Special #013: Interview mit Kinderbuchautorin Julia Boehme

Special #013: Interview mit Kinderbuchautorin Julia Boehme

Julia Boehme hat sehr viele Kinderbücher geschrieben, unter anderem Die Reihen um das ,  und . Ich habe ihr fünf Fragen zur Entstehung vom Muffelmonster und den Folgebänden gestellt. Die Bilderbücher thematisieren auf witzige Art...
7 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren



Julia Boehme hat sehr viele Kinderbücher geschrieben, unter
anderem Die Reihen um das
Muffelmonster, Tafiti und Conni.
Ich habe ihr fünf Fragen zur Entstehung vom Muffelmonster und
den Folgebänden gestellt. Die Bilderbücher thematisieren auf
witzige Art schlechte Laune bei Kindern.








 



NH: Wie entstand die Idee des
Muffelmonsters, dass bei schlechter Laune
sichtbar wird und bei guter wieder
verschwindet?





JB: Ich hatte damals ein anderes Bilderbuch
über schlechte Laune gelesen. Dort war das
Fazit grob gesagt: schlechte Laune ist
unerwünscht und muss verjagt werden.


Ich denke nicht, dass wir mit Emotionen so
umgehen sollten. Gefühle zu unterdrücken oder
sie „zu verjagen“ ist keine Lösung. Und:
Keine Emotion ist per se schlecht. Nicht mal
„schlechte“ Laune oder Wut. Im Gegenteil:
Werden wir muffelig oder wütend, ist das ein
Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Wenn wir
z.B. ungerecht behandelt oder übergangen
werden.


Wenn wir schlechte Laune – egal, ob von uns
oder anderen – ernst nehmen und liebevoll auf
sie eingehen, hilft sie uns genauer
hinzugucken und herauszufinden, was stört
oder nicht im Gleichgewicht ist. Nur so
können wir etwas ändern und wieder glücklich
sein.


Das Muffelmonster muss und soll nicht
vertrieben werden. Es verblasst, passt aber
weiterhin auf und meldet sich, wenn mal
wieder was nicht stimmt …




NH: In den Folgebänden spiegelt das
Monster die Laune von Moritz. Und nur durch die
Einfälle und Versuche von Moritz die Laune vom
Muffelmonster zu steigern, sind am Ende beide gut
gelaunt. Geschickte Hilfe zur Selbsthilfe, ganz
ohne Erwachsene. Haben sie diese Erfahrung selbst
oft gemacht und daher angewandt oder entwickeln
sie ihre Geschichten intuitiv ohne groß zu
konstruieren?




JB: Beim ersten Band wollte ich ganz bewusst
der Haltung, schlechte Laune zu verjagen bzw.
zu unterbinden, etwas entgegensetzen. Dass es
hilft, liebevoll mit schlechter Laune
umzugehen, hatte ich daher auch bei den
Folgebänden im Hinterkopf. (Das gilt übrigens
auch und gerade für Erwachsene). Trotzdem
schreibe ich vor allem intuitiv.


Mit der eigenen Erfahrung ist es sogar eher
umgekehrt: Weil ich diese Bücher geschrieben
und über das Thema nachgedacht und
recherchiert habe, reagiere ich auf meine
schlechte Laune jetzt sofort mit der Frage:
Was stimmt nicht? Was ist das Problem? Allein
durch Verstehen und Verständnis macht sich
die schlechte Laune erst gar nicht breit.
(Und im zweiten Schritt kann man dann die
Probleme effektiv an der Wurzel packen.)




NH: Wie versetzen sie sich in die
jeweilige Stimmung um ein neues Buch einer
bestehenden Reihe zu schreiben?




JB: Sicher kann es nicht schaden, noch einmal
ein älteres Buch der Reihe zu lesen, um den
Tonfall und Stil zu treffen. Aber eigentlich
brauche ich das nicht wirklich. So wie man
seine Familie sowie gute Freunde und
Freundinnen mit all seinen Stärken und
Besonderheiten kennt, so kenne ich meine
Buchfiguren. Vielleicht sogar noch besser.
Und so ist es für mich ein Klacks, in sie
hineinzuschlüpfen. Dann sprechen und handeln
die Figuren fast von selbst und ich muss nur
noch mitschreiben …




NH: Wie wichtig ist für Sie der direkte
Austausch mit den Kindern, die Ihre Bücher lesen
und wie findet dieser Austausch statt?




JB: Um zu schreiben, ist es vor allem
wichtig, dass man selber noch einen Zugang zu
seinem inneren Kind hat und immer noch wie
ein Kind fühlen und denken kann. Erich
Kästner schrieb: „Nur wer erwachsen wird und
ein Kind bleibt, ist ein Mensch.”


Als Leitfigur fungiert beim Schreiben also
vor allem mein inneres Kind.


Aber natürlich ist es für mich wunderbar,
wenn ich bei Lesungen sehe, dass die
Geschichten genauso bei den Kindern ankommen,
wie ich es mir vorgestellt habe.


Oder wenn ich Leserpost bekomme: Wenn auch
nur ein Kind von meinen Geschichten berührt
oder begeistert wird, hat es sich schon
gelohnt, das Buch zu schreiben.




NH: Wie eng arbeiten sie mit den
Illustratoren für Ihre Bücher zusammen und wann
beginnt die Zusammenarbeit? Bereits während der
Entwurfsphase oder erst, wenn die Geschichte für
sie stimmig ist?




JB: Ich schreibe zumeist erst die Geschichte
fertig. So lange, bis sie mir richtig
gefällt. Dann erst gebe ich das Manuskript ab
und es wird illustriert. Je nach Projekt
findet ein mehr oder weniger intensiver
Austausch statt. Von den Illustratorinnen
höre ich immer wieder, dass sie beim Lesen
schon gleich Bilder im Kopf haben und sofort
losmalen.


Das liegt vielleicht daran, dass ich beim
Schreiben auch Bilder im Kopf habe. Dort
läuft ein kleiner, sehr lebendiger Film ab –
mit Szenen und Dialogen. Ich muss einfach nur
mitschreiben.




Vielen Dank an Julia Boehme für die genommene
Zeit und auf viele weitere Kinderbücher.














Bis zum nächsten Mal und hab immer genügend
guten Lesestoff in greifbarer Nähe,
Deine Nele




Lust auf noch mehr Buchtipps? Hier
findest Du alle Podcastepisoden im
Überblick.








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