#169 Managerschulung "Denken wie Kinder" - damit wäre ich vorsichtig, das kann Mitarbeiter auch falsch verstehen!
Der ichbindochnichthierumbeliebtzusein.com PodCast
23 Minuten
Podcast
Podcaster
Der PodCast rund um Führung, Fliegen, Technik und Alltag. Deine Informationsquelle für das Ohr am Puls der Zeit!
Beschreibung
vor 3 Jahren
Managerschulung "Denken wie Kinder" - damit wäre ich vorsichtig,
das kann Mitarbeiter auch falsch verstehen!
Danke für die Einladung. Der Titel war ja eine Mischung aus
Provokation und Nobrainer: "Denken wie Kinder." Aha. Da ich zu
Hause täglich beim Denken und auch beim Lernen, was mir bei der
ketzerischen und kurzgehaltenen Seminarbeschreibung schon
gefehlt hat, zusehen kann, schauen wir doch mal, was sich hier
einen doch hochpreisig verstecktem Management-Seminar verbirgt
oder eben auch nicht - und warum das wahlweise Quatsch oder
ganz schön nach hinten losgehen kann...
Es gibt gute und schlechte, Mitmach- und Zuhör-Seminare -
genaueres weiß man immer erst zum Schluss! Hier ein
Innovation-Summit / Bild-/Quelle: privat
Schöne neue Corona-bedingte Online-Welt. Kein Aufstehen, wenn
es selbst im Sommer morgens noch dunkel draußen ist. Keine Qual
zu Bahn, Flug oder stundenlang auf der Autobahn. Reicht doch
ein Klick aus, um pünktlich und gut gelaunt, als auch
ausgeschlafen und ohne erste Abenteuer, die sich auf der
Anreise ergeben haben, in der virtuellen Lobby aufzulaufen und
direkt in Smalltalk mit weiteren Teilnehmern einzusteigen.
Und nun kam er also, der große Seminartag.
Im Vorfeld wurden den Teilnehmern eine Mischung aus Duplo,
Playmobil, Fisher-Price und beliebige Formen und Größen als
auch Farben mit individueller Stoffbeklebung übersandt. Dazu
noch Papierschablonen, Klebstoff, Klettband, Tesa und doppeltes
Klebeband. Auf den ersten Blick ohne Sinn und Verstand - aber
hey, denken wie Kinder.
Dann kam der Keynote-Speaker. Ich hatte es schon befürchtet:
viel Tschakka, zurück in die Kindheit, Entdecker sein, statt
Papierbergwälzer. Auch mal Rückschläge akzeptieren können, das
seien ja schließlich nur Umleitungen zum Ziel. Eben mal den
Blickwinkel ändern, warum nicht auf allen Vieren unter dem
Schreibtisch abtauchen. Und noch mehr so Zeugs.
Parallel dazu eine Diashow aus nicht immer ganz passenden
Folien mit Kinderbildern, die die langweiligen Überschriften
auf den Folien wohl unterstreichen oder für ahnungslose
visualisieren sollte. Allerdings war nicht immer klar, ob die
Folie wirklich zum Gesprochenen passen soll - oder eher, ich
sage es mal vorsichtig, zum Nachdenken anregen sollte...
Dann noch eine Einweisung in die übersandten Gegenstände.
Und, erwartungsgemäß, fing der Spaß für uns an: hatten doch
immerhin zwei Teilnehmer die übersandten Inhalte aufgrund eines
"Missverständnisses" den eigenen Kindern übergeben und daher
nicht oder eben nicht in der übersandten Form mehr griffbereit.
So schnell wird man vom Teilnehmer zum Zuseher, nichts
mehr mit erforschen.
Aktiv wurden die Teilnehmer nun ermuntert, die Figuren in
einzelne Teile zurück zu zerlegen und die Anleitungen aus den
Kartons wegzuwerfen. Schließlich gibt es heute keine falschen
Antworten, keine falschen Figuren oder Symbole und auch sonst
ist alles erlaubt.
Gut, dass keine Windeln mit verschickt wurden!
Und dann ging es an ein Potpourri an mal mehr, mal weniger
sinnigen Übungen, mal gemeinsam, mal mit Stoppuhr
gegeneinander, um die Scham vor Fehlern und dem Fördern von
"out of the box"-Denken zu beschleunigen bzw. zu aktivieren.
Natürlich kam dann die große Abschlussaufgabe: aus allem, was
man bekommen hat, was Verrücktes herzustellen. Beliebig.
Kreativ. Und in 50 Minuten. Plus zehn Minuten um das Kunstwerk
zu erläutern, den Weg beschreiben, Hindernisse aufzeigen und
Umwege oder verworfene Versionen zu erwähnen.
Nun, kreativ musste es schon sein, da Lego und Playmobil schon
mal nicht kompatibel sind. Auch Fisher-Price hat jetzt nicht
wirklich eine "Schnittstelle" zu den zuvor benannten. Also: wer
konnte seine "Box" für die Abschlussübung am besten und
weitesten verlassen und konnte kreativ so viel wie möglich
zusammendrücken?
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich wäre hier noch
mit Herzblut und Lernwillen dabei gewesen. Ich war schon mehr
in der U-Boot-Rolle um mir genau aufzuschreiben, was bisher
alles nicht so zusammen gepasst hat und was mir sonst noch so
aufgefallen ist.
Und, nun, am Ende... da kommt ihr nie drauf: Klar! Gewinner
waren am Ende alle... blablablab...
Ok, puh - ein langer und für mich sinnloser Tag ging nun
endlich zu Ende. Ihr kennt meine konstruktive Art, daher nun zu
den Punkten, die mich bei dieser Veranstaltung und all den
"Übung" am meisten gestört haben:
Wenn du Führungskraft bist und nicht Einsteiger, vielleicht
schon so ne Ebene unter C-Level in deiner Firma - dann sollst du
dich auf ein Kleinkind reduzieren lassen und denken wie ein
Kleinkind? Das ist auf deiner Ebene eine reine Themenverfehlung!
Du bist nicht in deine Rolle mit dem Gehalt, dem Bonus und den
zusätzlichen Gehaltsumwandlungen, um am Boden zu rutschen und
runter gefallene Legosteine zu suchen! Du sollst Leute
motivieren, spannende Aufgaben delegieren, unschöne Nachrichten
verbreiten, Budgetpläne und Strategien erarbeiten und vor allem
delegieren, delegieren, delegieren. Und nebenbei die Zeitzonen
der Welt kennen, um zu deinen Videokonferenzen nicht zu spät zu
kommen und deinen Tag optimal terminlich füllen kannst. Du hast
auf dem Boden nichts verloren! Wenn du Neueinsteiger in der
Führungskarriere bist, machst du - unfreiwillig - genug Fehler.
Menschenführung ist ein Knochenjob, den man leider hart erlernen
muss und das hinterlässt auch mal gekränkte und falsch
verstandene Mitarbeiter. Auch fehlt dir jede Kenntnis von
unausgesprochenen Regeln und Symbolik auf der neuen Ebene. Hier
wie ein Kleinkind auf allen Vieren über den Boden robben und
"Da!Da!Da!" schreien - soll dir nun wie genau weiter helfen?
Sollst du bei einer kritischen Nachfrage eines deines
Mitarbeiters künftig sabbern und nach einem Schnuller
verlangen?
Du verfügst über ein Basic-Set an Maßnahmen und Methoden,
idealerweise Projektmanagement-Know-how. Sonst wärst Du wohl auch
niemandem für eine Beförderung in den Sinn gekommen (genaueres
hier nachzulesen - es war wohl nur Zufall!). Wenn du Ingenieur
bist, machst du all das, von Grundlagenforschung über Recherche,
Machbarkeitsanalyse und nebenbei schon ein wenig Raspberry Pi
programmieren und Breadboards stecken - meist, ich nenne es mal,
"unterbewusst". Und dafür sollst du dich nun zum Affen machen und
auf allen Vieren über die Auslegeware robben? Wofür genau
nochmal? Und jetzt bist du in der Rechtsabteilung - was
willst du hier bitte mitnehmen? Wie man mit Farbstiften einen
Gesetzesband maximal möglichst unkenntlich macht? Das wusstest du
bereits im Studium vor deiner ersten Klausur oder ging es nur mir
so?!
Die Beispiele könnt ihr nun weiter stricken, wie ihr wollt. Das
ist eine "one size fits all"-Veranstaltung, das war der erste
und schlimmste Fehler, der mir bei dieser "Babyrunde"
aufgefallen ist.
Du bist hoch qualifiziert und sollst dich nun vor Kollegen und
Schnittstellen zum großen Affen machen? Wo zum Teufel ist da
der geschützte Raum, das "es bleibt alles hier"-Versprechen?
Das sind essenzielle Spielregeln - dafür muss die Gruppe aber
"Ebenen-technisch" zusammenpassen! Sonst geht das nicht!
Niemals! Also sofort auflegen!
Oder, ganz direkt gefragt: Wenn dein CxO, dein Chef oder
ChefChef zu dir kommt, und sagt: "Erklären Sie es mir wie einem
Fünfjährigen!" - dann hast du alles richtig gemacht. Wenn
besagter Chef aber vor dir steht und nun mit Lego spielen will
- dann hat er sich nicht deinen Namen oder deine Kompetenz als
das prägendste Merkmal deiner Person gemerkt. Einzige Ausnahme:
auf deinem Tisch liegen vier farbliche Steine zur Abbildung
deiner Persönlichkeit.
Ich glaube, ihr versteht nun ein wenig besser, warum das
Seminar bei mir einfach nur durchgefallen ist.
Generell gilt:
In jedem Seminar ist eine "Idiotenübung" dabei. Aber die sollte
als "warm up" oder als "Kennenlernen" der Teilnehmer laufen,
dich nach dem Mittag aus dem Suppenkoma ziehen und am Ende
erfrischen um den Tag bewusst und mit Konzentration ausklingen
zu lassen und dich als "mini-warm-up" auf den zweiten/kommenden
Tag einstimmen - und nicht den ganzen Tag dauern!
Und klar, irgendwie wiederholen sich Teile immer: Klassiker
gefällig? Das zuvor schon angedeutete Vier-Farben-Modell zur
Erklärung menschlicher Verhaltensweisen - du weißt schon: rot,
gelb, grün, blau.
Na klar stellst du dich der Gruppe vor - aber kurz und
prägnant. Und nicht als Vormittag-füllende Rhetorik-Übung oder
mit erhobenem Hintern und dem Schreibtisch vorguckend, während
Lego- und Fisher-Price-Steine deinen Weg füllen.
Und seitens des Veranstalters muss es gleich nach der Begrüßung
die Spielregeln geben: geschützter Raum oder offene Wiese,
Trennung der Ebenen oder bewusstes Mischen der verschiedenen
Level von Führung und Verantwortung. Bei Mischung ist aber "zum
Affen machen" für alle ein Tabu!
Daher: klares Zielbild. Abfrage von Erwartungen seitens
Teilnehmer. Abfrage "Stand der Teilnehmer" und Vertrautheit mit
Inhalten und Zielen des Tages oder was jeder Einzelne damit in
Beziehung setzt und welche Erwartung gehegt werden. Ja, auch
hier, eine bewusste Doppelung.
Was mich also an dem tagesfüllenden Seminar aber am meisten
gestört hat:
Im Prinzip so gut wie alles vorstehende. Keine Spielregeln,
bunte Durchmischung einer FK1, also Führungskraft unter der
C-Ebene, mit "hoch dotierten" Facharbeiten und
Führungskräfte-Einsteigern. Und: im Vorfeld keine Hausaufgaben
gemacht! Kurz den Telefonhörer in die Hand genommen und
abgefragt, ob alle Lego-Pakete bei den Teilnehmern angekommen
und dort nicht im Kinderzimmer verschwunden sind.
Klar, einer hat immer Pech und eben kein inniges Verhältnis mit
seinem DHL-Boten - und wenn die Veranstaltung einseitig nur auf
diese Steine setzt, war da eben die "Fortbildung" schon vorbei
bevor sie so wirklich angefangen hat.
Kaum Anleitung, wo es hingehen soll und, vor allem, wie und
warum es nutzt und wie es in der Praxis dann tatsächlich
Anwendung finden kann! Und, dank der eher wackelig zusammen
geschüttelten Videokonferenz-Lösung, auch keine Zusammenarbeit
der Teilnehmer untereinander möglich, geschweige denn, vom
Veranstalter vorgesehen. Kurz gesagt: das hätte ich mir auch
per Buch anlesen können oder per YouTube-Video in der
Mittagspause "erlernen" können.
Dass die Feedbackrunde am Ende auch ein wenig verhalten und
eher aus Anstand nicht zu einem Eklat geworden ist, konnte man
den Teilnehmern ansehen. Daher: Achtung bei der Auswahl von
Seminaren!
Auch wenn ich es nur ungern sage, weil man auch die eine oder
andere Perle dann übersieht, aber der Dozent sollte im Internet
auffindbar sein - und nicht nur wegen seiner Webseite!
Und da die Digitalisierung von Präsenznummern teilweise genug
Mühe macht und Zeit kostet, sollte es über frühere Versionen
Kommentare und Anmerkungen oder zumindest Teile der
Dokumentation im Netz geben. Wenn nein, tiefer buddeln oder den
Veranstalter mit konkreten Fragen kontaktieren oder sogar
konfrontieren.
Die Buchung einer Fortbildung sollte nicht neben dem
Tagesgeschäft schnell auf Basis eines
Fachzeitschriftschnippsels kurz vor der Mittagspause passieren.
Da sollte HR einen Blick drauf werfen und eventuelle Referenzen
von Teilnehmern durch einen Anruf bei HR in dem jeweiligen
Unternehmen kurz mal querchecken. Oder über
Verbandszugehörigkeit ein wenig klopfen und sehen, was an
Rückmeldung raus fällt. Oder doch einfach der gute alte Kumpel
Google, der einfach zu fast allem was weiß...
Klar: so eine Veranstaltung ist immer subjektiv. Während fünf
es scheiße finden, sind 23 der Meinung, dass sie nur mehr
diesen einen Dozenten buchen werden. So ist das Leben, so ist
Lernen, so funktioniert Sympathie, weil man Gemeinsamkeiten
entdeckt hat.
Man kann es nicht allen recht machen. Aber trotzdem
sollten auch die fünf, die nicht begeistert waren, ein paar
Neuigkeiten mitgenommen haben - auch wenn die Darreichungsform
nicht ihrer Erwartung entsprach.
Dann hoffe ich mal, dass Posts wie dieser von euch nicht
gebraucht werden, um (Online-)Seminare zu buchen bzw. dass ihr
schlechte, also so richtig schlechte, Thema-verfehlende
Online-Sessions vorab verlassen könnt, statt hier zwangsweise
Stunden oder gar Tage totsitzen müsst.
Und dass euch vorstehende Punkte, die man beliebig erweitern
kann, helfen, bei der Findung des "nix wie weg" oder "Augen zu
und durch" Seminars eurer Wahl!
Dann mal wirklich produktive Fortbildungen euch! Schöne neue
Online-Welt, was?
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das kann Mitarbeiter auch falsch verstehen!
Danke für die Einladung. Der Titel war ja eine Mischung aus
Provokation und Nobrainer: "Denken wie Kinder." Aha. Da ich zu
Hause täglich beim Denken und auch beim Lernen, was mir bei der
ketzerischen und kurzgehaltenen Seminarbeschreibung schon
gefehlt hat, zusehen kann, schauen wir doch mal, was sich hier
einen doch hochpreisig verstecktem Management-Seminar verbirgt
oder eben auch nicht - und warum das wahlweise Quatsch oder
ganz schön nach hinten losgehen kann...
Es gibt gute und schlechte, Mitmach- und Zuhör-Seminare -
genaueres weiß man immer erst zum Schluss! Hier ein
Innovation-Summit / Bild-/Quelle: privat
Schöne neue Corona-bedingte Online-Welt. Kein Aufstehen, wenn
es selbst im Sommer morgens noch dunkel draußen ist. Keine Qual
zu Bahn, Flug oder stundenlang auf der Autobahn. Reicht doch
ein Klick aus, um pünktlich und gut gelaunt, als auch
ausgeschlafen und ohne erste Abenteuer, die sich auf der
Anreise ergeben haben, in der virtuellen Lobby aufzulaufen und
direkt in Smalltalk mit weiteren Teilnehmern einzusteigen.
Und nun kam er also, der große Seminartag.
Im Vorfeld wurden den Teilnehmern eine Mischung aus Duplo,
Playmobil, Fisher-Price und beliebige Formen und Größen als
auch Farben mit individueller Stoffbeklebung übersandt. Dazu
noch Papierschablonen, Klebstoff, Klettband, Tesa und doppeltes
Klebeband. Auf den ersten Blick ohne Sinn und Verstand - aber
hey, denken wie Kinder.
Dann kam der Keynote-Speaker. Ich hatte es schon befürchtet:
viel Tschakka, zurück in die Kindheit, Entdecker sein, statt
Papierbergwälzer. Auch mal Rückschläge akzeptieren können, das
seien ja schließlich nur Umleitungen zum Ziel. Eben mal den
Blickwinkel ändern, warum nicht auf allen Vieren unter dem
Schreibtisch abtauchen. Und noch mehr so Zeugs.
Parallel dazu eine Diashow aus nicht immer ganz passenden
Folien mit Kinderbildern, die die langweiligen Überschriften
auf den Folien wohl unterstreichen oder für ahnungslose
visualisieren sollte. Allerdings war nicht immer klar, ob die
Folie wirklich zum Gesprochenen passen soll - oder eher, ich
sage es mal vorsichtig, zum Nachdenken anregen sollte...
Dann noch eine Einweisung in die übersandten Gegenstände.
Und, erwartungsgemäß, fing der Spaß für uns an: hatten doch
immerhin zwei Teilnehmer die übersandten Inhalte aufgrund eines
"Missverständnisses" den eigenen Kindern übergeben und daher
nicht oder eben nicht in der übersandten Form mehr griffbereit.
So schnell wird man vom Teilnehmer zum Zuseher, nichts
mehr mit erforschen.
Aktiv wurden die Teilnehmer nun ermuntert, die Figuren in
einzelne Teile zurück zu zerlegen und die Anleitungen aus den
Kartons wegzuwerfen. Schließlich gibt es heute keine falschen
Antworten, keine falschen Figuren oder Symbole und auch sonst
ist alles erlaubt.
Gut, dass keine Windeln mit verschickt wurden!
Und dann ging es an ein Potpourri an mal mehr, mal weniger
sinnigen Übungen, mal gemeinsam, mal mit Stoppuhr
gegeneinander, um die Scham vor Fehlern und dem Fördern von
"out of the box"-Denken zu beschleunigen bzw. zu aktivieren.
Natürlich kam dann die große Abschlussaufgabe: aus allem, was
man bekommen hat, was Verrücktes herzustellen. Beliebig.
Kreativ. Und in 50 Minuten. Plus zehn Minuten um das Kunstwerk
zu erläutern, den Weg beschreiben, Hindernisse aufzeigen und
Umwege oder verworfene Versionen zu erwähnen.
Nun, kreativ musste es schon sein, da Lego und Playmobil schon
mal nicht kompatibel sind. Auch Fisher-Price hat jetzt nicht
wirklich eine "Schnittstelle" zu den zuvor benannten. Also: wer
konnte seine "Box" für die Abschlussübung am besten und
weitesten verlassen und konnte kreativ so viel wie möglich
zusammendrücken?
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich wäre hier noch
mit Herzblut und Lernwillen dabei gewesen. Ich war schon mehr
in der U-Boot-Rolle um mir genau aufzuschreiben, was bisher
alles nicht so zusammen gepasst hat und was mir sonst noch so
aufgefallen ist.
Und, nun, am Ende... da kommt ihr nie drauf: Klar! Gewinner
waren am Ende alle... blablablab...
Ok, puh - ein langer und für mich sinnloser Tag ging nun
endlich zu Ende. Ihr kennt meine konstruktive Art, daher nun zu
den Punkten, die mich bei dieser Veranstaltung und all den
"Übung" am meisten gestört haben:
Wenn du Führungskraft bist und nicht Einsteiger, vielleicht
schon so ne Ebene unter C-Level in deiner Firma - dann sollst du
dich auf ein Kleinkind reduzieren lassen und denken wie ein
Kleinkind? Das ist auf deiner Ebene eine reine Themenverfehlung!
Du bist nicht in deine Rolle mit dem Gehalt, dem Bonus und den
zusätzlichen Gehaltsumwandlungen, um am Boden zu rutschen und
runter gefallene Legosteine zu suchen! Du sollst Leute
motivieren, spannende Aufgaben delegieren, unschöne Nachrichten
verbreiten, Budgetpläne und Strategien erarbeiten und vor allem
delegieren, delegieren, delegieren. Und nebenbei die Zeitzonen
der Welt kennen, um zu deinen Videokonferenzen nicht zu spät zu
kommen und deinen Tag optimal terminlich füllen kannst. Du hast
auf dem Boden nichts verloren! Wenn du Neueinsteiger in der
Führungskarriere bist, machst du - unfreiwillig - genug Fehler.
Menschenführung ist ein Knochenjob, den man leider hart erlernen
muss und das hinterlässt auch mal gekränkte und falsch
verstandene Mitarbeiter. Auch fehlt dir jede Kenntnis von
unausgesprochenen Regeln und Symbolik auf der neuen Ebene. Hier
wie ein Kleinkind auf allen Vieren über den Boden robben und
"Da!Da!Da!" schreien - soll dir nun wie genau weiter helfen?
Sollst du bei einer kritischen Nachfrage eines deines
Mitarbeiters künftig sabbern und nach einem Schnuller
verlangen?
Du verfügst über ein Basic-Set an Maßnahmen und Methoden,
idealerweise Projektmanagement-Know-how. Sonst wärst Du wohl auch
niemandem für eine Beförderung in den Sinn gekommen (genaueres
hier nachzulesen - es war wohl nur Zufall!). Wenn du Ingenieur
bist, machst du all das, von Grundlagenforschung über Recherche,
Machbarkeitsanalyse und nebenbei schon ein wenig Raspberry Pi
programmieren und Breadboards stecken - meist, ich nenne es mal,
"unterbewusst". Und dafür sollst du dich nun zum Affen machen und
auf allen Vieren über die Auslegeware robben? Wofür genau
nochmal? Und jetzt bist du in der Rechtsabteilung - was
willst du hier bitte mitnehmen? Wie man mit Farbstiften einen
Gesetzesband maximal möglichst unkenntlich macht? Das wusstest du
bereits im Studium vor deiner ersten Klausur oder ging es nur mir
so?!
Die Beispiele könnt ihr nun weiter stricken, wie ihr wollt. Das
ist eine "one size fits all"-Veranstaltung, das war der erste
und schlimmste Fehler, der mir bei dieser "Babyrunde"
aufgefallen ist.
Du bist hoch qualifiziert und sollst dich nun vor Kollegen und
Schnittstellen zum großen Affen machen? Wo zum Teufel ist da
der geschützte Raum, das "es bleibt alles hier"-Versprechen?
Das sind essenzielle Spielregeln - dafür muss die Gruppe aber
"Ebenen-technisch" zusammenpassen! Sonst geht das nicht!
Niemals! Also sofort auflegen!
Oder, ganz direkt gefragt: Wenn dein CxO, dein Chef oder
ChefChef zu dir kommt, und sagt: "Erklären Sie es mir wie einem
Fünfjährigen!" - dann hast du alles richtig gemacht. Wenn
besagter Chef aber vor dir steht und nun mit Lego spielen will
- dann hat er sich nicht deinen Namen oder deine Kompetenz als
das prägendste Merkmal deiner Person gemerkt. Einzige Ausnahme:
auf deinem Tisch liegen vier farbliche Steine zur Abbildung
deiner Persönlichkeit.
Ich glaube, ihr versteht nun ein wenig besser, warum das
Seminar bei mir einfach nur durchgefallen ist.
Generell gilt:
In jedem Seminar ist eine "Idiotenübung" dabei. Aber die sollte
als "warm up" oder als "Kennenlernen" der Teilnehmer laufen,
dich nach dem Mittag aus dem Suppenkoma ziehen und am Ende
erfrischen um den Tag bewusst und mit Konzentration ausklingen
zu lassen und dich als "mini-warm-up" auf den zweiten/kommenden
Tag einstimmen - und nicht den ganzen Tag dauern!
Und klar, irgendwie wiederholen sich Teile immer: Klassiker
gefällig? Das zuvor schon angedeutete Vier-Farben-Modell zur
Erklärung menschlicher Verhaltensweisen - du weißt schon: rot,
gelb, grün, blau.
Na klar stellst du dich der Gruppe vor - aber kurz und
prägnant. Und nicht als Vormittag-füllende Rhetorik-Übung oder
mit erhobenem Hintern und dem Schreibtisch vorguckend, während
Lego- und Fisher-Price-Steine deinen Weg füllen.
Und seitens des Veranstalters muss es gleich nach der Begrüßung
die Spielregeln geben: geschützter Raum oder offene Wiese,
Trennung der Ebenen oder bewusstes Mischen der verschiedenen
Level von Führung und Verantwortung. Bei Mischung ist aber "zum
Affen machen" für alle ein Tabu!
Daher: klares Zielbild. Abfrage von Erwartungen seitens
Teilnehmer. Abfrage "Stand der Teilnehmer" und Vertrautheit mit
Inhalten und Zielen des Tages oder was jeder Einzelne damit in
Beziehung setzt und welche Erwartung gehegt werden. Ja, auch
hier, eine bewusste Doppelung.
Was mich also an dem tagesfüllenden Seminar aber am meisten
gestört hat:
Im Prinzip so gut wie alles vorstehende. Keine Spielregeln,
bunte Durchmischung einer FK1, also Führungskraft unter der
C-Ebene, mit "hoch dotierten" Facharbeiten und
Führungskräfte-Einsteigern. Und: im Vorfeld keine Hausaufgaben
gemacht! Kurz den Telefonhörer in die Hand genommen und
abgefragt, ob alle Lego-Pakete bei den Teilnehmern angekommen
und dort nicht im Kinderzimmer verschwunden sind.
Klar, einer hat immer Pech und eben kein inniges Verhältnis mit
seinem DHL-Boten - und wenn die Veranstaltung einseitig nur auf
diese Steine setzt, war da eben die "Fortbildung" schon vorbei
bevor sie so wirklich angefangen hat.
Kaum Anleitung, wo es hingehen soll und, vor allem, wie und
warum es nutzt und wie es in der Praxis dann tatsächlich
Anwendung finden kann! Und, dank der eher wackelig zusammen
geschüttelten Videokonferenz-Lösung, auch keine Zusammenarbeit
der Teilnehmer untereinander möglich, geschweige denn, vom
Veranstalter vorgesehen. Kurz gesagt: das hätte ich mir auch
per Buch anlesen können oder per YouTube-Video in der
Mittagspause "erlernen" können.
Dass die Feedbackrunde am Ende auch ein wenig verhalten und
eher aus Anstand nicht zu einem Eklat geworden ist, konnte man
den Teilnehmern ansehen. Daher: Achtung bei der Auswahl von
Seminaren!
Auch wenn ich es nur ungern sage, weil man auch die eine oder
andere Perle dann übersieht, aber der Dozent sollte im Internet
auffindbar sein - und nicht nur wegen seiner Webseite!
Und da die Digitalisierung von Präsenznummern teilweise genug
Mühe macht und Zeit kostet, sollte es über frühere Versionen
Kommentare und Anmerkungen oder zumindest Teile der
Dokumentation im Netz geben. Wenn nein, tiefer buddeln oder den
Veranstalter mit konkreten Fragen kontaktieren oder sogar
konfrontieren.
Die Buchung einer Fortbildung sollte nicht neben dem
Tagesgeschäft schnell auf Basis eines
Fachzeitschriftschnippsels kurz vor der Mittagspause passieren.
Da sollte HR einen Blick drauf werfen und eventuelle Referenzen
von Teilnehmern durch einen Anruf bei HR in dem jeweiligen
Unternehmen kurz mal querchecken. Oder über
Verbandszugehörigkeit ein wenig klopfen und sehen, was an
Rückmeldung raus fällt. Oder doch einfach der gute alte Kumpel
Google, der einfach zu fast allem was weiß...
Klar: so eine Veranstaltung ist immer subjektiv. Während fünf
es scheiße finden, sind 23 der Meinung, dass sie nur mehr
diesen einen Dozenten buchen werden. So ist das Leben, so ist
Lernen, so funktioniert Sympathie, weil man Gemeinsamkeiten
entdeckt hat.
Man kann es nicht allen recht machen. Aber trotzdem
sollten auch die fünf, die nicht begeistert waren, ein paar
Neuigkeiten mitgenommen haben - auch wenn die Darreichungsform
nicht ihrer Erwartung entsprach.
Dann hoffe ich mal, dass Posts wie dieser von euch nicht
gebraucht werden, um (Online-)Seminare zu buchen bzw. dass ihr
schlechte, also so richtig schlechte, Thema-verfehlende
Online-Sessions vorab verlassen könnt, statt hier zwangsweise
Stunden oder gar Tage totsitzen müsst.
Und dass euch vorstehende Punkte, die man beliebig erweitern
kann, helfen, bei der Findung des "nix wie weg" oder "Augen zu
und durch" Seminars eurer Wahl!
Dann mal wirklich produktive Fortbildungen euch! Schöne neue
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