KUNSTMUSEUM WINTERTHUR: Richard Deacon, Footfall 2013
Eine Aussenskulptur von Richard Deacon zum Jubiläum100 Jahre
Galerieverein, Freunde des Kunstmuseums Winterthur. Am 13. April
2013 feierte der Galerievereinseinen 100. Geburtstag.
4 Minuten
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Das Kunstmuseum Winterthur präsentiert regelmässig Videoclips zu aktuellen Ausstellungen im Kunstmuseum Winterthur.
Beschreibung
vor 11 Jahren
Richard Deacon, 1949 in Wales geboren, bezeichnet sich selbst nicht
als Bildhauer, sondern als “fabricator”. Damit weist er darauf hin,
dass er nicht an ein klassisches Bildhauermaterial gebunden ist –
Holz, Stein, Bronze –, sondern dass er Gegenstände aus
verschiedensten Materialien baut oder eben fabriziert. Und wie er
selbst sagt, versteht er das Fabrizieren in seinen mehrfachen
Bedeutungen, er stellt etwas her, er erfindet etwas. Das heisst,
dass er in bald vierzig Jahren Arbeit immer wieder neue Ansätze
gefunden hat, anstatt sich einem bestimmten Stil oder image zu
verschreiben. Mit Deacon zu arbeiten, ist deshalb spannend, denn es
gibt kein Werk ab der Stange, er beginnt stets von vorn und ganz
praktisch – nicht mit Zeichnungen, er arbeitet unmittelbar mit
Material, bis daraus ein Modell wird. Ob er für die Winterthurer
Skulptur von einem Kegelschnitt oder einfach von einem gefalteten
und zusammengeklebten Kartonstreifen ausging, ist unerheblich.
Jedenfalls erzeugen die Knicke im Material eine zickzackförmige in
sich geschlossene Silhouette. Dann wird es aber bereits
komplizierter, assymetrisch, divergierend..., doch es macht nicht
viel Sinn, das formale Raffinement zu beschreiben, wenn man nicht
vor der Skulptur steht. Was nämlich an ihr vor allem fasziniert,
ist die Tatsache, dass sie einen Schritt für Schritt überrascht.
Von der einen Seite her gesehen, zeigt sie eine hart konturierte
Oeffnung, bildet eine Linie, von der anderen her erscheint sie als
Volumen – der Uebergang vollzieht sichunmerklich. Die Figur richtet
sich steil auf, wirkt stabil wie eine Wand und unversehens scheint
sie aus dem Gleichgewicht geraten und dem Kippen nahe. Sie ist kein
stilles Monument, sie will gesehen werden und gibt dem Betrachter
vielerlei Ansichten zurück.Was wäre aber eine Aussenskulptur ohne
ihren Standort. Ihre Wirkung beruht nicht allein auf ihrer Form,
sie entfaltet sich erst, wenn sie richtig plaziert ist. Eine
Skulptur stellt man sich meist auf einer Wiese vor. Doch Deacon
suchte für sein Werk etwas anderes als die beschauliche Ansicht
aus der Distanz, er war aus auf das, was er mit dem schönen
englischen Wort “thoroughfare” benennt, den Durchgang, den Verkehr,
das Hin und Her der Leute. Dafür war der Asphaltstreifen zwischen
Alt- und Neubau wie geschaffen, der eigentlich weder dem Parkieren,
noch der Feuerwehr noch einem anderen Zweck diente, sondern ein von
den Architekten der Renovation geschaffenes Niemandsland war. Auf
diesem Grund begegnet man der Skulptur auf Augenhöhe, und sie
wiederum zeigt einem weder eine Vorder- noch eine Rückseite, sie
ist allseitig zugänglich, steht allseitig im Licht.
als Bildhauer, sondern als “fabricator”. Damit weist er darauf hin,
dass er nicht an ein klassisches Bildhauermaterial gebunden ist –
Holz, Stein, Bronze –, sondern dass er Gegenstände aus
verschiedensten Materialien baut oder eben fabriziert. Und wie er
selbst sagt, versteht er das Fabrizieren in seinen mehrfachen
Bedeutungen, er stellt etwas her, er erfindet etwas. Das heisst,
dass er in bald vierzig Jahren Arbeit immer wieder neue Ansätze
gefunden hat, anstatt sich einem bestimmten Stil oder image zu
verschreiben. Mit Deacon zu arbeiten, ist deshalb spannend, denn es
gibt kein Werk ab der Stange, er beginnt stets von vorn und ganz
praktisch – nicht mit Zeichnungen, er arbeitet unmittelbar mit
Material, bis daraus ein Modell wird. Ob er für die Winterthurer
Skulptur von einem Kegelschnitt oder einfach von einem gefalteten
und zusammengeklebten Kartonstreifen ausging, ist unerheblich.
Jedenfalls erzeugen die Knicke im Material eine zickzackförmige in
sich geschlossene Silhouette. Dann wird es aber bereits
komplizierter, assymetrisch, divergierend..., doch es macht nicht
viel Sinn, das formale Raffinement zu beschreiben, wenn man nicht
vor der Skulptur steht. Was nämlich an ihr vor allem fasziniert,
ist die Tatsache, dass sie einen Schritt für Schritt überrascht.
Von der einen Seite her gesehen, zeigt sie eine hart konturierte
Oeffnung, bildet eine Linie, von der anderen her erscheint sie als
Volumen – der Uebergang vollzieht sichunmerklich. Die Figur richtet
sich steil auf, wirkt stabil wie eine Wand und unversehens scheint
sie aus dem Gleichgewicht geraten und dem Kippen nahe. Sie ist kein
stilles Monument, sie will gesehen werden und gibt dem Betrachter
vielerlei Ansichten zurück.Was wäre aber eine Aussenskulptur ohne
ihren Standort. Ihre Wirkung beruht nicht allein auf ihrer Form,
sie entfaltet sich erst, wenn sie richtig plaziert ist. Eine
Skulptur stellt man sich meist auf einer Wiese vor. Doch Deacon
suchte für sein Werk etwas anderes als die beschauliche Ansicht
aus der Distanz, er war aus auf das, was er mit dem schönen
englischen Wort “thoroughfare” benennt, den Durchgang, den Verkehr,
das Hin und Her der Leute. Dafür war der Asphaltstreifen zwischen
Alt- und Neubau wie geschaffen, der eigentlich weder dem Parkieren,
noch der Feuerwehr noch einem anderen Zweck diente, sondern ein von
den Architekten der Renovation geschaffenes Niemandsland war. Auf
diesem Grund begegnet man der Skulptur auf Augenhöhe, und sie
wiederum zeigt einem weder eine Vorder- noch eine Rückseite, sie
ist allseitig zugänglich, steht allseitig im Licht.
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