#92: 11 hilfreiche Tipps zur Verarbeitung von Strickstoffen für Cardigans
Wer möchte nicht den perfekten Cardigan nähen? Gerade jetzt in der
kalten Jahreszeit gibt es kaum ein Kleidungsstück, das so beliebt
ist (außer vielleicht dem Hoodie, wie ich letzte Woche berichtete).
Ein Cardigan kann schnell übergeworfen...
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vor 4 Jahren
Wer möchte nicht den perfekten Cardigan nähen? Gerade jetzt in
der kalten Jahreszeit gibt es kaum ein Kleidungsstück, das so
beliebt ist (außer vielleicht dem Hoodie, wie ich letzte Woche
berichtete). Ein Cardigan kann schnell übergeworfen werden, wenn
es frisch ist, und sobald die Heizung bollert wie unlängst in
unserem Büro, kann er genau so schnell wieder ausgezogen werden.
Kein Wunder also, dass es unzählige Schnittmuster für Cardigans
gibt. Im NDS Club haben wir in diesem Monat einen großen
Sew-Along veranstaltet, bei dem 150 Frauen ganz wunderschöne
Cardigans genäht haben. Das Tolle an diesen
Gemeinschaftsprojekten ist das Schwarmwissen. Es werden
unglaublich gute und wertvolle Tipps zur Verarbeitung,
Materialien und Pflege miteinander geteilt. Ich freue mich immer
über diesen Austausch, denn gerade in der jetzigen speziellen
Zeit ist die Verbindung untereinander so wertvoll. Und weil wir
im NDS Club so viel Spaß miteinander hatten, gebe ich
gern etwas davon an dich weiter und teile die besten Tipps zur
Verarbeitung von Cardigans mit dir.
1. Das Wichtigste zuerst: Gestrickte Materialien verarbeiten
Das Allerwichtigste zuerst: wenn du einen Cardigan nähst, achte
bitte unbedingt darauf, dass du ein dehnbares Material (=Strick)
verwendest. Diese Stoffe gibt es aus verschiedenen Materialien
und in unterschiedlicher Dicke. Auch können sie sehr
unterschiedlich in der Dehnbarkeit und im Gewicht sein. Achte
darauf, ob du Feinstrick, Grobstrick, Jacquardstrick, Sweat ,
Baumwollstrick oder Viskosestrick verwendest. Sie sind zwar alle
dehnbar, jedoch von ganz unterschiedlicher Dicke und
unterschiedlichem Gewicht. Das wirkt sich natürlich auf den Fall
des Cardigans aus.
HINWEIS: Walkloden und Loden werden sehr gern verwechselt. Dabei
ist Walkloden dehnbar, da gestrickt – sicher hast du auch schon
einmal die Bezeichnung „Kochwolle“ statt Walkloden gehört. Loden
hingegen ist ein gewebter Stoff und eignet sich nicht für
Cardigans.
Du siehst: bereits bei der Materialauswahl kannst du das spätere
Aussehen deines Cardigans positiv beeinflussen.
2. Grundsätzliche Tipps vor dem Nähen deines Cardigans: Ein
paar Worte zu Strick
Je schwerer und grober der Strick, desto schneller kann er
ausleiern. Die Passform der Jacke hängt also stark von der Art
des Strickstoffs ab. Beachte unbedingt, dass sich die Stoffkante
nach dem Zuschnitt sehr leicht ausdehnen und länger werden kann
als der Schnitt vorsieht. Ebenso kann der Stoff sich schnell beim
Nähen wellen. Der Stoff kann beim Waschen stark einlaufen. Beim
Zuschnitt ist es möglich, dass Maschen aufribbeln.
3. Der beste Tipp (nicht nur für Cardigans): An Probestücken
ausprobieren
Auch wenn es erstmal nicht so attraktiv klingt, ist das Nähen
eines Probestücks einfach Gold wert. Du kannst die Passform und
den Schnitt mit einem günstigeren Stoff vorab für dich testen,
ohne gleich deinen möglicherweise sehr kostbaren Stoff zu
verschneiden. Und wenn alles gut klappt, hast du gleich noch
einen zusätzlichen Lieblingscardigan!
HINWEIS: Bitte achte darauf, dass der Probestoff dem
Originalstoff in Gewicht und Dicke ähnelt.
4. Schnittmuster vorbereiten
Achte darauf, die Nahtzugabe im Schnitt einzeichnen, wenn sie
nicht enthalten ist. Es ist schwierig, mit Kreide die Nahtzugabe
auf einem gröberen Strickstoff einzuzeichnen. Ein guter Tipp aus
der Praxis: je gröber der Stoff, desto größer fällt die
Nahtzugabe aus.
5. Stoff vorbereiten
Je nach Material vorwaschen. Dabei auf links drehen und rundherum
grob zusammennähen – so ribbelt nichts auf. Nach dem Waschen
sollte Strickstoff im Liegen trocknen, sonst leiert er aus. Und
ganz wichtig: Strickstoffe gehören nicht in den Trockner!
6. Zuschnitt
Für einen präzisen Zuschnitt solltest du gröbere Strickstoffe
glatt hinlegen ohne zu ziehen, damit sich die Maschen legen
können. Die Maschen sollten schön gerade liegen. Du kannst den
Stoff leicht in Längsrichtung ziehen, wenn nötig. Die Kanten
werden nach dem Zuschnitt mit Sprühstärke leicht verklebt. Das
hilft gegen Aufribbeln und Ausfransen (am besten etwas
unterlegen, damit nicht die Arbeitsfläche verklebt).
Nach dem Zuschnitt den Stoff nicht bewegen, sondern erst die
Kanten abkleben mit Washi Tape (evtl. Prym Wondertape)
Alternativ kannst du die Kanten auch mit Nahtband bebügeln. Wenn
du mit der Overlock arbeitest, lässt du beim Bekleben die Breite
der Overlocknaht frei. Wenn du mit der Nähmaschine nähst: direkt
an der Kante kleben, und dann an der Kante entlang nähen.
7. Bügeln
Grundsätzlich vorsichtig bügeln, bzw. das Bügeleisen drüber
halten und dämpfen. Achte darauf, das Bügeleisen leicht drüber
gleiten lassen und nicht zu schieben. Das verhindert ein
Ausleiern des Strickstoffs.
8. Schulternaht verstärken
Damit die Schulternaht beim Tragen nicht ausleiert, solltest du
sie mit einem Schulterband (z.B. von Stoff und Stil) oder
Nahtband mit Kettstich (Formband) verstärken. Alternativ kannst
du auch ein Satinband mitlaufen lassen.
9. Beim Nähen: die kleinen Details, auf die es ankommt
Bevor es endlich losgeht, mache unbedingt eine Nähprobe. Dazu
nimmst du einen Stoffrest aus dem Zuschnitt und testest
verschieden Stichlängen. Es hat sich gezeigt, dass eine
Stichlänge von 3,5 gut funktioniert. Am besten probierst du das
aus und stellst ggfs. eine noch größere Stichlänge ein.
Hier kommen noch einige „goldene Tipps“:
Füßchen beim Nähen öfter mal anheben
Nadel: normal oder bei viel Elasthan eine Jerseynadel
Nähfüßchendruck senken
Obertransportfuß verwenden
Je nach Dicke des Strickstoffs Klammern oder große
Stecknadeln für Strickstoffe verwenden.
10. Nähmaschine vs. Overlock
Wenn du eine Nähmaschine verwendest, teste unbedingt eine größere
Stichlänge.
Nähst du mit einer Overlock, achte darauf, mit erhöhtem
Differential zu nähen. Das verhindert ein ungewolltes Einkräuseln
des Stoffes und den „Wellen-Effekt“.
11. Saumverarbeitung
Ein Hinweis, den du bestimmt lieben wirst (falls du ihn nicht
schon kennst): Soluvlies in den Saum legen! Du wirst sehen: es
näht sich leichter und es gibt Halt. Das Soluvlies sorgt dafür,
dass sich der Stoff beim Säumen nicht wellt.
Für eine unsichtbare Saumverarbeitung den Saum abketteln (ggf.
Differential erhöhen) und von Hand säumen.
Eine weitere Maßnahme ist es, den Saum zu verstürzen. Für die
Ausschnitte und Kanten empfehle ich dir bei dickeren
Strickstoffen Belege aus Jersey zu arbeiten. Und zum Schluss die
gute Nachricht: bei Walk ist keine Versäuberung erforderlich.
Wie findest du die Tipps aus dem „Schwarm“? Hast du auch noch
etwas Tolles, das du mit mir teilen möchtest? Dann kommentiere
gerne unter diesem Blogartikel. Ich freue mich, noch weitere
Tipps zur Verarbeitung von Cardiganstoffen zu erhalten.
--
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