#176 Wo ist denn die "Erste Generation Internet" hin? Viel Online-Präsenz hat sie nicht unbedingt hinterlassen...!
Der ichbindochnichthierumbeliebtzusein.com PodCast
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Der PodCast rund um Führung, Fliegen, Technik und Alltag. Deine Informationsquelle für das Ohr am Puls der Zeit!
Beschreibung
vor 3 Jahren
Wo ist denn die "Erste Generation Internet" hin? Viel
Online-Präsenz hat sie nicht unbedingt hinterlassen...!
Ok, meine Formulierung "Erste Generation Internet" kann man nun
falsch verstehen. Ich spreche nicht von Stanford und den 50ern,
die erste Netzwerkverbindung, das erste Protokoll und die "IP
on everything"-T-Shirts oder erstmalige Nutzung von "Hello
World!". Nein, ich spreche von der Generation der 18-jährigen,
oder kurz davor oder ein wenig drüber, die in den letzten
90ern, also den 1990ern, die erste Generation war, die zwar mit
viel Geld verbunden aber als erste problemlos von zu Hause aus
das Internet kennenlernen konnte. Wer sich für Team Blau oder
Team Magenta entschieden hatte und immer ein wenig neidisch in
die USA und den dortigen GeoCities guckte, und wahlweise mit
einem 33k- oder 56k-Modem die Einwahlorgel erleben durfte,
konnte problemlos E-Mail nutzen und erste Portale wie Spiegel,
T-Online, AOL oder eben auch openBC, heute besser als XING
bekannt, beim Entstehen und wachsen zusehen. Ebenso wie das
Regensburger Telebuch.de, die heute amazon Deutschland heißen,
was sie einer Übernahme zu verdanken haben. Aber, so meine
eigene Feststellung: wo ist die erste Generation denn hin
verschwunden? Kaum einer ist auf XING oder LinkedIn, kaum einer
betreibt eine eigene Webseite. Auf Facebook nicht aktiv zu sein
gibt von mir Daumen hoch - aber auch hier, kaum ein Treffer...
was bitte ist denn hier passiert, dass ihr alle zur ersten
Generation Internet-Verweigerern wurdet?
Startoberfläche AOL / Bild-/Quelle: erinnerstdudich.de
Wenn du so Mitte der Siebziger geboren wurdest, bist du für
mich in Deutschland das, was ich EGI - "Erste Generation
Internet" getauft habe. Du kannst dich noch an die vielen
Untersetzer für Tassen und Gläser erinnern, die wir damals,
dann in den Neunzigern, frei Haus oder mit unzähligen
Zeitschriften zusammen bekommen haben: Die beiden einzigen
Internet Provider Deutschlands lieferten sich ein
Kopf-an-Kopf-Rennen über die Marktführerschaft und verschenkten
daher ihre CDs, mit denen der benötigte Client als auch
Einwahldaten für den Dienst, sei es T-Online oder AOL
Deutschland, integriert waren. Single-Sign-On, sozusagen - ja,
wenn... wenn du ein Modem dein Eigen nanntest!
Derer gab es zum damaligen Zeitpunkt zwei - na ja, und etwas,
das wir BTX nannten. Aber das war ja mehr Teletext als
Internet, daher ist der Bildschirmtext hier raus! Entweder du
hattest vor allen Vorsprung, dann hattest du bereits seit
geraumer Zeit ein 33er-Modem. Oder, JETZT war dein Moment fürs
Netz gekommen, dann nutzt du das neue und rasend schnelle
56k-Modem. Sagen wir es so: mal angenommen, YouPorn hatte nur
Bilder. Und die alle nicht über 1Mbyte pro Datei, du wärst nach
drei, spätestens vier Bildern wieder weg! Versprochen!
Aber hey! Wir waren im Netz! Der Begriff "Neuland" war noch
nicht von der Politik ausgelutscht und für uns war es real. Und
jeden Tag was Neues! Sagt euch "Hamsterdance" noch was? Nein?
Dann schnell den vorstehenden Link geklickt: DAS IST DAS
ORIGINAL! Wir haben es wochenlang angesehen und gekichert wie
kleine Kinder! Und wir haben es per E-Mail und, wenn alle
Empfänger bei AOL waren, über den Instant Messanger geteilt...
also, an alle drei Freunde, die wir so online hatten.
Ach, kleiner Fun Fact: zu diesem Zeitpunkt habe ich meine erste
Bestellung bei dem, was wir heute amazon.de nennen, aufgegeben,
damals unter dem Namen Telebuch.de, mit Anschrift in
Regensburg, unter der amazon Deutschland heute noch residiert.
Und schon damals: Versandkostenfreie Lieferung, wenn man denn
ein Buch mitbestellt hat! Wow, wie die Zet vergeht!
Doch dann - war die Schule vorbei und die Bundeswehr fand
ausreichend Verwendung für uns. Das war ein Rückschlag für das
Online-Leben, mal von den Wochenenden abgesehen und den
notwendigen Leber-Schonungsmaßnahmen, die gerne am Computer
verbracht werden wollten. Aber, nun fand die nächste Technik
langsam Einzug: das Handy. Unvorstellbar, dass wir damals
unterschiedliche Preise für Tags und Abends bezahlt haben...
und die waren teilweise bis zu 1,49€ PRO MINUTE - WOHL GEMERKT
- unterschiedlich! Und als Handy: das Nokia 2110. Mit
Ausziehantenne. Und eines der wenigen, dass schon SMS empfangen
UND SENDEN konnte! Viel Auswahl hatte man nicht: Telekom oder
D2 Mannesmann. Langsam kam auch E-Plus durch. Aber, bis zum
Ende durch die Fusion mit Viag Interkom, heutzutage als O2
bekannt, wusste jeder: mit E+ sparst du am meisten, weil du
einfach nirgendwo Netz hast!
Und im folgenden Studium die Internet-Revolution. Jede
Hochschule hatte einen Internetzugang, den sich die wenigen
aber immerhin frei verfügbaren Rechner hatten. Und das
Internetangebot wuchs: blinkende und textlastige Homepages von
Privat für den Rest der Welt, telebuch.de mit kostenfreiem
Versand aller Bücher, Blitzerportale und sonstiger
Schnickschnack, den die Welt nicht braucht - also, nicht weit
weg von heute, aber nur rudimentär das, was wir heute von
Webseiten so erwarten. Aber: jeder der immatrikuliert war,
hatte freien Zugang zum Netz und entdeckte so auch die ersten
Sexbilchen im Netz - ja, Erotik war einfach immer das
schnellste, egal wo und wie! Und so konnte man auch mal das
lokale Admin-Team aus der Nähe erleben - und sollte es das
nicht gewesen sein, hat man auf einer Sun- oder Silicon
Graphics-Unix-Maschine ein paar Pings und die Übertragung
einiger (Cron-)Jobs auf weitere Rechner vergessen und mal
schnell ein paar... Megabyte an Daten über das Wochenende um
den Globus geschickt... kann ja mal vorkommen...!
Aber das Internet wuchs unaufhaltsam weiter - nur die EGI, die
erste Generation Internet, sie blieb zurück. Wo, ist teilweise
unbekannt, da sie im Netz nicht in Erscheinung treten.
Vereinzelte Spuren in alten E-Mail-Verteilerlisten aus
Studiumszeiten sind die letzten Online-Zeitzeugen, dass diese
Personen gelebt und auch online gewesen sein müssten.
Was ist passiert?
Heute, gute 30 Jahre später, ist das Netz nicht mehr
wegzudenken. Und für die meisten auch das Handy. Aber: ein
Blick in die gängigen Netzwerke offenbart nach wie vor eine
erschreckende Zahl "Offliner", die sich dem Trend widersetzen
bzw. auf in sich geschlossene Netzwerke wie whatsapp oder, wenn
es sicher sein soll, Signal setzen.
Das ist umso unglaublicher, als die nächste Generation - also,
die "Achtziger" zugleich erstmalig als die "Digital Natives"
bezeichnet wurden: für sie ist das Leben ohne Internet
undenkbar. Sie haben keinen Bibliotheksausweis, dafür aber
wikipedia. Sie konsumieren, aber auch im Illegalen, sei es
Musik oder auch Film. Und sie springen auf die neuesten Trends:
facebook, instagram, TikTok und auch auf das vergessene
SnapChat.
Aber was verursacht nun diese enorme Lücke zwischen den beiden
Generationen? Wie so oft ein Zweigestirn: Wissensvorsprung und
der heute so benannte "Early Adaptor".
Jetzt könnte man sagen: "Hey Steve! Spinnst du? Das ist doch
dasselbe?!?". Dann dreht bitte die Uhr zurück und jeder, der
wahlweise mit einem Mac oder auf Windows ein 33- oder 56k-Modem
installiert hat, hebe die Hand. Das war damals ein Erlebnis.
Die "Chip", tatsächlich mal eine Fachzeitschrift, war voll mit
Fehlern und Problemen, vor und nach einer Installation. Und
auch damals nicht ganz trivial: wo genau ist der Anschluss, den
die Bundespost noch ins Haus gelegt hat und wie bekomme ich,
ohne, dass mich meine Eltern zur Adoption freigeben, die
benötigten Meter an Modemkabel quer durch die Wohnung?
Damals warst du Early Adaptor, einer der ersten, der online
war. Mit all dem, was dazu gehörte. Da gab es keinen
Wissensvorsprung, weil keiner von uns wusste, was kommt und was
passiert. Aber wir haben, ganz Internet-like, unsere
Erfahrungen geteilt: mit dem Rad zum Kumpel und tatkräftig
unterstützt. Deshalb sind diese beiden Begriffe für die wilden
Siebziger, anders als heute, kein Synonym.
Und weil nun nicht jeder damals Eltern hatten, die zum Wohle
des Kindes die meterlangen Kabeltrassen quer durch die Bude
ignorieren wollten, konnte nicht jeder den Einstieg in das
Internet wagen. Auch hatten wir damals noch echte
Freizeitaktivitäten: mit dem Bike quer durch den Wald, und
davon jeden Tag eine andere Abzweigung testen. Oder rausfinden,
wo der beste Kumpel wohnt, da haben wir uns auch von 20 oder 30
Kilometer nicht abschrecken lassen. Wir saßen mit Gaskocher im
Wald, Zelt neben und Schlafsack bereit um ein Wochenende mal
"alleine" zu sein. Unter Freunden, natürlich. Wir sprangen von
Brücken in den Fluss, ohne mit der Wimper zu zucken. Und ja,
wir waren bei Wind und Wetter draußen! Einige sogar mit viel
Herzblut und in Gruppen, denn Pfadfinder waren uns nicht fremd,
dafür hat jeder im Garten seinen Schlauch bereitwillig
aufgedreht, wenn zwei Jungs "hechelnd" mit leeren Flaschen vor
der Tür standen!
Daher meine Theorie: wenn du den frühen Einstieg ins Netz
verpasst hast, hattest du wirklich besseres zu tun. Und das
hast du sicherlich heute auch noch. Klar, mit iphone und dem
neuen Schnickschnack wie WiFi und Datentarif bist auch du, der
sonst nicht im Netz zu finden ist, online. Und kaufst auch bei
amazon, aber eben nur, wenn der Weg zum Einkaufszentrum gerade
versperrt ist oder du krank zu Hause bist. Sonst bevölkerst du
die Fußgängerzonen dieser Nation. Und vielleicht warst du nie
auf openbc, dafür hast du ein XING- oder sogar Linkedin-Profil.
Aber dein Leben dreht sich, ganz im Gegenteil zu zum Beispiel
mir, nicht um Schlaf, Arbeit, Online. Du hast ein
Facebook-Profil, aber wahrscheinlich verwaist oder im
Privat-Modus - und nicht im Klarnamen. Und außer ab und an
alten Freunden zum Geburtstag zu gratulieren, bist du mit jedem
Login nur am Passwort resetten.
Geht es dir damit schlechter als mir? Ein klares NEIN! Nutze
ich meine Zeit effektiver, da amazon Spar-Abos mir einen
Großteil der Zeit mit anderen Dingen ermöglichen und würden
Aldi und Lidl noch liefern, ich gar nicht mehr vor die Tür
gehen. Subjektiv vielleicht ja, aber objektiv - wohl auch eher
Gleichstand.
Allerdings sind die Früheinsteiger dir um eines voraus: Wir
haben gelernt, uns, teilweise ohne fremde Hilfe, stundenlang
vor der PC-Kiste zu Hause Fehlermeldungen zu beseitigen und
Dinge zum Laufen zu bekommen und damit ein anderes Verhältnis
zu IT, Software, Hardware und Internet. So sehr es schmerzt:
wir besitzen das bessere IT-Wissen. Nicht von Anfang an, aber
ab dem Moment, ab dem es erstmalig für alle da war. Und das
prägt uns bis heute und macht uns einer afiner, Dinge im Netz
zu probieren oder eben auch mal selber eine Webseite, einen
Blog, eine Fanpage oder ein YouTuber bzw. Switch-Player zu
sein. Und nicht wenige verdienen, sei es nur als "Sidekick",
Geld im Netz, und das auch noch legal!
Und das schönste: Egal on du Feld, Wald, Wiese, Fluß oder
Freundschaften gepflegt hast oder im Verein tätig warst und
daher nicht dauernd nur im Netz hingst: wir haben uns, anders
als heute, trotz unserer verschiedenen "Netzwerke", die wir
gepflegt und genutzt haben, nicht aus den Augen verloren... und
heute passiert das bereits, wenn Du nur den falschen Chatclient
auf dem Handy hast. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm,
dass wir erste Internet-Generation ein wenig unterschiedlich
und trotzdem befreundet sein konnten...?!?
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Online-Präsenz hat sie nicht unbedingt hinterlassen...!
Ok, meine Formulierung "Erste Generation Internet" kann man nun
falsch verstehen. Ich spreche nicht von Stanford und den 50ern,
die erste Netzwerkverbindung, das erste Protokoll und die "IP
on everything"-T-Shirts oder erstmalige Nutzung von "Hello
World!". Nein, ich spreche von der Generation der 18-jährigen,
oder kurz davor oder ein wenig drüber, die in den letzten
90ern, also den 1990ern, die erste Generation war, die zwar mit
viel Geld verbunden aber als erste problemlos von zu Hause aus
das Internet kennenlernen konnte. Wer sich für Team Blau oder
Team Magenta entschieden hatte und immer ein wenig neidisch in
die USA und den dortigen GeoCities guckte, und wahlweise mit
einem 33k- oder 56k-Modem die Einwahlorgel erleben durfte,
konnte problemlos E-Mail nutzen und erste Portale wie Spiegel,
T-Online, AOL oder eben auch openBC, heute besser als XING
bekannt, beim Entstehen und wachsen zusehen. Ebenso wie das
Regensburger Telebuch.de, die heute amazon Deutschland heißen,
was sie einer Übernahme zu verdanken haben. Aber, so meine
eigene Feststellung: wo ist die erste Generation denn hin
verschwunden? Kaum einer ist auf XING oder LinkedIn, kaum einer
betreibt eine eigene Webseite. Auf Facebook nicht aktiv zu sein
gibt von mir Daumen hoch - aber auch hier, kaum ein Treffer...
was bitte ist denn hier passiert, dass ihr alle zur ersten
Generation Internet-Verweigerern wurdet?
Startoberfläche AOL / Bild-/Quelle: erinnerstdudich.de
Wenn du so Mitte der Siebziger geboren wurdest, bist du für
mich in Deutschland das, was ich EGI - "Erste Generation
Internet" getauft habe. Du kannst dich noch an die vielen
Untersetzer für Tassen und Gläser erinnern, die wir damals,
dann in den Neunzigern, frei Haus oder mit unzähligen
Zeitschriften zusammen bekommen haben: Die beiden einzigen
Internet Provider Deutschlands lieferten sich ein
Kopf-an-Kopf-Rennen über die Marktführerschaft und verschenkten
daher ihre CDs, mit denen der benötigte Client als auch
Einwahldaten für den Dienst, sei es T-Online oder AOL
Deutschland, integriert waren. Single-Sign-On, sozusagen - ja,
wenn... wenn du ein Modem dein Eigen nanntest!
Derer gab es zum damaligen Zeitpunkt zwei - na ja, und etwas,
das wir BTX nannten. Aber das war ja mehr Teletext als
Internet, daher ist der Bildschirmtext hier raus! Entweder du
hattest vor allen Vorsprung, dann hattest du bereits seit
geraumer Zeit ein 33er-Modem. Oder, JETZT war dein Moment fürs
Netz gekommen, dann nutzt du das neue und rasend schnelle
56k-Modem. Sagen wir es so: mal angenommen, YouPorn hatte nur
Bilder. Und die alle nicht über 1Mbyte pro Datei, du wärst nach
drei, spätestens vier Bildern wieder weg! Versprochen!
Aber hey! Wir waren im Netz! Der Begriff "Neuland" war noch
nicht von der Politik ausgelutscht und für uns war es real. Und
jeden Tag was Neues! Sagt euch "Hamsterdance" noch was? Nein?
Dann schnell den vorstehenden Link geklickt: DAS IST DAS
ORIGINAL! Wir haben es wochenlang angesehen und gekichert wie
kleine Kinder! Und wir haben es per E-Mail und, wenn alle
Empfänger bei AOL waren, über den Instant Messanger geteilt...
also, an alle drei Freunde, die wir so online hatten.
Ach, kleiner Fun Fact: zu diesem Zeitpunkt habe ich meine erste
Bestellung bei dem, was wir heute amazon.de nennen, aufgegeben,
damals unter dem Namen Telebuch.de, mit Anschrift in
Regensburg, unter der amazon Deutschland heute noch residiert.
Und schon damals: Versandkostenfreie Lieferung, wenn man denn
ein Buch mitbestellt hat! Wow, wie die Zet vergeht!
Doch dann - war die Schule vorbei und die Bundeswehr fand
ausreichend Verwendung für uns. Das war ein Rückschlag für das
Online-Leben, mal von den Wochenenden abgesehen und den
notwendigen Leber-Schonungsmaßnahmen, die gerne am Computer
verbracht werden wollten. Aber, nun fand die nächste Technik
langsam Einzug: das Handy. Unvorstellbar, dass wir damals
unterschiedliche Preise für Tags und Abends bezahlt haben...
und die waren teilweise bis zu 1,49€ PRO MINUTE - WOHL GEMERKT
- unterschiedlich! Und als Handy: das Nokia 2110. Mit
Ausziehantenne. Und eines der wenigen, dass schon SMS empfangen
UND SENDEN konnte! Viel Auswahl hatte man nicht: Telekom oder
D2 Mannesmann. Langsam kam auch E-Plus durch. Aber, bis zum
Ende durch die Fusion mit Viag Interkom, heutzutage als O2
bekannt, wusste jeder: mit E+ sparst du am meisten, weil du
einfach nirgendwo Netz hast!
Und im folgenden Studium die Internet-Revolution. Jede
Hochschule hatte einen Internetzugang, den sich die wenigen
aber immerhin frei verfügbaren Rechner hatten. Und das
Internetangebot wuchs: blinkende und textlastige Homepages von
Privat für den Rest der Welt, telebuch.de mit kostenfreiem
Versand aller Bücher, Blitzerportale und sonstiger
Schnickschnack, den die Welt nicht braucht - also, nicht weit
weg von heute, aber nur rudimentär das, was wir heute von
Webseiten so erwarten. Aber: jeder der immatrikuliert war,
hatte freien Zugang zum Netz und entdeckte so auch die ersten
Sexbilchen im Netz - ja, Erotik war einfach immer das
schnellste, egal wo und wie! Und so konnte man auch mal das
lokale Admin-Team aus der Nähe erleben - und sollte es das
nicht gewesen sein, hat man auf einer Sun- oder Silicon
Graphics-Unix-Maschine ein paar Pings und die Übertragung
einiger (Cron-)Jobs auf weitere Rechner vergessen und mal
schnell ein paar... Megabyte an Daten über das Wochenende um
den Globus geschickt... kann ja mal vorkommen...!
Aber das Internet wuchs unaufhaltsam weiter - nur die EGI, die
erste Generation Internet, sie blieb zurück. Wo, ist teilweise
unbekannt, da sie im Netz nicht in Erscheinung treten.
Vereinzelte Spuren in alten E-Mail-Verteilerlisten aus
Studiumszeiten sind die letzten Online-Zeitzeugen, dass diese
Personen gelebt und auch online gewesen sein müssten.
Was ist passiert?
Heute, gute 30 Jahre später, ist das Netz nicht mehr
wegzudenken. Und für die meisten auch das Handy. Aber: ein
Blick in die gängigen Netzwerke offenbart nach wie vor eine
erschreckende Zahl "Offliner", die sich dem Trend widersetzen
bzw. auf in sich geschlossene Netzwerke wie whatsapp oder, wenn
es sicher sein soll, Signal setzen.
Das ist umso unglaublicher, als die nächste Generation - also,
die "Achtziger" zugleich erstmalig als die "Digital Natives"
bezeichnet wurden: für sie ist das Leben ohne Internet
undenkbar. Sie haben keinen Bibliotheksausweis, dafür aber
wikipedia. Sie konsumieren, aber auch im Illegalen, sei es
Musik oder auch Film. Und sie springen auf die neuesten Trends:
facebook, instagram, TikTok und auch auf das vergessene
SnapChat.
Aber was verursacht nun diese enorme Lücke zwischen den beiden
Generationen? Wie so oft ein Zweigestirn: Wissensvorsprung und
der heute so benannte "Early Adaptor".
Jetzt könnte man sagen: "Hey Steve! Spinnst du? Das ist doch
dasselbe?!?". Dann dreht bitte die Uhr zurück und jeder, der
wahlweise mit einem Mac oder auf Windows ein 33- oder 56k-Modem
installiert hat, hebe die Hand. Das war damals ein Erlebnis.
Die "Chip", tatsächlich mal eine Fachzeitschrift, war voll mit
Fehlern und Problemen, vor und nach einer Installation. Und
auch damals nicht ganz trivial: wo genau ist der Anschluss, den
die Bundespost noch ins Haus gelegt hat und wie bekomme ich,
ohne, dass mich meine Eltern zur Adoption freigeben, die
benötigten Meter an Modemkabel quer durch die Wohnung?
Damals warst du Early Adaptor, einer der ersten, der online
war. Mit all dem, was dazu gehörte. Da gab es keinen
Wissensvorsprung, weil keiner von uns wusste, was kommt und was
passiert. Aber wir haben, ganz Internet-like, unsere
Erfahrungen geteilt: mit dem Rad zum Kumpel und tatkräftig
unterstützt. Deshalb sind diese beiden Begriffe für die wilden
Siebziger, anders als heute, kein Synonym.
Und weil nun nicht jeder damals Eltern hatten, die zum Wohle
des Kindes die meterlangen Kabeltrassen quer durch die Bude
ignorieren wollten, konnte nicht jeder den Einstieg in das
Internet wagen. Auch hatten wir damals noch echte
Freizeitaktivitäten: mit dem Bike quer durch den Wald, und
davon jeden Tag eine andere Abzweigung testen. Oder rausfinden,
wo der beste Kumpel wohnt, da haben wir uns auch von 20 oder 30
Kilometer nicht abschrecken lassen. Wir saßen mit Gaskocher im
Wald, Zelt neben und Schlafsack bereit um ein Wochenende mal
"alleine" zu sein. Unter Freunden, natürlich. Wir sprangen von
Brücken in den Fluss, ohne mit der Wimper zu zucken. Und ja,
wir waren bei Wind und Wetter draußen! Einige sogar mit viel
Herzblut und in Gruppen, denn Pfadfinder waren uns nicht fremd,
dafür hat jeder im Garten seinen Schlauch bereitwillig
aufgedreht, wenn zwei Jungs "hechelnd" mit leeren Flaschen vor
der Tür standen!
Daher meine Theorie: wenn du den frühen Einstieg ins Netz
verpasst hast, hattest du wirklich besseres zu tun. Und das
hast du sicherlich heute auch noch. Klar, mit iphone und dem
neuen Schnickschnack wie WiFi und Datentarif bist auch du, der
sonst nicht im Netz zu finden ist, online. Und kaufst auch bei
amazon, aber eben nur, wenn der Weg zum Einkaufszentrum gerade
versperrt ist oder du krank zu Hause bist. Sonst bevölkerst du
die Fußgängerzonen dieser Nation. Und vielleicht warst du nie
auf openbc, dafür hast du ein XING- oder sogar Linkedin-Profil.
Aber dein Leben dreht sich, ganz im Gegenteil zu zum Beispiel
mir, nicht um Schlaf, Arbeit, Online. Du hast ein
Facebook-Profil, aber wahrscheinlich verwaist oder im
Privat-Modus - und nicht im Klarnamen. Und außer ab und an
alten Freunden zum Geburtstag zu gratulieren, bist du mit jedem
Login nur am Passwort resetten.
Geht es dir damit schlechter als mir? Ein klares NEIN! Nutze
ich meine Zeit effektiver, da amazon Spar-Abos mir einen
Großteil der Zeit mit anderen Dingen ermöglichen und würden
Aldi und Lidl noch liefern, ich gar nicht mehr vor die Tür
gehen. Subjektiv vielleicht ja, aber objektiv - wohl auch eher
Gleichstand.
Allerdings sind die Früheinsteiger dir um eines voraus: Wir
haben gelernt, uns, teilweise ohne fremde Hilfe, stundenlang
vor der PC-Kiste zu Hause Fehlermeldungen zu beseitigen und
Dinge zum Laufen zu bekommen und damit ein anderes Verhältnis
zu IT, Software, Hardware und Internet. So sehr es schmerzt:
wir besitzen das bessere IT-Wissen. Nicht von Anfang an, aber
ab dem Moment, ab dem es erstmalig für alle da war. Und das
prägt uns bis heute und macht uns einer afiner, Dinge im Netz
zu probieren oder eben auch mal selber eine Webseite, einen
Blog, eine Fanpage oder ein YouTuber bzw. Switch-Player zu
sein. Und nicht wenige verdienen, sei es nur als "Sidekick",
Geld im Netz, und das auch noch legal!
Und das schönste: Egal on du Feld, Wald, Wiese, Fluß oder
Freundschaften gepflegt hast oder im Verein tätig warst und
daher nicht dauernd nur im Netz hingst: wir haben uns, anders
als heute, trotz unserer verschiedenen "Netzwerke", die wir
gepflegt und genutzt haben, nicht aus den Augen verloren... und
heute passiert das bereits, wenn Du nur den falschen Chatclient
auf dem Handy hast. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm,
dass wir erste Internet-Generation ein wenig unterschiedlich
und trotzdem befreundet sein konnten...?!?
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