Gastrodiplomatie: Wie Politik über den Gaumen gemacht wird

Gastrodiplomatie: Wie Politik über den Gaumen gemacht wird

Episode 1 von macht Hunger über die Politik und Kulturgeschichte des Essens mit Gastrosoph Peter Peter. Das Thema: Gastrodiplomatie. Wie man mit Gerichten Nationen erschafft. macht Hunger ist der neue Podcast von https://www.derpragmaticus.com. Sie...
28 Minuten
Podcast
Podcaster
„macht Hunger“ ist ein Podcast aus dem Pragmaticus-Verlag, der Politik, Wirtschaft und die Kulturgeschichte des Essens miteinander verbindet. Podcast-Host Karin Pollack spricht mit dem deutschen Gastrosophen Peter Peter über Küche und Kochen rund um...

Beschreibung

vor 1 Jahr
Episode 1 von macht Hunger über die Politik
und Kulturgeschichte des Essens mit Gastrosoph Peter
Peter. Das Thema: Gastrodiplomatie. Wie man mit Gerichten
Nationen erschafft.

macht Hunger ist der neue Podcast von Der Pragmaticus. Sie
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„Mehr Kochtöpfe“ soll der französische Gesandte Talleyrand
vom französischen König verlangt haben, um auf dem Wiener
Kongress seine Verhandlungspartner aus ganz Europa einkochen zu
können. Heute findet Gastrodiplomatie rund um den Globus
statt. Taiwan schafft sich mit seinen Bubble-Teas
eine kulinarische Identät, Israel gilt als Sehnsuchtsland
aller Foodies – und in Dänemark wurde das Restaurant
Noma zu einer kulinarischen Pilgerstätte und skandinavische
Küche zum Trend. Aber auch Politiker nutzen die Kraft guten Essens.
Stichwort: Saumagen- oder Mozartkugeldiplomatie. Die erste Episode
von unserem Podcast macht Hunger ist der Politik des Essens
gewidmet und zwar der sanften Form Einfluss zu nehmen, die sich
Gastrodiplomacy nennt.


Beispiel Coronation Chicken – Politik mit Mayo und
Kurkuma
Coronation Chicken besteht aus Huhn, viel Mayonnaise und
Curry. Zum ersten Mal gab es dieses kalt servierte Huhn am 2. Juni
1953, anlässlich der Krönung von Queen Elizabeth II, es wurde
eigens für diesen Anlass erfunden. „Eine Hommage an die verlorene
indische Kolonie und den Common Wealth“, formuliert Gastrosoph
Peter Peter. Das ist schonend formuliert, denn man könnte auch
sagen, Coronation Chicken ist ein melancholisches (und
geschichtsvergessenes) Gericht, das die einstige – 1953
problematisch empfundene – Größe Großbritanniens als
unproblematischen Party-Salat wieder in aller Munde bringt.
Gastrodiplomacy nennen sich solche Geheimwaffen des Nationalismus
mit sanftem Antlitz, und in der ersten Folge unseres neuen Podcasts
macht Hunger erzählt Peter Peter, wie mit den vermeintlichen
Nationalgerichten Politik gemacht wird.

„Nationalgerichte sind identitätsstiftend. Man darf nicht
unterschätzen, welch' wichtige Säulen des Nation Building sie
sind.“

Nationalgerichte, so erklärt es Peter Peter, setzen auf
sympathische Weise Grenzen, wo die Politik versagen muss. Da
Rezeptgrenzen und Landesgrenzen meist nicht identisch sind, ist
Gastrodiplomacy so flexibel wie robust. „Taiwan betont mit der
taiwanesischen Küche seine Eigenständigkeit, ohne dass dieses als
Aggression gedeutet werden kann“, erklärt Peter Peter. Zugleich
macht die taiwanesische Küche diese Eigenständigkeit Taiwans auf
sympathische Art erfahrbar.

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