Die Bedeutung des anterioren Gyrus cinguli in der Pathogenese schizophrener Erkrankungen

Die Bedeutung des anterioren Gyrus cinguli in der Pathogenese schizophrener Erkrankungen

Beschreibung

vor 19 Jahren
Der anteriore Gyrus cinguli (ACC) ist eine zentrale Struktur des
rostralen limbischen Systems, die in den letzten Jahren zunehmend
in das Interesse der psychiatrischen Forschung rückte. Bei
schizophren Erkrankten treten häufig Störungen der Aufmerksamkeit,
des Antriebs und der Affekte auf. Bei der Realisierung dieser
Funktionen nimmt der ACC eine wichtige Rolle ein. Sowohl regionale
in-vivo Aktivitätsmessungen als auch postmortale Untersuchungen
weisen auf eine Alteration dieser Gehirnstruktur bei schizophrenen
Störungen hin. Frühere morphometrische in-vivo Studien benutzten
unterschiedliche Grenzdefinitionen und sind durch die Untersuchung
verschiedener Teilbereiche des ACC schwer vergleichbar. Die
vorliegende Studie untersuchte standardisiert mit der strukturellen
Kernspintomographie, sowie unter Anwendung eines etablierten
Datenverarbeitungsverfahrens (BRAINS) die Volumina der grauen
Substanzklasse des rechts- und linkshemisphärischen ACC bei
schizophrenen Patienten im Vergleich zu gesunden Personen. Es wurde
auf die Auswahl einer genau definierten Gruppe männlicher Patienten
hoher Fallzahl und eine nach Alter, Geschlecht, Händigkeit und
Ausbildungsniveau entsprechenden Kontrollgruppe geachtet. Um
selektive Veränderungen einzelner Bereiche des anterioren Gyrus
cinguli aufzuzeigen, wurde die Gesamtstruktur in vier Subregionen
eingeteilt. Es konnten unter Betrachtung des gesamten ACC und
seiner vier Subregionen signifikante Gruppendifferenzen beobachtet
werden. Die Volumenreduktionen stellten sich überwiegend
rechtshemisphärisch und in den rostralen Anteilen dar. Ebenfalls
ließ sich eine inverse Korrelation von Volumenreduktionen des ACC
mit schizophrenen "Positivsymptomen" nachweisen. Die Zusammenhänge
zwischen den klinischen Daten und verminderten Volumina zeigten
sich ebenfalls überwiegend im vorderen Abschnitt des anterioren
Gyrus cinguli. Positive Korrelationen zwischen
produktiv-psychotischen Symptomen und einem reduzierten Ausmaß des
ACC zeigten sich ausschließlich linkshemisphärisch. Zusammenfassend
lässt sich festhalten, dass an einer großen Patientenstichprobe
strukturelle Veränderungen des anterioren Gyrus cinguli bei
schizophren Erkrankten aufgezeigt wurden. Die Rolle des ACC in der
Pathophysiologie schizophrener Erkrankungen sollte in Zukunft
beispielsweise durch die kombinierte Anwendung struktureller und
funktioneller Bildgebungsverfahren, sowie durch Longitudinalstudien
weiter abgeklärt werden.

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