#45 Überholte Erwartungen von Mitarbeitern an Ihren Chef

#45 Überholte Erwartungen von Mitarbeitern an Ihren Chef

Überholte Erwartungen von Mitarbeitern an ihre Chefs Wünschen Sie sich auch, dass Ihr Chef stärker hinter Ihnen steht und wäre es nicht wunderbar, wenn Sie sich jederzeit auf ihn verlassen könnten? Warum solche Erwartungen an Chefs heute nicht...
24 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Überholte Erwartungen von Mitarbeitern an ihre
Chefs

Wünschen Sie sich auch, dass Ihr Chef stärker hinter Ihnen steht
und wäre es nicht wunderbar, wenn Sie sich jederzeit auf ihn
verlassen könnten?


Warum solche Erwartungen an Chefs heute nicht mehr in unsere
Arbeitswelt passen, was sie bei Mitarbeitern und ihren
Führungskräften sogar anrichten können und was stattdessen eine
gute Mitarbeiter-Chef-Beziehung ausmacht - darum geht es hier
Mein Chef steht immer hinter mir

Viele Angestellte wünschen sich einen Chef, der ihnen den Rücken
frei hält, wenn es ernst wird. Der ihnen im Alltag Orientierung
gibt und ihnen freien Lauf in der persönlichen Entwicklung lässt.


Es mag eine Redewendung sein, doch das Bild des hinter seinen
Mitarbeitern stehenden Chefs passt kaum noch zu einer gesunden
Führungskultur. Der  Antreiber, Kontrolleur oder
über-die-Schulter-Gucker ist nicht mehr zeitgemäß.


Was es braucht, ist ein Chef, der nicht von hinten auf Köpfe
schaut, sondern von der Seite in Gesichter - und der da ist, wenn
er gebraucht wird. Er begleitet jeden einzelnen Mitarbeiter, wie
er es gerade benötigt und gibt dem Team das gute Gefühl und den
sicheren Halt, als Begleiter jederzeit da zu sein.
Auf meinen Chef ist immer Verlass

Führungskräfte sollen verlässlich sein. Chefs sollen berechenbar
und konsequent sein. Sie sollen zu ihrem Wort stehen, Meinungen
vertreten, Entscheidungen treffen und einmal gemachte Zusagen
einhalten.


„Auf meinen Chef ist immer Verlass“ ist allerdings auch ein
Warnsignal, denn nicht selten verbirgt sich dahinter ein
Mitarbeiter, der gekonnt jegliche Entscheidung an den Chef
delegiert und null Verantwortung übernimmt.


Wer als Mitarbeiter im Team lernt, dass sein Chef jegliches
Problem für ihn löst, wenn er es nur nach oben eskaliert, der
bleibt in seiner persönlichen und fachlichen Entwicklung nicht
nur auf der Stelle stehen, sondern wird auch schnell vom Chef als
lästig und von den Kollegen als hilflos, schwach und Verräter
gesehen.


Natürlich sollten sich Mitarbeiter auf ihren Chef verlassen
können - jedoch in erster Linie dann, wenn eigene Lösungsideen
für Probleme und Konflikte nicht zum Erfolg geführt haben.
Mein Chef lässt mich einfach machen

Handlungs- und Entscheidungsspielräume wünschen sich fast alle
Angestellten. Vorbei die Zeit von Anweisung und Kontrolle,
zumindest in der Theorie moderner Führung.


Tatsächlich findet sich hinter dieser großzügig anmutenden
Führungskultur oft ein Chef, der seine Mitarbeiter nicht im Blick
und keine Zeit für sie hat, weil er nur darauf fixiert ist, die
eigenen Aufgaben zu erledigen und den Erwartungen von oben zu
genügen.


Die Mitarbeiter dahinter beklagen, dass sie sich in
entscheidenden Fragen nicht mit ihrer Führungskraft abstimmen
können oder tagelang auf Reaktionen per Mail warten. Andere im
Team werden so sehr im Regen stehen gelassen, dass sie den
fachlichen Hintergrund ihrer Aufgaben und damit den Sinn an der
Arbeit nicht mehr erkennen können.


Eher selten finden sich Führungskräfte, die Handlungs- und
Entscheidungsspielräume aktiv gestalten. Findet Führung nicht
mehr statt, dann haben Mitarbeiter und Teams maximale
Handlungsfreiheit und (müssen) tun, was sie selbst für richtig
halten. Empfundene Freiräume, die jedoch die meisten Angestellten
stressen.


Die Kernfrage an dieser Stelle ist, ob Freiheiten im Job mangels
oder als Resultat guter Führung des Chefs entstanden sind und ob
sie dem Mitarbeiter gut tun.
Mein Chef hat immer ein offenes Ohr für mich

Mitarbeiter loben, dass ihr Chef jederzeit für sie ansprechbar
ist. Der Ärmste! Konzentriertes arbeiten kann er vergessen.
Wichtige Ding wird er erledigen, wenn kein Mitarbeiter mehr in
der Firma ist oder er tut es am Wochenende - die Familie lässt
grüßen.


Mindestens genauso schlimm ist jedoch, dass unter diesen
Umständen keine Zeit mehr bleibt, sich intensiv mit
konzeptionell-strategischen Fragen, also mit der Arbeit AM
Unternehmen zu beschäftigen.


Eine Führungskraft, die ihren Mitarbeitern das sichere Gefühl
gibt, jederzeit erreichbar zu sein, macht sich zum alleinigen
Problemlöser und fördert damit kein Lösungsdenken im Team. Warum
selbst nachdenken, wenn ich kurz damit zum Chef vorbeigehen kann
und er mein Problem löst oder eine Entscheidung absegnet? – eine
Haltung, die es Mitarbeitern sehr bequem macht, Verantwortung
abzugeben und Chefs zum Mädchen für alles werden lässt.


Stattdessen sollten Mitarbeiter akzeptieren und auch ein Auge
dafür haben, dass ihre Chefs einmal keine Zeit haben dürfen.
Mein Chef und ich verstehen uns super

Besonders in jungen Teams oder in Unternehmenskulturen, die sehr
auf Du und Du und Augenhöhe stehen, drängt sich das Bild des
Chefs, der gleichzeitig der beste Kumpel ist, häufiger auf.


Meist war der Chef zuvor selbst lange Jahre Mitarbeiter im Team
oder er ist überfordert, ein Team zu führen und der Kuschelkurs
ist einfach nur die angenehmste Lösung.


Auf der anderen Seite glauben viele Mitarbeiter, dass sie es
ihrem Chef einfach nur recht machen müssen, um damit Anerkennung
zu ernten. Sie setzen alles daran, dass jederzeit gute Stimmung
herrscht und lächeln jedes Problem sowie den kleinsten Anflug von
Konflikt einfach weg. Nur Gutes und Erfolge werden in Richtung
Chef kommuniziert. Sorgen, Ängste und Zweifel nehmen sie lieber
mit nach Hause.


Eine gute Beziehung zwischen Chef und Mitarbeiter wird vor allem
durch Verantwortung, Vertrauen und Klarheit geprägt. Stimmt die
Beziehungsebene, hält diese auch viel besser ehrliche Kritik und
das Eingestehen von Fehlern oder Misserfolgen aus. Basiert die
Beziehungsebene hingegen nur auf Schauspiel und gefallen müssen,
erschwert das die Kommunikation im Konfliktfall.

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