Rückfallprognosen in der forensischen Psychiatrie
Beschreibung
vor 19 Jahren
Ziel der Arbeit war, die prädiktive Validität der
Prognoseinstrumente ILRV, HCR-20 und PCL-R zu vergleichen und den
VRAG erstmals an einer deutschen Stichprobe zu validieren. Hierzu
wurde das englische Originalmanual des VRAG und des SORAG ins
Deutsche übersetzt. Zu Beginn der Studie lagen die Ergebnisse von
Voruntersuchungen vor, in denen unter anderem die prognostische
Überlegenheit der modifizierten Basisrate für Rückfälligkeit, des
PCL-R Gesamtwertes und der historischen Variablen festgestellt
worden war. Diese Ergebnisse wurden an der vorliegenden Stichprobe
getestet. Die Prognoseinstrumente wurden anhand von Gutachten für
136 Straftäter ausgefüllt, die 1994 und 1995 an der Universität
München auf Schuldunfähigkeit hin begutachtet worden waren. Das
Ergebniskriterium Rückfälligkeit wurde im März 2003 für die
Probanden anhand der Einträge in das Bundeszentralregister seit
ihrer Begutachtung ermittelt. Die durchschnittliche time-at-risk
betrug 58.06 Monate. 43 von 113 Probanden (38.1%) wurden
rückfällig, 21 Probanden mit einem gewalttätigen Rückfall, 22
Probanden mit einem nicht-gewalttätigen Rückfall. Die prädiktive
Validität der Prognoseinstrumente wurde mittels der AUC in ROC-
Analysen bestimmt. Die erstmalige Validierung des VRAG an einer
deutschen Stichprobe wurde durch verschiedene Untersuchungen
ergänzt: Korrelation mit der Rückfälligkeit für Probanden mit
VRAG-Summenwerten unter oder über dem Mittelwert, ROC-Analysen für
die gesamte Stichprobe, für Probanden mit gewalttätigen
Indexdelikten und für das Ergebniskriterium Rückfälligkeit
allgemein bzw. gewalttätige Rückfälligkeit, Korrelation der
beobachteten Rückfallsrate mit der von den Autoren des VRAG
vorhergesagten Rückfallswahrscheinlichkeit für die 9 Gruppen der
VRAG Summenwerte und die Kaplan-Meier Überlebensanalyse für
Probanden mit VRAG Summenwerten über und unter dem Mittelwert. Der
VRAG Gesamtwert (AUC .703), die modifizierte Basisrate (AUC .661)
und der PCL-R Gesamtwert (AUC .630) korrelierten am besten mit der
Rückfälligkeit, sie sollten standardisiert in die klinische
Beurteilung des Rückfallrisikos aufgenommen werden. Der VRAG weist
auch für diese deutsche Stichprobe die höchste prädiktive Validität
aller Prognoseinstrumente auf. Entwicklungsmethode und
Bewertungssystem des VRAG stellen wichtige Grundlagen für die
zukünftige Prognoseforschung dar. Die Validierung des im Aufbau dem
VRAG ähnlichen SORAG für Sexualstraftäter steht in Deutschland noch
aus.
Prognoseinstrumente ILRV, HCR-20 und PCL-R zu vergleichen und den
VRAG erstmals an einer deutschen Stichprobe zu validieren. Hierzu
wurde das englische Originalmanual des VRAG und des SORAG ins
Deutsche übersetzt. Zu Beginn der Studie lagen die Ergebnisse von
Voruntersuchungen vor, in denen unter anderem die prognostische
Überlegenheit der modifizierten Basisrate für Rückfälligkeit, des
PCL-R Gesamtwertes und der historischen Variablen festgestellt
worden war. Diese Ergebnisse wurden an der vorliegenden Stichprobe
getestet. Die Prognoseinstrumente wurden anhand von Gutachten für
136 Straftäter ausgefüllt, die 1994 und 1995 an der Universität
München auf Schuldunfähigkeit hin begutachtet worden waren. Das
Ergebniskriterium Rückfälligkeit wurde im März 2003 für die
Probanden anhand der Einträge in das Bundeszentralregister seit
ihrer Begutachtung ermittelt. Die durchschnittliche time-at-risk
betrug 58.06 Monate. 43 von 113 Probanden (38.1%) wurden
rückfällig, 21 Probanden mit einem gewalttätigen Rückfall, 22
Probanden mit einem nicht-gewalttätigen Rückfall. Die prädiktive
Validität der Prognoseinstrumente wurde mittels der AUC in ROC-
Analysen bestimmt. Die erstmalige Validierung des VRAG an einer
deutschen Stichprobe wurde durch verschiedene Untersuchungen
ergänzt: Korrelation mit der Rückfälligkeit für Probanden mit
VRAG-Summenwerten unter oder über dem Mittelwert, ROC-Analysen für
die gesamte Stichprobe, für Probanden mit gewalttätigen
Indexdelikten und für das Ergebniskriterium Rückfälligkeit
allgemein bzw. gewalttätige Rückfälligkeit, Korrelation der
beobachteten Rückfallsrate mit der von den Autoren des VRAG
vorhergesagten Rückfallswahrscheinlichkeit für die 9 Gruppen der
VRAG Summenwerte und die Kaplan-Meier Überlebensanalyse für
Probanden mit VRAG Summenwerten über und unter dem Mittelwert. Der
VRAG Gesamtwert (AUC .703), die modifizierte Basisrate (AUC .661)
und der PCL-R Gesamtwert (AUC .630) korrelierten am besten mit der
Rückfälligkeit, sie sollten standardisiert in die klinische
Beurteilung des Rückfallrisikos aufgenommen werden. Der VRAG weist
auch für diese deutsche Stichprobe die höchste prädiktive Validität
aller Prognoseinstrumente auf. Entwicklungsmethode und
Bewertungssystem des VRAG stellen wichtige Grundlagen für die
zukünftige Prognoseforschung dar. Die Validierung des im Aufbau dem
VRAG ähnlichen SORAG für Sexualstraftäter steht in Deutschland noch
aus.
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