66 Fire Financial Independent Retire Early - Hintergründe und Alternativen
Der ichbindochnichthierumbeliebtzusein.com PodCast
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Beschreibung
vor 5 Jahren
Fachzeitschriften berichten in den letzten Monaten bereits wieder
vermehrt über das Thema "FIRE". Paare, die ganz begeistert sind,
was sie aus ihrem Leben gemacht haben und wie gut es ihnen
aktuell geht, stehen Pate, um weitere Leute von dieser Idee zu
begeistern. Liegt es daran, dass der heraufbeschworene Crash der
Börsen vor der Tür steht? Dass der politisch selbstgemachte
Einbruch der Wirtschaft durch stupide Marktbeschränkungen um sich
greift? Oder ist die Jahreszeit ("Sell in May and go away?")
schuld daran? Sehen wir uns doch mal an, was hinter FIRE -
Financial Independence Retire Early - so steckt, welche
Gemeinsamkeiten die Modelle haben und wie sie sich vielleicht
sogar erreichen lassen...
Wer hätte nicht gerne täglich meinen Ausblick von seinem
Privatstrand auf The World zum Burj Al Arab? Aber so funktioniert
FIRE nicht! (Und sorry: Strand finde ich einfach langweilig!) /
Bild-Quelle: Privat
Seit Jahresanfang poppen mehr und mehr Werbungen, wenn auch nicht
die großen auffälligen Banner, sondern mehr die kleinen
"Inline-Boxen" in diversen amerikanischen Webseiten, auf, die für
das Konzept "FIRE" per Online- oder Offline-Kurs inkl. Buch und
Starterpaket Werbung machen.
FIRE steht hier für Financial Independence, Retire Early - also
finanzielle Unabhängigkeit und früher Renteneintritt.
Die Beispiele sind fast immer die selben, kurze
Durchschnittszusammenfassung: Junges Pärchen, halbwegs
erfolgreich im Job, in den meisten Fällen keine Kinder, hohe
Sparrate zwischen 35 und 55 Prozent PRO MONAT! Meist irgendwo
zwischen 35 oder auch kurz vor dem 40. Lebensjahr haben sie
(bildlich) "ihre Million" zusammen. Dann wird das Haus verkauft
und quasi von den Zinses-Zinsen und/oder Ausschüttungen gelebt.
Und sie reisen viel - natürlich günstig, ohne dass das Geld
nennenswert weniger wird. Das bedeutet aber auch, dass man sich
typische Ziele sucht, die kein Vermögen verschlingen - Thailand
ist immer sehr beliebt, da hier auch eine gute
Online-Infrastruktur vorherrscht. Budapest, früher auch die
Türkei, Portugal oder Rumänien hat Europa als beliebte Ziele zu
bieten. Und, wichtigste Regel: sämtliche Ausgaben werden
weiterhin auf das maximal mögliche Minimum beschränkt. Luxus ist
keine Position, die sich bei FIRE widerspiegelt.
An sich nicht das große Thema: wenn wir alle auf unseren "Luxus",
Dinge zu kaufen, die wir wahlweise nicht brauchen oder die wir
uns nie selber kaufen würden (Stichwort für den Vergleich:
Firmenwagen!) oder nur nach stringentem "tagtäglichen Einsatz"
kaufen würden und alle Laster wie Alkohol, Zigaretten, sonstige
Drogen und überflüssigen Freizeitspaß weglassen würden, hätten
wir auch locker - je nach Typ Mensch - ein oder zwei Nullen mehr,
vor dem Komma, auf dem Konto. Ach, und ganz wichtig: wir würden
in der Stadt leben, kein eigenes Auto besitzen und bevorzugt mit
dem Rad unterwegs sein! Stichwort hier: Fixkosten und Wertverlust
nicht zu haben, ist auch eine Ersparnis.
Wenn wir dann auch noch konsequent sparen, und ich meine damit
"anlegen" - in dem wir Deutschen wirklich kein leuchtendes
Vorbild sind. Etlichen Millionen, die zu Null- und teilweise auch
zu Negativzinsen auf den Konten und Sparbüchern vor sich hin
vegetieren und durch die Inflation schleichend entwertet werden.
Anlegen wäre gerade für ein reiches Land wie unseres kein
Problem.
Ja ja, schon gut! Ich höre Eure Einwände! Steigende Mieten,
steigende Lebenshaltungskosten, steigende Spritpreise, keine
Zinsen auf das Konto, etc.
Aber FIRE ist eben auch ein Modell, damit umzugehen.
Dank diversen Webseiten, die von Aussteigern und solchen, die
daran arbeiten, geschrieben werden, kann man sich hunderte von
Tipps abgucken. Das geht von Luxusvermeidung bis zur eigenen
Produktion von Konsumgütern. Letzteres findet sich bei FIRE
weniger, dafür mehr bei dem deutschen "Ableger", den Frugalisten.
Solltet ihr noch nicht aufgehört haben zu lesen und "FIRE" zu
googlen, hier die Schnellübersicht:
Die Basis des Ganzen: SPARSAMKEIT
Hier geht es nicht um radikalen Verzicht. Auch nicht Minimalismus.
Das Thema muss man genau von der anderen Seite betrachten, um es zu
verstehen: es geht um den Verzicht auf überflüssigen Luxus! Wer
zehn Hosen im Schrank hat, braucht keine elfte. Im Sonderangebot
Unnötiges zu kaufen, ist auch Geldverschwendung. Und sich eben auch
bewusst werden, dass ein Auto zu 90% der Zeit ungenutzt rum steht,
aber trotzdem Fixkosten produziert - am meisten in Form des
Wertverlustes.
Wer sich vom Luxus nicht "anfüttern" lässt, muss nicht verzichten.
Billigairline vs. Upgrade auf Business, zum Beispiel.
Oder: beim Thema Geldanlage nicht auf den aktiv gemanagten Fonds
mit Ausgabeaufschlag (der übrigens VERHANDELBAR ist, auch wenn
immer jeder das Gegenteil behauptet!) und
Erfolgsprovision/Managementgebühr/etc. (die auch bei Verlusten in
Rechnung gestellt wird, da ja GRÖßERE VERLUSTE VERMIEDEN wurden!) -
sondern auf passive Indexfonds, die so genannten Exchange Traded
Funds (ETFs) setzen.
Oder auch: bye bye Kantinenfraß, jetzt ist "meal prep" angesagt.
Wer zu Hause vorkocht und sich sein Essen selbst in die Firma
mitbringt, spart nun mal Geld. Genauso rentiert sich die
Anschaffung eines Mehrwegbechers für Kaffee oder Tee - statt 5€
Starbucks täglich!
Auch eine eiserne FIRE-Regel: der Wohnungskauf ist der beste
Anreiz, um zu Sparen - schließlich wollen die Raten regelmäßig und
pünktlich bedient werden!
Grundwissen "Finanzen"
Sparen alleine macht nicht reich. Wer weiß das besser, als die
Sparbuch- und Girokonten-Könige, also wir Deutschen. Nullzinsen
unterstützen keinen Zinseszins-Effekt, der Vermögen erzeugt. Also
muss Börsenwissen her. Die Königsdisziplin ist ohne Frage der "Day
Trader", der aktiv an der Börse von Aktie zu Anleihe,
Hebelzertifikat und Optionsschein springt, die Shorts und die Longs
erkennt und auch kleinste Arbitragegewinne mit perfektem Timing
mitnimmt. Sagt Euch jetzt alles nichts - macht auch nichts, hier
ist auch das größte Verlustrisiko für den Laien.
Wichtig ist, dass man spart, in dem man das Thema Finanzen in die
eigene Hand nimmt. Empfehlungen der Bank helfen nur dem Berater und
Institut, selten dem eigenen Geldbeutel. Auch werden in erster
Linie "Instituts-nahe" Produkte, also die Deka bei der Sparkasse,
angeboten. Und dann sind wir wieder beim ersten Punkt, Sparsamkeit:
Ein aktiver Fonds, der 4 Prozent pro Jahr bringt, aber einmalig 5%
Ausgabeaufschlag und 2 Prozent Management-Gebühr pro Jahr
verschlingt, wie viel bleibt da wohl nach Abzug der
EZB-Zielinflation von 2% übrig?
Nun um 5% wieder rein zu verdienen, muss er die irgendwie abliefern
- dann seid ihr aber erst bei NULL Prozent Gewinn!
Und 4 Prozent jährlich, die 2+2=4 Prozent gegenüber stehen? Wenn
das mal kein Nullsummenspiel ist!
Neben dem zuvor beschriebenen Weg über preiswerte ETFs und einer
hohen monatlichen Sparrate von 50% ist, auf dividenstarke (aber
günstige) Papiere zu setzen.
Aber Achtung: Kapitalertragssteuer berücksichtigen (inkl. Soli, der
ebenfalls on Top kommt!) und den Steuerfreibetrag realistisch und
vollkommen ausnutzen!
Und, nie den wichtigsten Merksatz für Börsengeschäfte vergessen:
"Hin und her macht Taschen leer!" - für jede Transaktion werden
Gebühren fällig, die einen potentiellen Gewinn auffressen
können!
Durchhaltevermögen
Krisen kommen, Krisen gehen. Märkte sind da, um zu steigen. Ja, ich
weiß, nichts steigt für die Unendlichkeit - oder doch?
In diesem einleitenden Satz stecken die zwei wichtigsten
Botschaften: wer für FIRE anlegt, hat einen langen Horizont vor
Augen. 15 Jahre, 20 oder gar 30. Da wird nicht minutiös die
Entwicklung der Kurse online gecheckt. Monatlich, wenn es nicht
anders geht, reicht. Oder gar erst quartalsweise. Und sich eine
gewisse Grundruhe "antrainieren": Krisen sind gut, da man mit
gleicher Sparrate mehr an Papieren kaufen kann, die dann mit
steigenden Kursen die Gewinne treiben. Finger weg von panischen
Verkäufen. Märkte brechen ein - und kommen wieder. Man muss eben
nur die Zeit und Muße haben, das auszusitzen.
Diverse Vergleiche belegen, dass Gold, obwohl aktuell wieder
gehortet wird, als Wertanlage nicht taugt, im Gegenteil: in den
letzten 100 Jahren brachte Gold einen Gewinn von ein paar Tausend
Prozent ein - bei äußerst volatilem Kurs. Ein Standard-Index wie
der amerikanische S&P 500 hat in dieser Zeit über eine Million
Prozent zugelegt. Wer jetzt noch die Inflation über den Zeitraum
vom Goldpreis abzieht, könnte plötzlich eine wenigstens schwarze
Null als "Gewinn" sehen.
Also: nicht glauben, was immer jeder als "sicheren Tipp" weiter
gibt. Und keine Panikverkäufe, weil ein Markt mal einen Durchhänger
hat. Immer dran denken: Diversifikation ist der Schlüssel. Stiftung
Warentest macht es mit dem so genannten "Pantoffel-Portfolio" auf
ETFs vor: MSCI World oder besser All Country, Anleihen,
Schwellenländer und Tagesgeld Barreserven. Fertig. Und dann einfach
laufen lassen für die nächsten 15+ Jahre...
Smash Status Quo
Damit ist ein "gegen den Strich"-Denken gemeint. Hotel braucht kein
Mensch, der die Airbnb-App hat. Oder Uber statt Taxi. Oder gleich
Leihrad. Oder zu Fuß.
Sparpotentiale identifizieren und umsetzen: lohnt es sich, in die
Stadt zu ziehen und dafür das Auto aufzugeben, wenn der ÖPNV "vor
der Tür" liegt? Statt Urlaub lieber Camping oder Wandern - im
Inland statt Flugreise und Club?
Es ist unter FIRE-Anhängern ein wahrer Wettbewerb, hier neue
Potentiale zu heben und diese mit der Community zu teilen!
Aber die wichtigste Regel, egal ob es nun FIRE, Frugalist oder
einfach nur der ETF-Sparplan werden soll: je mehr Du bereit bist
anzulegen und, und das ist das wichtigste, je früher Du damit
anfängst, desto höher sind die Gewinne, die Du realisieren
kannst!
Und hier noch, leider mit Paywall, der Wochenendtitelbericht des
Handelsblatts von Anfang Juni. Viel Spaß damit!
Und wenn ihr Euch nun durch all das gearbeitet, Frugalisten und
FIRE gegooglelt habt, ist der absolut richtige Moment, mal über
Geld nachzudenken - egal, in welche Richtung ihr nun was daraus
machen wollt!
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