#62 Was zum Teufel ist denn da bitte aktuell bei Boeing los?
Der ichbindochnichthierumbeliebtzusein.com PodCast
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vor 5 Jahren
Was zum Teufel ist denn da bitte aktuell bei Boeing los?
Was für ein Desaster! Es hat zwei kurz aufeinander folgende
Abstürze im Jahr 2018/2019 gebraucht, bis Boeing, auch dank
einem fast weltweiten Grounding seiner B737-Max8 endlich
gezuckt hat. Und als wir alle dachten, das wird sich binnen
Wochen lösen, hört man von Qualitätsmängeln in der Produktion
des Dreamliners, der B787. Und als man auch das verdaut hat,
heißt es plötzlich: Boeing hätte schon seit 2017 über die
Fehler der Max8 Bescheid gewusst, aber nach interner
Untersuchung mit dem Ergebnis, dass die keine Beeinträchtigung
der Flugsicherheit darstellt, keine weiteren Schritte
eingeleitet... was bitte ist denn da aktuell bei Boeing los?!?
Die Boeing 737 MAX-7 / Quelle: Boeing.com
PodCaster Shownotes:
Ich muss es ja nicht nochmal im Detail breit treten, ihr
erinnert Euch alle noch an die zwei Unfälle: eine Tiger Air
stürzte am 29.10.2018 kurz nach dem Start vor der Küste
Indonesiens ab und tötete dabei 189 Passagiere. Wie wir
mittlerweile wissen, war auch der Hinflug am Vortrag nach
Jakarta mit Problem behaftet, was durch Zufall durch einen
dritten Piloten im Cockpit "behoben" werden konnte. Das die
Crew am nächsten Tag leider nicht dieses Glück hatte, wissen
wir mittlerweile auch...
Erste Untersuchungsergebnisse ergaben, dass der Flug nach dem
Start mit ungewöhnlichen Höhenänderungen flog. Diese
Erkenntnisse trafen auch auf den Flug ET302 (Ethiopian Air) am
10.03.2019 zu, der 157 Menschen das Leben kostete.
Es folgte ein Drama, dass in der Luftfahrt seit mehreren
Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurde: nach viel Diskussion in
diversen Ländern wurde in den ersten Regionen "Groundings",
also Start- und Lande- sowie auch Überflugverbote für Modelle
des Typs Boeing B737 Max-8 erlassen. Auch, wenn nicht unter den
ersten, erließ die FAA, die amerikanische
Flugsicherungsbehörde, ein Grounding aller 737Max8s.
Dann wurde es noch unschöner: es kam auf, dass, wie bereits
vermutet, das neue System MCAS, Maneuvering Characteristics
Augmentation System, daran Mit-Schuld haben könnte. Dann kam
heraus, dass die FAA, auch für die Zulassung neuer Maschinen in
den USA zuständig, teilweise Prüf- und Testberichte von Boeing
unkommentiert übernommen und quasi intern ungeprüft zur
Zulassung verwendet hatte. In der weiteren Aufbereitung kam
noch heraus, dass die Anzeige für den Angle of Attack, der
quasi die "Werte" des MCAS als Grafik im Cockpit ausgibt, bei
den erstem Maschinen Aufpreis-pflichtig angeboten wurde.
Parallel arbeitete Boeing unter Hochdruck an einem
Softwareupdate. Die Max 8 schien bald wieder in der Luft zu
sein.
Und dann? Dann steht ein ehemaliger Mitarbeiter des Boeing
Werks North Charleston, South Carolina, auf und weißt auf
jahrelange Qualitätsmängel in der 787-Produktion hin. Es werde
Schnelligkeit über Gründlichkeit gestellt, sagt der
Mitarbeiter. Ein Mitarbeiter, der in der Qualitätssicherung
gearbeitet hat. Sowie duzende seiner Kollegen. Seitens der
Werksleitung wurde Druck auf diese Mitarbeiter ausgeübt, "die
Klappe zu halten". Aber die Mängel scheinen gravierend zu sein:
Späne aus Metal und große Metalsplitter seinen wohl in der
Isolationsschicht zwischen Hülle und Innenraum nicht beseitigt
worden. Hier besteht das Risiko, dass sich diese bewegen und
z.B. Kabel und Leitungen beschädigen. Auch wurden wohl größere
Gegenstände "eingemauert": die Rede war in einigen Fällen von
Leitern und Montagewerkzeug, Dreck und Müll scheint wohl jeder
Dreamliner im Rumpf zu haben. Und das, wo in der Luftfahrt
jedes Gramm zählt...!
Und, als könnte es nicht schlimmer kommen, musste Boeing dann
bekannt geben, dass der Dreamliner ein weiteres Problem hat:
laut einer Direktive der FAA aus Februar 2019 kann in allen
Serien, also die 787-8, 787-9 und -10, ein Hebel klemmen, der
das Löschsystem für die Triebwerke auslöst. Das bedeutet: bei
einem Triebwerkbrand "zieht" der Pilot diesen Hebel um die
Löschung des Triebwerkes mit Halon zu starten. Laut der FAA
besteht allerdings das Risiko, dass diese Fehlfunktion bei dem
Plastikhebel keine Löschung auslöst. Dies würde zu einem
brennenden Vorflügel führen und könnte damit eine schlimme
Katastrophe auslösen.
Boeing kommentierte dies als "altes Problem", welches laut
internen Untersuchungen nur bei einer kleiner Zahl von
Dreamliners auftritt. Trotzdem sieht sich Boeing vor dem
dritten Quartal dieses Jahres nicht in der Lage, eine Lösung
für den klemmenden Hebel zu finden...
An sich Krise genug: das Zugpferd ist seit Wochen weltweit auf
dem Boden, erste Airlines kommen in finanzielle Schwierigkeiten
deshalb. Eventuell wird, je nachdem wie lange das Grounding
noch dauert, die eine oder andere Billig-Airline aufgeben
müssen. Der Ersatz für die eingestellte Boeing 747-8-Linie ist
angeschlagen. Wie viel schlimmer kann es also noch kommen?
Ja, unfassbar - es geht noch schlimmer!
Im Mai 2017 fand Boeing heraus, dass ein Warnsystem im Cockpit
der Max8 nicht richtig funktioniert. Und das Ergebnis der
internen Untersuchung habe ich oben schon zitiert: keine
Beeinträchtigung der Flugsicherheit. Das hat sich mittlerweile
als radikale Fehleinschätzung entpuppt.
Sowohl die oberste Führungsriege als auch die FAA wurden über
die Erkenntnis und das Ergebnis der Boeing-Untersuchung nicht
informiert - dies geschah erst rund eine Woche nach dem ersten
Absturz im Oktober letzten Jahres.
Führen wir es zusammen:
Die beiden Unfälle haben 346 Menschen getötet. Erste
Untersuchungen verweisen auf das neue System MCAS. Und der
interne Untersuchungsbericht sieht als Schuldigen einen
Zusammenhang mit dem neuen System MCAS.
Aktuell ist noch unklar, ob und wie weit MCAS für die beiden
Abstürze eine entscheidende Rolle spielte oder nicht.
Allerdings lassen bisherige Ergebnisse und die scheibchenweise
ans Tageslicht kommenden Informationen kein wirklich gutes
Licht auf Boeing scheinen...
Ihr dürft jetzt alles tun, nur mich nicht fragen, ob man bei
Boeing noch einsteigen möchte: die bisherigen Vorwürfe lassen
den Dreamliner eher als tickende Zeitbombe erscheinen, die Max
ist gegroundet - und die restlichen Modelle haben eine äußerst
positive Bilanz. Entscheidet das also für Euch selbst, ich will
und werde hierzu keinen Ratschlag geben! Blue Skies and Happy
Landings!
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Was für ein Desaster! Es hat zwei kurz aufeinander folgende
Abstürze im Jahr 2018/2019 gebraucht, bis Boeing, auch dank
einem fast weltweiten Grounding seiner B737-Max8 endlich
gezuckt hat. Und als wir alle dachten, das wird sich binnen
Wochen lösen, hört man von Qualitätsmängeln in der Produktion
des Dreamliners, der B787. Und als man auch das verdaut hat,
heißt es plötzlich: Boeing hätte schon seit 2017 über die
Fehler der Max8 Bescheid gewusst, aber nach interner
Untersuchung mit dem Ergebnis, dass die keine Beeinträchtigung
der Flugsicherheit darstellt, keine weiteren Schritte
eingeleitet... was bitte ist denn da aktuell bei Boeing los?!?
Die Boeing 737 MAX-7 / Quelle: Boeing.com
PodCaster Shownotes:
Ich muss es ja nicht nochmal im Detail breit treten, ihr
erinnert Euch alle noch an die zwei Unfälle: eine Tiger Air
stürzte am 29.10.2018 kurz nach dem Start vor der Küste
Indonesiens ab und tötete dabei 189 Passagiere. Wie wir
mittlerweile wissen, war auch der Hinflug am Vortrag nach
Jakarta mit Problem behaftet, was durch Zufall durch einen
dritten Piloten im Cockpit "behoben" werden konnte. Das die
Crew am nächsten Tag leider nicht dieses Glück hatte, wissen
wir mittlerweile auch...
Erste Untersuchungsergebnisse ergaben, dass der Flug nach dem
Start mit ungewöhnlichen Höhenänderungen flog. Diese
Erkenntnisse trafen auch auf den Flug ET302 (Ethiopian Air) am
10.03.2019 zu, der 157 Menschen das Leben kostete.
Es folgte ein Drama, dass in der Luftfahrt seit mehreren
Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurde: nach viel Diskussion in
diversen Ländern wurde in den ersten Regionen "Groundings",
also Start- und Lande- sowie auch Überflugverbote für Modelle
des Typs Boeing B737 Max-8 erlassen. Auch, wenn nicht unter den
ersten, erließ die FAA, die amerikanische
Flugsicherungsbehörde, ein Grounding aller 737Max8s.
Dann wurde es noch unschöner: es kam auf, dass, wie bereits
vermutet, das neue System MCAS, Maneuvering Characteristics
Augmentation System, daran Mit-Schuld haben könnte. Dann kam
heraus, dass die FAA, auch für die Zulassung neuer Maschinen in
den USA zuständig, teilweise Prüf- und Testberichte von Boeing
unkommentiert übernommen und quasi intern ungeprüft zur
Zulassung verwendet hatte. In der weiteren Aufbereitung kam
noch heraus, dass die Anzeige für den Angle of Attack, der
quasi die "Werte" des MCAS als Grafik im Cockpit ausgibt, bei
den erstem Maschinen Aufpreis-pflichtig angeboten wurde.
Parallel arbeitete Boeing unter Hochdruck an einem
Softwareupdate. Die Max 8 schien bald wieder in der Luft zu
sein.
Und dann? Dann steht ein ehemaliger Mitarbeiter des Boeing
Werks North Charleston, South Carolina, auf und weißt auf
jahrelange Qualitätsmängel in der 787-Produktion hin. Es werde
Schnelligkeit über Gründlichkeit gestellt, sagt der
Mitarbeiter. Ein Mitarbeiter, der in der Qualitätssicherung
gearbeitet hat. Sowie duzende seiner Kollegen. Seitens der
Werksleitung wurde Druck auf diese Mitarbeiter ausgeübt, "die
Klappe zu halten". Aber die Mängel scheinen gravierend zu sein:
Späne aus Metal und große Metalsplitter seinen wohl in der
Isolationsschicht zwischen Hülle und Innenraum nicht beseitigt
worden. Hier besteht das Risiko, dass sich diese bewegen und
z.B. Kabel und Leitungen beschädigen. Auch wurden wohl größere
Gegenstände "eingemauert": die Rede war in einigen Fällen von
Leitern und Montagewerkzeug, Dreck und Müll scheint wohl jeder
Dreamliner im Rumpf zu haben. Und das, wo in der Luftfahrt
jedes Gramm zählt...!
Und, als könnte es nicht schlimmer kommen, musste Boeing dann
bekannt geben, dass der Dreamliner ein weiteres Problem hat:
laut einer Direktive der FAA aus Februar 2019 kann in allen
Serien, also die 787-8, 787-9 und -10, ein Hebel klemmen, der
das Löschsystem für die Triebwerke auslöst. Das bedeutet: bei
einem Triebwerkbrand "zieht" der Pilot diesen Hebel um die
Löschung des Triebwerkes mit Halon zu starten. Laut der FAA
besteht allerdings das Risiko, dass diese Fehlfunktion bei dem
Plastikhebel keine Löschung auslöst. Dies würde zu einem
brennenden Vorflügel führen und könnte damit eine schlimme
Katastrophe auslösen.
Boeing kommentierte dies als "altes Problem", welches laut
internen Untersuchungen nur bei einer kleiner Zahl von
Dreamliners auftritt. Trotzdem sieht sich Boeing vor dem
dritten Quartal dieses Jahres nicht in der Lage, eine Lösung
für den klemmenden Hebel zu finden...
An sich Krise genug: das Zugpferd ist seit Wochen weltweit auf
dem Boden, erste Airlines kommen in finanzielle Schwierigkeiten
deshalb. Eventuell wird, je nachdem wie lange das Grounding
noch dauert, die eine oder andere Billig-Airline aufgeben
müssen. Der Ersatz für die eingestellte Boeing 747-8-Linie ist
angeschlagen. Wie viel schlimmer kann es also noch kommen?
Ja, unfassbar - es geht noch schlimmer!
Im Mai 2017 fand Boeing heraus, dass ein Warnsystem im Cockpit
der Max8 nicht richtig funktioniert. Und das Ergebnis der
internen Untersuchung habe ich oben schon zitiert: keine
Beeinträchtigung der Flugsicherheit. Das hat sich mittlerweile
als radikale Fehleinschätzung entpuppt.
Sowohl die oberste Führungsriege als auch die FAA wurden über
die Erkenntnis und das Ergebnis der Boeing-Untersuchung nicht
informiert - dies geschah erst rund eine Woche nach dem ersten
Absturz im Oktober letzten Jahres.
Führen wir es zusammen:
Die beiden Unfälle haben 346 Menschen getötet. Erste
Untersuchungen verweisen auf das neue System MCAS. Und der
interne Untersuchungsbericht sieht als Schuldigen einen
Zusammenhang mit dem neuen System MCAS.
Aktuell ist noch unklar, ob und wie weit MCAS für die beiden
Abstürze eine entscheidende Rolle spielte oder nicht.
Allerdings lassen bisherige Ergebnisse und die scheibchenweise
ans Tageslicht kommenden Informationen kein wirklich gutes
Licht auf Boeing scheinen...
Ihr dürft jetzt alles tun, nur mich nicht fragen, ob man bei
Boeing noch einsteigen möchte: die bisherigen Vorwürfe lassen
den Dreamliner eher als tickende Zeitbombe erscheinen, die Max
ist gegroundet - und die restlichen Modelle haben eine äußerst
positive Bilanz. Entscheidet das also für Euch selbst, ich will
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