Werden wir Technologie zur gezielten Beschleunigung unserer Evolution nutzen?

Werden wir Technologie zur gezielten Beschleunigung unserer Evolution nutzen?

Wird Technologie zur gezielten Beschleunigung unserer Evolution dienen? Und darf sie das? Werden wir die Grenzen unserer Sinne sprengen? Und wollen wir das? Zu Beginn dieses Jahrtausends wurde der Begriff 'Anthropozän' als Name für ein neues...
5 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren

Wird Technologie zur gezielten Beschleunigung unserer Evolution
dienen? Und darf sie das? Werden wir die Grenzen unserer Sinne
sprengen? Und wollen wir das? Zu Beginn dieses Jahrtausends wurde
der Begriff 'Anthropozän' als Name für ein neues Erdzeitalter
vorgeschlagen. Im Mittelpunkt steht der Mensch, der als Gestalter
so mächtig geworden ist, dass er biologischen, geologischen und
atmosphärischen Prozessen unverkennbar seinen Stempel aufdrückt.
In Zukunft könnte das auch die Evolution des Menschen selbst
einschließen. Technologisch passen wir nicht mehr nur die Umwelt
unseren Bedürfnissen an oder schützen uns vor ihren Einflüssen,
sondern wir beginnen, uns selbst zu optimieren: prothetisch,
genetisch, nanotechnologisch, pharmakologisch und digital. Wir
sind immer stärker in der Lage, die uns physiologisch gesetzten
Grenzen zu überwinden. Das machen wir schon seit Jahrzehnten. Wer
eine Brille trägt, ein Hörgerät oder einen Herzschrittmacher hat,
ist in gewisser Weise ja schon ein Cyborg. Solche Ideen des
Enhancements werfen große ethische und moralische Fragen auf. Sie
erzeugen verständliche Bedenken und Ängste. Eröffnen wie immer
aber auch Chancen. Das Ziel eines solchen "Enhancements" ist,
nicht nur körperliche Defizite zu überwinden, sondern unsere
Leistungsfähigkeit so zu erweitern, dass sie über das uns von der
natürlichen Evolution gegebene Maß hinausgeht. Mit Updates und
Upgrades werden wir in Zukunft nicht nur unsere Sinne optimieren
und erweitern. Wir werden auch anders mit Menschen und Maschinen
interagieren. Wir werden uns mehr mit anderen verbunden fühlen
können, weil wir Sinneseindrücke und Gefühle auf ganz neue Arten
miteinander teilen: - Über Wearables können wir
Familienangehörige und Freunde einfach teilhabe lassen an dem,
was wir gerade erleben, und zwar aus unserer Perspektive. -
Insideables, bisher etwa ein Herzschrittmacher, zukünftig
Mikro-Roboter, können durch Blutgefäße oder Darm wandern und
dabei diagnostizieren, reparieren und heilen. - Mit Augmented
Reality können wir jederzeit Informationen sowie Personen,
Objekte und Phänomene in unseren Wahrnehmungsbereich projizieren,
die weit entfernt oder bereits vergangen sind oder nie real
existiert haben. - Sinneseindrücke und Gefühle können digital
codiert und neuronal reproduziert werden. Bei uns selbst oder bei
anderen. Vielleicht können wir eines Tages sogar all unsere
Erinnerungen an unsere Kinder vererben, als erlebbare
Erfahrungen. - Über vernetzte Prothesen und so genannte
Exoskelette können wir die Körperbewegungen anderer steuern, etwa
um Fertigkeiten in Sport und Beruf zu vermitteln. - Wir können
Bewegungsabläufe auf virtuelle Figuren oder physische Roboter
übertragen – oder ihnen umgekehrt die Kontrolle über unser
sinnliches Empfinden überlassen. - Mensch-Maschine-Schnittstellen
der nächsten Generationen machen es möglich, Geräte wie Maschinen
und Drohnen durch Gedankenkraft zu steuern. - In Zukunft erfahren
wir andere Menschen, Geräte und Objekte zunehmend als
Erweiterungen unserer selbst. Was davon wollen und was dürfen
wir? Es ist recht wahrscheinlich, dass der Mensch im Laufe des
21. Jahrhunderts seine nächste Evolutionsstufe selbst auslöst.
Nicht durch natürliche Variation und Selektion, sondern durch
gezieltes Enhancement. Das ist die Vision der so genannten
Transhumanisten. Nicht alle werden diesen Schritt mitgehen wollen
und nicht alle werden es können. Die Entgrenzung des Körpers nach
innen und außen wirft Fragen nach der menschlichen Identität auf.
Bis zu welchem Punkt sind wir noch Mensch? Was wird aus dem
Grundsatz, dass wir zumindest biologisch alle gleich geboren
sind? Wird die Lücke zwischen Reichen, die sich selbst erweitern
können und so immer produktiver und mächtiger werden und denen,
die es sich nicht leisten können, immer größer und auf ewig
unüberbrückbar? Muss es deshalb ein Recht auf bedingungsloses
Enhancement geben? Oder müssen wir die Gunst der frühen Stunde
nutzen und alle neuen Enhancements gesetzlich verbieten? Wir
müssen jedenfalls allmählich beginnen, uns an diese neue
Wirklichkeit zu gewöhnen und uns Überzeugungen darüber zu bilden,
was gut und richtig und was schädlich und falsch ist. Und jetzt?
Wie stehen Sie zu diesen Fragen? Freuen Sie sich darauf? Oder
engagieren Sie sich für Verbote? Was sind Ihre Überzeugungen? Wie
wird Ihre berufliche Tätigkeit betroffen sein? Was wird möglich?
Welche Fähigkeiten werden unwichtig? Welche Chancen liegen für
Ihr Unternehmen in Produkten und Lösungen für Human Enhancement?

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