#201 Das Ende einer fast vierzigjährigen Beziehung: Good Bye, Sparkasse Regensburg! "How insecure is this company?" (Jerry Seinfeld)

#201 Das Ende einer fast vierzigjährigen Beziehung: Good Bye, Sparkasse Regensburg! "How insecure is this company?" (Jerry Seinfeld)

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Beschreibung

vor 2 Jahren
Das Ende einer fast vierzigjährigen Beziehung: Good Bye, Sparkasse
Regensburg! "How insecure is this company?" (Jerry Seinfeld)


Wer so wie ich Mitte vierzig ist, kennt sie noch, die roten
Keramik-Sparschweine mit dem weißen S-Logo darauf. Keine
Grundschule entging dem persönlichen Besuch der
Sparkassenmitarbeiter. Immer Männer. Grauer Mantel,
Einheitsscheitel. Meist Brille und gefühlt immer kurz vor dem
Renteneintritt. Anzug in Braun oder ebenfalls Grau, braune
Krawatte. Es war also 28. Oktober, der Weltspartag. Und wer in
seinem Sparschwein ein paar Mark dabei hatte, konnte sich ein
Spielzeug aussuchen. Ich habe immer die Knete genommen. Rot,
wie das Logo der Sparkasse. Damit hatte ich am meisten Spaß.
Und dank des jährlichen Mitmachens kam ich so in jungen Jahren
zu meinem ersten Sparbuch. Mit damals lächerlichen acht Prozent
Zinsen, meine Eltern schimpften immer darüber, dass es vor ein
paar Jahren noch zwölf Prozent waren, aber die kommen wohl nie
wieder. Wie recht sie doch damit haben sollten... Aber was
sollte man im Landkreis Regensburg schon an Bank wählen? Zwar
hatte der Markt, ich glaube mich sogar an eine Dresdner Bank
erinnern zu können, schon zu bieten, bevor die Raiffeisen nicht
prominent auf den Marktplatz baute? Es gab auch eine
Vereinsbank, an sich keine Gehminute von der Sparkasse entfernt
- aber da gehen ja nur Firmen hin. Und wer von Opa und Oma ein
Postsparen geschenkt bekommen hatte, lerne schon in jungen
Jahren, lange bevor DHL Zustellungen grundlos abbricht und
Pakete in maximal entfernte Ablage-Geschäfte schleppte, diese
Firma zu hassen.
Sparkasse Regensburg - Bild-/Quelle: sparkasse-regensburg.de




Aber ich hatte als treuer Kunde in jungen Jahren noch mehrere
erste Male mit meiner Sparkasse. Nach dem Sparbuch kam das
erste Girokonto. Noch mit einer S-Card für Schüler, Abhebungen
begrenzt und Saldo vorausgesetzt nur im eigenen Bankenbereich.
Daraus wurde mit zunehmendem Alter die erste ec-Karte, die
heute noch so genannt wird, obwohl es sie offiziell seit Jahren
nicht mehr gibt, Stichwort: girocard. Und es war auch die erste
Karte, die ich in meinem bisherigen Leben verloren hatte.
Irgendwo zwischen Nordgaustraße und Donaueinkaufszentrum,
einfach weg. Da galt es damals, das durch ein Tastentelefon und
nun auch im adretten grün verfügbare Festnetz zu einer
Filialöffnungszeit für teure Minutenpreise über den Verlust und
die hoffentlich kostenlose Sperrung sowie den Antrag auf eine
neue Karte zeitnah zu erreichen. Aber, ich hatte Glück im
Unglück: auch Jahrzehnte später hatte keiner versucht, mit
dieser Karte eine Abhebung vorzunehmen. Leider hat sie auch
keiner gefunden und sie mir zurückgegeben.


Dann kam meine erste Kreditkarte. Eine MasterCard. Viel
Papierkrieg für den Antrag, viele Stempel der Filiale, sechs
Wochen Wartezeit, bis ich per Brief von der Sparkasse
informiert wurde, dass ich sie vor Ort abholen kann.


Dazwischen kam das, wer kennt es noch, erste Scheckbuch. 25
Schecks, Leder-Imitat-Hülle mit S-Logo inklusive. Es bedurfte
eines Besuchs der Landeshauptstadt und dort des Fernsehturms,
und endlich einen Scheck loszubekommen.


Auch im Studium profitierte man sehr als Sparkassenkunde: egal,
wo einen das Semester oder Praxisaufgaben hin verschlugen, die
Sparkasse war schon da. Und, ungestört der Strukturen im
Hintergrund, ging kostenfrei jeder Geldautomat. 


Auch als mich mein Arbeitsplatz für gute zehn Jahre ins ferne
Hessen zog, für mich änderte sich, außer einer 09402-Vorwahl,
wenn ich meinen Betreuer anrufen wollte, nichts. 


Und mit ersten regelmäßigen Einkommen kam das erste Depot. Von
der Tochter Deka. Papier davon halte ich bis heute. Leider
nicht wegen ihrer Qualität, sondern weil der Glaube, dass sie
noch mal an meinen Einstandspreis steigen könnten, tief in mir
sitzt.


Mittlerweile hatte ich mein Sparkassen-Konto an meine neuen
Bedürfnisse angepasst: keine "ec-Karte" mehr, Schecks kennt und
nimmt, so meine Vermutung, heute niemand mehr und als
Kreditkarte bevorzuge ich die "Debit"-Karte: kaum bezahlt,
schon abgebucht. So eine Lösung hatte meine Sparkasse nicht,
also blieb mein Online-Konto in Regenstauf und ich zog weiter.
Und somit ein weiteres erstes Mal zwischen meiner Sparkasse und
mir: ich brauchte sie in der existenten Version so einfach
nicht mehr.


Doch irgendwann, mit der schönen neuen Online-Welt, wollte ich
eine moderne Bank. Lag es am lang verschlafenen und dann eher
schlecht als nutzbar bereitgestellten Online-Banking? Oder dem
auch heute mit jedem neuen Online-Bänkchen ausgerufenen Angriff
der "FinTechs"? Auch ich sprang zu einem dieser Startups,
Number26, heute bekannt als N26. Aber, als der Service
schlechter, die App schlimmer und dann noch Sicherheitslücken
und moderne und erfolgreiche Hacker-Angriffe sich mehrten und
ich - zu Recht - um meine Sicherheit fürchtete, beendete ich
das Gastspiel dort. 


Und meine immer noch aufrecht gehaltene On-off-Beziehung zu
meiner Sparkasse finanzierte mir meine erste Wunschimmobilie.
Die Zinsen waren nahe null, sicherlich hätte ich im Internet
ein günstigeres Angebot gefunden - aber mittlerweile konnte man
auch in diesen Punkten mit seiner Bank reden. Verhandeln. Und
Nachlässe rausholen - aber immer mit der Sicherheit der
Bundesrepublik im Kreuz.


Und dann, war es September oder Oktober 2017?, beschloss meine
Bank, unsere Beziehung auf eine neue Härteprobe zu stellen:
sollte doch mein 100 % Online-Konto plötzlich 4,90 €/Monat
kosten. Erstmalig in meinem Sparkasse-Leben sollte ich Gebühren
zahlen. All zetern und schimpfen half nichts, auch meiner
Sparkasse geht es schlechter, somit rettet nur eine Gebühr die
Bank, und nicht zu vergessen, meine Filiale. Die all die Jahre
freie Flächen nur noch mit SB-Terminals bestückte. Keine
Postfächer mehr für den kostenpflichten Bankauszugdruck am
Monatsende, hier sind nun drei Automaten, zweimal abheben und
ein dritter für Einzahlungen. Die man zuvor in einer offenen
Halle, an knapp brusthohen Schreibtischen durch Mitarbeiter
voraus füllen und ins System eingeben lassen muss. Endgültig
vorbei die Zeiten meiner Jugend, wo der Kassierer mit grimmigem
Blick und dicker Hornbrille hinter fast einem Meter Panzerglas
saß und man immer nur erraten konnte, was er einem versuchte,
zuzurufen...


Und dann, als hätte jemand meine Wehklagen über die monatlichen
Gebühren erhört, maßt sich unser oberstes Gericht, der
Bundesgerichtshof (BGH), an, in letzter Instanz solch
eingeführte Kontoführungsgebühren für null und nichtig zu
erklären. Ein formloses Schreiben an Bank oder Institut sei
ausreichend, um seine zu Unrecht erhobenen Gebühren wieder
zurückzubekommen. Hintergrund ist, dass die damals nach dem
üblichen "Stillschweigen bedeutet Zustimmung"-Verfahren durch
den BGH für nichtig erklärt wurden, damit sind die Gebühren nie
angenommen und somit zu Unrecht eingeführt und illegalerweise
eingezogen worden.


Da zog auch die Sparkasse das erste Register: Alle Forderungen
älter als drei Jahre wären verjährt. Leider nein, liebe
Sparkasse Regensburg, dank des EU-Gerichtshof und seinen
Urteilen vom 10.06.2021 können zu Unrecht erhobene Gebühren
nicht verjähren (Aktenzeichen: C-609/19 und C-776/19 bis
C-782/19, Europäischer Gerichts­hof). Allerdings, wohl auch
erstmalig in der Geschichte der Beziehung Sparkasse zu mir,
musste ich feststellen, dass Ehrlichkeit Profitdenken gewichen
ist. Müssen wohl die öffentlichen Institute nun auch auf
Gewinnstreben getrimmt, um ihr Überleben kämpfen, da sie es in
den fetten Jahren schlichtweg versäumt hatten, zu sparen und zu
fusionieren. Und all das soll ich jetzt zwangsfinanzieren mit
meinen zu Unrecht eingezogenen 4,90 € im Monat? Die, die die
Sparkasse Regensburg weiterhin skrupellos all meiner Einwände
weiter und weiter einzieht?


Überraschend, da plötzlich viele Banken und Institute die
Glaskugel und mögliche Dachverbände nach Ausreden und
artverwandten Urteilen anderer, wenn an sich auch nicht
übertragbarer, Branchen suchen, um auch renitente Rädelsführer
wie mich loszuwerden. 


Die Sparkasse und sogar ihr Dachverband, die ihren Ombudsmann
beheimatet, hat sich auf ein Urteil aus der
Energievertragslieferbranche gestürzt. Hier werden, auch nach
BGH, Preisänderungen auf Verträge, die seit mindestens drei
Jahren seitens des Kunden unbeanstandet sind, als akzeptiert
unterstellt und abgerechnet. Zu Recht, wie der BHG urteilte.
Der allgemeine Menschenverstand hätte eine Sparkasse, wenn sie
nur annähernd jährlich unbegründete Preissteigerungen dieser
Größenordnungen stillschweigend durchgesetzt hätte, nicht nur
fristlos gekündigt, sondern wohl auch noch den Beelzebub auf
sie gehetzt. Aber hier geht es nicht um Menschenverstand, hier
geht es um tausende Euros an Gebühren, die über Nacht plötzlich
monatlich die verkrusteten und damals chronisch leeren Kassen
der Sparkassen plötzlich wieder und wieder füllten. 


Und dann sprang der zahnlose Tiger in die Manege der
Verweigerungshaltung: Drohte doch die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin, den Anstalten,
Instituten und Banken damit, sollten sich Kundenbeschwerden bei
ihr häufen, würden sie strikte Maßnahmen ergreifen. So kam ich
also das erste Mal in meinem Leben mit der BaFin in Kontakt.
Webseite Stand Ende der 80-er, also 1980er, Bearbeitungszeiten
von einem anderen Stern und meine seitenweise Beschwerde über
die Nebelkerzen, die mir die Sparkasse Regensburg vor die Füße
werfen wollte: abgetan mit einem Dreizeiler, die BaFin sehen
hier keine Zuständigkeit und ich möge dies mit meiner Bank
klären. Nun gut, die Pressemitteilung ging auch nicht von
diesem Sachbearbeiter raus, woher sollte er wissen, wie er den
Sparkassen gegenüber aufgestellt sein soll. Noch dazu, da er
seit März 2020 mit Ausbruch von Corona sein Dienstzimmer nicht
mehr von innen gesehen hat?


Auch die Vorinstanz des zuvor benannten und in Berlin
beheimateten Ombudsmanns hat mir bereits signalisiert, dass man
die Energiesparvertragskiste mittrage und analog zu meiner
Sparkasse sieht. Dass ich trotzdem auf einen Schiedsspruch
bestand, hat man vor Ort wohl mit Befremden aufgenommen, nicht
zuletzt, da der Chefjustiziar der Sparkasse Regensburg allen
Ernstes eine Verjährung nach drei Jahren meiner
Gebührenzahlungen schriftlich eingereicht hat. Wenn das der
Europäische Gerichtshof wüsste...! Ich harre gespannt der
Aussage, die mich vom Dachverband der Sparkassen wohl in
einigen Wochen ereilen wird.


Diese ganzen Ablenkungen geben den Sparkassen, so auch meiner
Regensburger, die Zeit, wahlweise die alten, von BGH für
illegal erklärten "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" (AGB)
nachträglich für gültig zu erklären. Oder gleich neue AGB
aufzulegen, die weiterhin Forderungen und Formulierungen
beinhalten, die der BGH für nichtig erklärt hat.


Ich habe meiner Sparkasse schriftlich mitgeteilt, dass ich als
gesetzestreuer Bürger hier nicht zustimmen kann, da ich ein
Urteil des obersten deutschen Gerichts verletzten würde.
Woraufhin mir mitgeteilt wurde, dass eine Zustimmung nicht
nötig sei. Nur um mir knapp einen Monat später das klassische
Drohschreiben, stimme zu oder du bist dein Konto los,
zuzuschicken.


Und jetzt kommen meine weitere Bankverbindung, meine
FinTech-Apps und weitere kostenfreie Spar- und Anlage-Angebote,
die in Punkto Sicherheit der Sparkasse Regensburg in nichts
nachstehen, zum Tragen: nach all dem Hin und Her, den falschen
und teils auch sehr konstruierten Aussagen der Sparkasse
Regensburg, den falschen Tatsachen zum Thema AGB, unerheblichen
Titeln von Absendern mit ihren blauen
Einheits-Mont-Blanc-Füllfedern habe ich ein letztes Schreiben
geschickt, meine Kündigung.


Depot: gekündigt, Übertragung dorthin, wo ich seit Jahren
kostengünstig ETF-Sparpläne bespare. Konto: gekündigt.
Überführe ich, Banker-konform, alles in einheitlichen Teilen zu
Banken, die mir zwar keine Knetmasse in meiner Jugend geschenkt
haben, die aber letzten Endes kein BGH-Urteil missachten
müssen, um zu verstehen, wie Kundenservice heutzutage
funktioniert. Und dass, wenn man nicht auf IT der 70er und
einen eigenen Dienstleister aus dem letzten Jahrhundert setzt,
Kontoführungsgebühren gar nicht notwendig sind.


Apropos: Wer den Pressebereich, und hier primär eine
Pressemitteilung vom 05.07.2017, aktualisiert am 02.01.2020,
liest, erfährt, dass der Verwaltungsrat der Sparkasse Oberpfalz
Nord einer Übernahme der Schwandorfer als auch Regensburger
Sparkasse einstimmig zugestimmt hat.


Im Norden der Oberpfalz hat man bereits seit Jahren reformiert,
fusioniert und somit auch Filialen übernommen und geschlossen -
was auf Schwandorf und Regensburg, egal wie sie sich wehren und
wie viel Kontoführungsgebühren sie noch erheben, ebenfalls
zukommen wird. Somit sind Kontoführungsgebühren der Sparkasse
Regensburg definitiv endlich.


Und da fällt mir wieder der Spruch von Scherzbold Jerry
Seinfeld, einer der bekanntesten amerikanischen Komikern aus
den 1990-er ein, als er über McDonald's und deren Schilder, wie
viele Hamburger sie schon verkauft haben, die Frage stellt:
"McDonald's (...)? How insecure is this company?" Oder, frei
angepasst: "Sparkasse Regensburg? Wie unsicher aufgestellt ist
dieses Institut?"


PS: Ich habe diesen Blog an die regionale Zeitung, die
Mittelbayerische in Regensburg als Leserbrief geschickt. Wohl
wissend, dass er zu lang ist. Und auch Kürzung oder Interview
angeboten. Reaktion: Null. Is' halt blöd, wenn einer der
Hauptwerbekunden besagte Sparkasse Regensburg ist und man nun
einfach Prioritäten setzten muss...
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