Was der Doom ist und was er macht
16 Minuten
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Kempten
Beschreibung
vor 1 Jahr
Heute geht es hier um den Doom. Gar nicht mal um eine wirkliche
Übersicht, sondern um ein paar grundsätzliche Worte und
Überlegungen, auf die wir dann immer wieder zurückkommen können,
denn der Doom hat viele Gesichter. Einen spezifischen Doom-Sound
gibt es nicht. Er kann von einem schnelleren Uptempo bis hin zum
reinen Brodeln und Dröhnen reichen. Er kann den Hörer wie eine
Dampfwalze überrollen oder ihm eine Reise anbieten, die von tief
unter der Erde oder des Meeres bis in die Weiten des Weltalls
oder der eigenen Psyche führt, in andere Welten oder in
irgendeine Wüste, staubbedeckt und brütend heiß.
Eines hat der Doom und seine zahlreichen Subgenres aber dann doch
gemeinsam: die Atmosphäre und die Leidenschaft,
die durch kein anderes musikalisches Genre in dieser Form
erreicht werden können. Wenn man die Sendung über den Okkult Rock
dazu zählen will - und das sollte man - dann ist das hier eine
Art Fundament und beileibe nicht das letzte Wort zu diesem Thema.
Zwar wird der Doom oft als ein Subgenre des Metal bezeichnet,
aber seine Wurzeln hat er dort nicht. Im Grunde ist er an gar
kein übergeordnetes Genre wirklich gebunden. Natürlich gibt es
den Doom Metal als klassisches Konstrukt, aber es gibt ebenso den
Doom Rock, den Doom Prog, Ambient Doom, Stoner Doom usw.
Klar ist eigentlich nur, dass er sich nicht in
Geschwindigkeitsrekorden versucht. Doch nur langsames
Dahinschleichen definiert den Doom noch lange nicht. An
verschiedenen Orten kann man lesen, dass die Beatles mit ihrem
Song " I Want You (She's So Heavy)" von ihrem Album Abbey
Road 1969 die ersten waren, die eine Blaupause für den
Doom geschaffen haben, und ganz von der Hand zu weisen ist das
zwar nicht, weil der Song zu dieser Zeit ziemlich progressiv war,
groovy und durchaus schwer, aber ein Gefühl des drohenden Unheils
fehlt. Und das ist ein großer Markstein, den wir benötigen, um
das Genre etwas besser zu verstehen. Sicher, es gibt den Doom
auch in einer positiven Stimmung, aber wie könnte ein Genre nach
Sonnenschein und guter Laune duften und sich gleichzeitig nach
dem Untergang, dem Unheil, dem Verderben, der Verdammnis
benennen? Das kann eben nur geschehen, wenn man sich rein auf die
Langsamkeit eines Songs konzentriert. Natürlich wird das auch
getan, aber wirklich weiter bringt uns das nicht. Die Sache ist
etwas komplizierter.
Schauen wir uns dazu den zweiten Kandidaten an, der oft genannt
wird. Led Zeppelins "Dazed and Confused". Geschrieben wurde der
Song 1967 von dem Folksänger Jake Holmes als ein Liebeslied. Auf
Zeppelins Debüt von 1969 wird daraus lyrisch gesehen zwar auch
nichts anderes, aber allein der Anfang, als John Paul Jones
einfach nur seinen zähen Bass rollen lässt und Jimmy Page einige
psychedelische Elemente darüber legt, hat etwas von diesem
drohenden Unheil, nach dem wir suchen. Die einzelnen Strophen
sind natürlich völlig im Heavy Blues zu verorten, aber in dem
Moment, wo die Band das Hauptthema gemeinsam aufnimmt, kriecht
dieses drohende Gefühl aus allen Kabeln. Der atemberaubende
Tempowechsel mit diesem bollernden Bass und Bonzos (John Bonhams)
Schlagzeugwalze zeigt dann einmal mehr, was Led Zeppelin zum
Heavy Metal in dieser Phase beigetragen haben.
Der Blues kennt eine langsame, drückende Stimmung schon lange,
und so ist es dann auch keine große Sache, dass
Proto-Metal-Bands, die sich natürlich alles aus dem Blues
speisen, ebenfalls eine schweißtreibende Intensivität erreicht
haben, die sich noch nie aus Geschwindigkeit formen ließ. Es
müsste Johann Sebastian Bach gewesen sein, der einmal sagte, dass
nicht nur die gespielten Noten von äußerster Wichtigkeit seien,
sondern gerade die nicht gespielten. Nun, ein Bluesman war Bach
zwar nicht, aber von Musik verstand niemand jemals mehr als er
und gerade von seinen Cello-Sonaten geht durchaus eine doomige
Atmosphäre aus.
Unser Intro wurde von transistor.fm erstellt.
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