Droht Biden das Schicksal von Carter und Johnson?
Der US-Präsident will nur noch raus aus Afghanistan. Doch die
Bilder aus Kabul können ihm nicht gefallen.
18 Minuten
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vor 3 Jahren
Joe Biden hat nach dem Treffen mit den G-7-Regierungschefs seinen
Entscheid zum Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan
bis zum 31. August erneut bekräftigt. Er wollte diesen «endlosen
Krieg», wie er sagt, schon längst beenden. Bereits 2009 noch
als Senator und kurz vor seiner Einschwörung als Barack Obamas
Vizepräsidenten hat er sich offenbar eine Meinung
gebildet. Bei einem Besuch in Kabul verliess Biden sogar ein
Abendessen mit dem damaligen Präsidenten Hamid Karzai vorzeitig.
Biden irritierte, dass sich Karzai nicht für das US-Engagement
bedankte und keinerlei eigene Fehler einräumte.
Seither will Joe Biden den Krieg in Afghanistan beenden. Als
Präsident hat er nun die Macht dazu. Auch die G-7-Staats- und
Regierungschefs konnten ihn nicht dazu bewegen, die Frist für die
Evakuierung ein paar Tage oder Wochen zu verlängern. Doch Biden
zahlt einen Preis für seine unnachgiebige Haltung: Die Bilder vom
Kabuler Flughafen können ihm nicht gefallen.
Noch ist unklar, wie sich das Debakel in Afghanistan auf die
amerikanische Innenpolitik und Bidens grosse Reformprojekte
auswirkt. Jedenfalls wird er inzwischen nicht mehr mit dem
grossen Franklin D. Roosevelt verglichen, sondern mit Jimmy
Carter und seiner glücklosen Iran-Politik. Es wäre also nicht das
erste Mal, dass ein innenpolitisches Projekt scheitert wegen
einer aussenpolitischen Krise. Auch Lyndon Johnsons Engagement
für die Bürgerrechte der Afroamrikaner war überschattet, damals
vom Krieg in Vietnam.
Was wird an Joe Biden hängen bleiben? Und können Donald Trump und
die Seinen davon profitieren? Darüber unterhalten sich Martin
Kilian, langjähriger USA-Korrespondent, und Christof Münger,
Leiter des Ressorts International der Tamedia-Redaktion in
Zürich, in einer neuen Folge des Podcasts «Alles klar, Amerika?».
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