Kostenanalyse der operativen Therapie des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms

Kostenanalyse der operativen Therapie des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms

Beschreibung

vor 19 Jahren
In einer retrospektiven Studie wurde bei 65 Patienten mit
nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom, die sich 1998 in den
Asklepios Fachkliniken München-Gauting einer operativen Therapie
unterzogen, die Kosten für den stationären Aufenthalt ermittelt.
Ziel der Arbeit war es, die tatsächlichen Kosten der chirurgischen
Behandlung und deren Verteilung auf die verschiedenen Abteilungen
so genau wie möglich zu ermitteln. Dabei sollte die postoperative
Lebensqualität Berücksichtigung finden. Die Behandlung dieser
Patienten verursachte im klinischen Bereich Kosten von 7169,93 €
mit einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 23,11 Tagen. Mit
38 % der Gesamtkosten verbrauchte die Operationsabteilung die
meisten Ressourcen, gefolgt von der Normalstation präoperativ mit
32 %, der Intensivstation mit 19 % und der Normalstation
postoperativ mit 11 %. Personalkosten (47,17 %), Materialkosten
(12,76 %) und Untersuchungen der Pathologie (12,27 %) wurden als
größte Einzelposten identifiziert. Medikamente (1,34 %),
Blutprodukte (0,23 %) und Antibiotika (0,21 %) spielten mit einem
Anteil von unter 2 % der Gesamtkosten eine geringfügige Rolle. Im
Vergleich zwischen Patienten der verschiedenen Tumorstadien der
UICC 1997 sowie Patienten verschiedener Altersgruppen zeigten sich
bezüglich der Kosten keine signifikanten Unterschiede. Bei der
Analyse verschiedener Resektionsverfahren zeigten sich erweiterte
Resektionen (N = 22) mit mittleren Gesamtkosten von 8366,64 € am
kostenintensivsten. Dies lag an einer prolongierten Verweildauer
von durchschnittlich 28,18 Tagen, kostenintensiverer Diagnostik,
sowie längeren Operationszeiten (212,50 Minuten) mit erhöhten
Materialkosten von 819,52 €. Die erbrachten Dienstleistungen wurden
ohne Berücksichtigung der „Overheadkosten“ von den
Versicherungsträgern vergütet. Unter näherungsweiser
Berücksichtigung der „Overheadkosten“ wäre der Klinik ein
durchschnittlicher Verlust von 1261,92 € entstanden. Gleiches hätte
sich bei Patienten, die sich einem „einfachen“ Resektionsverfahren
oder einem Resektionsverfahren nach Sonderentgeltklassifikation
(SE) 8.03 unterzogen, bei derzeitig geltendem Vergütungssystem nach
DRGs gezeigt. Die Verluste wären jedoch mit 368,40 € deutlich
geringer ausgefallen. Bei Patienten, die sich anderen „erweiterten“
Resektionsverfahren (SE 8.04, 8.05 und 8.07) unterzogen, hätte die
Klinik im Mittel Gewinne von 2420,44 € erwirtschaftet. Es ist
jedoch hervorzuheben, dass es sich hierbei um einen Vergleich
zwischen Kosten des Jahres 1998 und Erlösen des Jahres 2005
handelt, der nur beschränkt interpretierbar sein dürfte. Die ein
Jahr postoperativ ermittelte Lebensqualität war im Vergleich zur
altersentsprechenden Normalpopulation oder zu Patienten mit
chronischen Erkrankungen deutlich schlechter. Hierbei wurde von den
meisten Patienten die physische Subskala des SF-36 schlechter
beurteilt, was auf eine stärkere Beeinträchtigung des köperlichen
Befindens schließen läßt. Im Durchschnitt lag die postoperative
Lebenserwartung bei 7,18 Jahren. Patienten in höheren Tumorstadien
hatten mit 3,4 Jahren (Stadium III a) oder 1,67 Jahren (Stadium III
b) jedoch eine deutlich kürzere Lebenserwartung. Der
SF-36-Single-Index lag mit einem Wert von 0,64 zwischen den Indizes
von Patienten mit schwerer Angina pectoris (0,5) und
Herzinsuffizienz NYHA Grad III/IV (0,7), was die Schwere der
Erkrankung verdeutlicht. Im Mittel wurden mit der Behandlung 4,62
qualitätsadjustierte Lebensjahre (QALYs) erzielt. Die Mittel, die
zum Erreichen eines QALYs aufgewendet werden mussten („cost per
QALY“), lagen durchschnittlich bei 1970,33 €. Bei den erweiterten
Resektionen oder Patienten höherer Tumorstadien lagen die „costs
per QALY“ mit 3192,99 € (erweiterte Resektion) und 7075,89 €
(Stadium III b) wegen der kürzeren Lebenserwartung und bei den
erweiterten Resektionen zusätzlich auch signifikant höheren Kosten
deutlich höher. Im Vergleich mit anderen gängigen operativen
Therapien (wie z. B. Hüftendoprothese mit 1813,55 - 4360,30 €/QALY)
jedoch liegen die durchschnittlichen „costs per QALY“ im mittleren
Bereich, sodass die operative Therapie des Bronchialkarzinoms als
kosteneffektiv zu beurteilen ist. Zwischen den verschiedenen
Stadien der UICC zeigten sich sowohl bezüglich der Kosten als auch
bezüglich der postoperativen Lebensqualität keine signifikanten
Unterschiede, was aus medizinischer und ökonomischer Sicht die
operative Therapie bis in hohe Tumorstadien unter kurativer
Zielsetzung rechtfertigt.

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