#199 Nach der Frage der Loyalität nun die Frage, wie viel Engagement, Neudeutsch, Commitment kann man von Mitarbeitern verlangen?

#199 Nach der Frage der Loyalität nun die Frage, wie viel Engagement, Neudeutsch, Commitment kann man von Mitarbeitern verlangen?

Der ichbindochnichthierumbeliebtzusein.com PodCast
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vor 2 Jahren
Nach der Frage der Loyalität nun die Frage, wie viel Engagement,
Neudeutsch, Commitment kann man von Mitarbeitern verlangen?


Ein Bereich, in dem ich tätig war, wurde von einem anderen
übernommen. Dessen Chef, und vor allem sein Ruf, war mir
wohlbekannt, und obwohl ich, dank meines Rufes, mir auch einen
anderen Job oder Bereich oder auch eine andere Aufgabe hätte
aussuchen können, habe ich mich für den Wechsel entschieden.
Wurde mir doch eine Rolle als Teamleiter angeboten, würde ich
eine erfolgreiche Übernahme der Tätigkeit meines aktuellen
Bereiches managen und zumindest die Hand voll Know-how-Träger
zu einem Wechsel überzeugen. Letztes war einfach, Erster erwies
sich schnell als Karotte, die man mir per Angel vor die Nase
hängte, die ich aber nie erreichen würde. Dementsprechend fuhr
ich mein Engagement, ohne Schaden für meine Person oder meinen
Ruf zurück und wurde schon bald für eine neue Stelle
angesprochen. Jedoch blieb schon damals, logischerweise, für
mich die Frage zurück: wie viel Engagement, was heute
Commitment heißt, kann eine Führungskraft von ihren
Mitarbeitern erwarten? 





Ich unterstelle, dass ihr alle wisst, was als Erstes kommt, um
die Eingangsfrage zu beantworten: klar, der Blick in den
Arbeitsvertrag. Und in die Stellenbeschreibung. Ersteres, auch
mit dem dort abgedruckten Gehalt, ich weiß, für einige von euch
nur Schmerzensgeld, und der Rolle, in die ihr angestellt
wurdet, ein klarer erster Blick über die Anforderungen.
Merkregel, mal ganz platt runtergebrochen: die Erwartungen an
einen Sachbearbeiter für 50.000 € im Jahr brutto sind weniger
als einen Fachmann für 87.000 € im Jahr brutto.


Details hierzu können durch einen Abgleich der
Stellenbeschreibung erkannt werden, auch meist in Anlehnung
oder als Voraussetzung eines jeweiligen Schul- oder
Hochschulabschlusses. Da kann ein Kaufmann IHK mit 55.000 €
brutto im Jahr das Ende der Gehaltstabelle erreicht haben.
Wohingegen ein Volkswirt bei einer Versicherung mit gut
abgeschlossenem Studium nicht unter 100.000 € einsteigen wird
und eine jährliche Bonuserwartung, wenn auch diese an gewisse
Variablen gebunden ist, hat.


Aber was ist nun mit Commitment? Für das wirklich ganz
rudimentäre, was eigentlich durch den Verstand vorgegeben sein
sollte, müsst ihr noch mal in den Arbeitsvertrag sehen. Da gibt
es Wettbewerbsausschluss-Klauseln, keine (selbstständige)
Nebentätigkeit, die in Konkurrenz mit dem Arbeitgeber tritt
oder auch den Geheimnisverrat des eigenen Arbeitnehmers an die
Konkurrenz oder, tatsächlich so heute noch in einigen Verträgen
zu finden, an befeindete oder befreundete Geheimdienste.


Da ihr sicherlich alle vor Unterzeichnung euren Vertrag mit dem
Arbeitgeber im Detail gelesen habt, muss ich euch hierzu nichts
sagen. Aber: die Feierlaune, nach dem Motto, wenn das alles
ist, was ich meinem AG schulde, bin ich fein raus, muss ich
euch verderben. Da kommt schon noch ein wenig mehr!


Jetzt gibt es noch die Erwartungen eurer Führungskraft: dass
man nicht oder bestenfalls bis ein paar Wochen nach eurer
Einarbeitung nicht alles haarklein kontrollieren muss. Auf euch
muss, mit Kompetenz und dem Verstehen, wie der Arbeitgeber
tickt, Verlass sein. Schließlich will auch keiner
Mikromanagement pur!


Dann wünscht sich eine Firma und auch eure Führungskraft ein
gewisses Engagement, weiter dazulernen zu wollen. Da darf es
mal eine Schulung sein, da werden interne Maßnahmen angeboten
oder über renommierte Partner aus Lehre oder Wirtschaft mit
anerkanntem Zertifikat Fort- und Weiterbildungen
angeboten. 


Und dann kommt da die viel zitierte "extra Meile", die man
gehen kann: mal ne Überstunde, wenn ein wichtiger Auftrag
kurzfristig reinkommt. Auch kommt es schon mal vor, dass der
Kollege seit drei Wochen krank ist und man dessen Aufgaben
mitübernimmt und daher immer ein wenig länger sitzt.
Mal einen Samstag im Büro verbringen, dafür den Schreibtisch
und die Inbox leer haben. Theoretisch, je nach "Höhe" der
Stelle, kann hier schon ein Urlaub zum reinen Arbeitsurlaub
umfunktioniert werden. Oder, oder, oder...


Das klassische Gegenteil, und heute versuche ich nicht groß auf
Stromberg abzustellen, ist der Mitarbeiter, der bei jeder
Aufgabe erst mal seine Job Description auspackt und in riesige
Diskussionen einsteigt, warum er das nicht machen muss UND dass
er dafür ja auch nicht bezahlt werde. Und der mit dem
Betriebsrat kommt, wenn die Führungskraft, zum Beispiel wegen
Qualifikation oder Gehaltsstufe, trotzdem auf Erledigung
besteht. Der Typ, der gerne ne Minute zu spät und schon drei
Minuten vor Feierabend an der Stechuhr steht. Dessen Engagement
nicht über seine Nasenspitze hinaus reicht. Dessen Standardsatz
"Dafür bin ich nicht zuständig!" ist. Vielleicht auch noch eine
etwas höhere, aber in Summe noch unauffällige Anzahl an
Krankheitstagen hat. Oder der klassische
Wochenend-Attestfrei-Verlängerer, der donnerstags bis montags
immer seine Wehwechen auskurieren muss. Oder immer dann
plötzlich Urlaub benötigt, wenn mal wieder eine dieser
"dämlichen und sticklangweiligen Schulungen, bei denen man noch
nicht mal privat online sein darf" ansteht. Wenn ihr mich
fragt, steht der Name eines solchen Kollegen auf einer Liste,
die gezückt wird, wenn es dem Laden mal nicht mehr ganz so gut
geht, ganz weit oben!


Das waren jetzt klare Stereotypen - und obwohl ich tatsächlich
den einen oder anderen wirklich schon so klar identifizierbar
im Mitarbeiter- und Kollegenkreis hatte, gibt es meist
Mischformen, statt klarer direkter Auswüchse.


Aber zurück zu der Frage: wie viel Commitment kann das
Unternehmen - auch vertreten durch die jeweiligen
Führungskräfte - nun verlangen? Nun, ein Arbeitsrichter wird
niemand gekündigt nach Hause schicken, weil der seinen
Arbeitsvertrag erfüllt hat und im Rahmen seiner Fähigkeiten und
der Stellenbeschreibung sein Bestes gegeben hat - zumindest
nicht ohne schicke Abfindung.


Und die gute Nachricht, für alle nicht selbst motivierenden
Malocher ist: Das Unternehmen, auch hier vertreten durch deine
Führungskraft, hat die Aufgabe, eine Umgebung zu schaffen, in
der ein "Klima" vorherrscht, das Commitment, oder lasst mich
hier zur Abwechslung Engagement sagen, idealerweise ohne
weiteres Zutun, im Mitarbeiter auslöst. Und, jetzt kommt er
doch: Und das alles ohne Stromberg-sche Lügen und Betrügereien,
sondern durch, ganz banal, Spaß an der Arbeit, einer
kollegialen Stimmung und Herausforderungen, die immer mal
wieder das Mehr aus den Leuten kitzelt. Ich habe schon
Mitarbeiter erlebt, die einhändig am Pissoir standen und die
Minute zum E-Mail-Lesen auf dem Handy genutzt haben, einfach,
weil sie Bock drauf hatten, zeitnah und schnell für ihre Kunden
- was auch Kollegen heißen kann - reagieren zu können... und
mit diesem Bild im Kopf, noch eine ganz private Anmerkung von
mir: jetzt wisst ihr, warum ich nicht gendere... oder?


Damit lasse ich euch an diesem Punkt erst mal allein. Ich weiß,
auch aus zahlreichen Diskussionen mit Kollegen oder im Rahmen
von Coachings, dass es jetzt ans Eingemacht geht. Lasse ich
mich darauf ein oder bin ich zufrieden mit dem, was ich habe.
Ist der Trade-off zwischen mehr Geld und mehr Verantwortung
durch einen Verlust an Freiheit, Freundschaften und Freizeit
für mich in Ordnung - oder geht Freundschaft und Hobby über
alles? Oder bist du sowieso so übermotiviert, dass du die
nächste Mammutaufgabe gar nicht abwarten kannst?


Und ja, ich weiß, dass jetzt immer noch die Frage kommt, wenn
ich mich für Engagement plus extra Meile entscheide, wie kann
ich dann wahlweise gesichert oder auch schnell die
Karriereleiter hinauf fallen?
Ein Allgemeinrezept gibt es hierzu nicht, wenn du eher nach
Verkaufszahlen gemessen wirst, gilt nicht, was ich gleich
skizziere. Also prüfe Kontext und Arbeitsumfeld, bevor du mich
in fünf Jahren frustriert anrufst und mich beschimpfen willst,
weil es nichts gebracht hat.


 Wenn du nun in einem typischen Großkonzern, der die
Fachkarriere mittlerweile abgeschafft hat, "schnelle" Resultate
in Bezug auf Bekanntheit und Beförderung erzielen willst,
bleiben dir zwei Möglichkeiten: mithilfe von Fachzeitschriften,
Interviews, Reden und Fachartikel auf dich und deine Person und
dein Wissen trommeln. Oder klassisch über Projektmanagement
groß werden. Ideal, wenn man im Projektmanagement richtig auf
dich aufmerksam werden will, machst du nicht nur schicke
Zeitstrahlen und pünktliche Artefakte-Übergabe, sondern
übernimmst auch Personalverantwortung und baldig folgender
Budgetverantwortung und steigst somit auch in Personalführung
und Personalverantwortung auf. 


Ja, wie - das soll DAS Geheimrezept sein? "Schönen Dank auch!",
ich kann euch förmlich in diese Zeilen und den Podcast
hineinhören! Aber geht noch mal in euch und prüft mal ganz
nüchtern-kritisch, wer bei euch in der Firma und warum
aufgestiegen ist. Der klassische MBA-Macher ist es eher nicht.
Und, Verkauf hatte ich ausgeschlossen, was war es dann? Wenn
nicht über Projektmanagement schnell bis in die höchsten
Sphären des Hauses sich einen Namen zu machen? Und jetzt sagt
mir bloß nicht, dass man bei euch in der Firma keine Projekte
umsetzen würde...!


Jetzt kommt immer der Einwand, dass es in der Firma nicht nur
um Projektmanagement geht, sondern auch Fachlaufbahnen möglich
sind. Das freut mich immer zu hören, die banale Antwort darauf
ist, dann werde doch Fachmann! Das ist das Projektmanagement
des Wissens! 


Und eine Frage, die auch immer kommt, ist die: Muss ich denn,
um engagiert zu wirken, meiner Führungskraft immer nach dem
Mund reden? 
Pauschal gesagt, nein. Aber da da draußen leider auch schlechte
Vorgesetzte oder eben Quoten über Führungskräftedasein
entscheiden, ist es leider eher ein vielleicht. Andererseits
gebe ich die Frage gerne zurück, mit dem Gedanken: ist es
wirklich notwendig, immer, aber bitte nicht schleimheilig, der
Meinung des Chefs sein zu müssen?
Und jetzt nicht verwechseln, dass man in bestimmten Bereichen
relativ schnell bisherige Aussprüche aufgibt und sich bald
unisono so anhört, als hätte man nie was anderes gemacht. Das
ist hier nicht gemeint, dieses Verhalten ist ein
Zusammenwachsen ins Team und somit klares Engagement. 


Wer ein wenig wortgewandt, gepaart mit weißer Rhetorik, also
Schlagfertigkeit ist, und einen Chef hat, der in seinen Leuten
nicht nur Kofferträger sieht, dem stellt sich die Frage erst
gar nicht. Und ihr kennt meine Meinung zu schlechten oder
quotenverdammten Pfuschern auf der Schwelle zur höchsten
Inkompetenz: NICHTS WIE WEG!


Also, wie viel Engagement darf es denn nun sein, die von dir
erwartet werden darf? Ganz klar, der Grund, wegen des du
eingestellt wurdest, ist die 100-Prozent-Marke. Dein Chef
erwartet, dass du nach Einarbeitung selbstständig qualitativ
hochwertige Arbeit leistest, ohne dass ständig jemand dir über
die Schulter sehen muss. Engagement kann hier die Übernahme
einer Sonderaufgabe sein, im wöchentlich wechselnden Turnus das
Protokoll für das Teammeeting schreiben oder auch mal ne Stunde
länger bleiben, ohne dass es explizit als Erwartung
kommuniziert wird, wenn es brennt. Auch eine Begeisterung für
Schulungen ist ein gutes Zeichen an deine Führungskraft. Daraus
sollte sich eine Eigendynamik entwickeln: Schulung bringt ein
Mehr an Wissen, dass dich im Job weiterbringt, damit du mehr
Verantwortung und höherwertige Aufgaben übernehmen kannst, was
dir eine Beförderung, Lob vom Chef und mehr Gehalt bringt. Und
dann kommt die nächste Schulung, und so weiter, und so weiter,
und so weiter.


Und wenn dein Engagement nun mal, obwohl du deinen Chef
respektiert und du ein Fan der Firma bist, nun aber nicht über
deine Schreibtischkante hinaus geht und auch Schulungen für
dich nicht so das wichtigste sind? Dann hast du hoffentlich
eine Firma mit einer Kultur, die auch diese Einstellung und
dich als Mitarbeiter respektiert und deine Wichtigkeit erkennt.
Dann wird dein Engagement zu guter und fristgerechter Arbeit
ebenso wertgeschätzt, auch ohne Streben nach mehr. 


Somit ist die Frage nach dem Engagement gar nicht so einfach
oder eben ganz einfach zu beantworten, je nachdem, mit welcher
Einstellung du an das Thema rangehst. Ich hoffe nur, dass du
das passende Unternehmen für dich und deine Ziele im Leben
gefunden hast und dein Chef eine gute Führungskraft ist! Dann
kann es kaum noch besser werden...!


 
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