentlichen
mit der bestehenden Literatur deckt, während solche tageszeitlichen
Unterschiede für die Anzahl und Leuchtdichte CD16b bzw. CD18
tragender Zellen in der Immunfluoreszenz, sowie für IL-6, TNF-a und
die löslichen TNF-Rezeptoren so noch nicht in vivo vorbeschrieben
sind. Weiterhin konnte neben einer Dosis- und
Applikationszeitpunkts-unabhängigen Suppression der endogenen
Kortisolsekretion auch eine signifikante Temperaturerhöhung am
Morgen durch abendlich appliziertes DEX nachgewiesen werden. Eine
mehrfach vorbeschriebene Leukozytose konnte über die Versuchsreihe
über 24 Stunden gezeigt werden, wobei diese nach 12 Stunden auf
einen Anstieg der Granulozytenzahlen, nach 24 Stunden auf Anstiege
von Lymphozyten- und Granulozytenzahlen zurückzuführen war. In
ihrer Aktivität wurden neutrophile Granulozyten 12 Stunden nach
morgendlicher Gabe gemindert, während 24 Stunden nach DEX-Gabe sich
dagegen sogar ein signifikanter Anstieg bei Abend-Applikation von
DEX einstellte. Die Spiegel von TNF-a und des löslichen
TNF-Rezeptors p75 wurden nach Applikation für 24 Stunden
signifikant gesenkt. Dabei wurden die Spiegel von sTNF-R p75 12
Stunden nach Einnahme stärker beeinflusst, wenn die Applikation am
Abend erfolgte. Die Spiegel des anderen löslichen TNF-Rezeptors p55
dagegen waren zwar 12 Stunden nach Einnahme abgesenkt, stiegen nach
24 Stunden jedoch wieder sogar signifikant über das Ausgangsniveau
an. Bei den IL-6 Spiegeln konnte nach 12 Stunden dagegen kein
signifikanter supprimierender Effekt nachgewiesen werden, nach 24
Stunden nach Einnahme von DEX kam es zu einem signifikanten
Anstieg. Die Untersuchung immunmodulatorischer Effekte von
Dexamethason auf Leukozyten und Plasmaspiegel von inflammatorischen
Zytokinen bestätigte also bekannte Effekte von DEX, lieferte aber
auch neue Erkenntnisse und sogar unerwartete Befunde: Zusätzlich
zur bekannten Granulozytose konnte bei geringen Mengen DEX auch ein
später Anstieg von Lymphozyten und Monozytenzahlen im peripheren
Blut nachgewiesen werden. Erstmals konnte in der durchgeführten
Studie zudem gezeigt werden, dass sich die geringen, beim Gesunden
vorhandenen Spiegel von TNF-a, sTNF-R p55 und p75 durch kleine
Mengen Dexamethason supprimieren lassen. Somit konnte gezeigt
werden, dass nicht nur eine Erhöhung der Spiegel inflammatorischer
Zytokine und deren Rezeptoren, sondern auch Suppression derselben
unter physiologischen Bedingungen ohne Aktivierung des Immunsystems
eine bedeutende Rolle zum Beispiel in Bezug auf Interaktionen
zwischen Gehirn und Immunsystem spielen kann.

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