Frankreich: Neue Energie für die Atomkraft
Präsident Macron hat eine «Renaissance der Kernenergie»
versprochen. Er knüpft damit in Zeiten der Stromknappheit an
französische Zukunftsvisionen des letzten Jahrhunderts an.Kann so
die Versorgungskrise entschärft werden?
26 Minuten
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vor 1 Jahr
Präsident Macron hat eine «Renaissance der Kernenergie»
versprochen. Er knüpft damit in Zeiten der Stromknappheit an
französische Zukunftsvisionen des letzten Jahrhunderts an.Kann so
die Versorgungskrise entschärft werden? Die Luft flirrt, an manchen
Stellen vibriert im AKW von Paluel der Boden. Die Produktionshalle
ist so gross wie ein Fussballfeld. «Spüren Sie schon die Hitze?»,
fragt Werksdirektor Jean-Marie Boursier. Die Turbine sei so stark,
dass sie vierhundert Hochgeschwindigkeitszüge anschieben könnte,
ergänzt er. Aus dem Werksdirektor spricht der Stolz einer ganzen
französischen Ingenieurselite. Seit den Sechzigerjahren setzte
Frankreich konsequent auf die Atomkraft. Diese «Kernkompetenz»
werde dem Land die Unabhängigkeit sichern, versprach General de
Gaulle, Weltkriegsheld und prägende politische Figur der
französischen Nachkriegspolitik. Unter seiner Führung wurde die
«Grande Nation» nicht nur zur militärischen Nuklearmacht, sie
begann auch in grossem Stil in Atomkraftwerke für die
Stromerzeugung zu investieren. Der Reaktorenpark ist in die Jahre
gekommen. Nach der Atomkatastrophe von Fukushima galt er
zwischenzeitlich als Auslaufmodell, das Interesse der Jugend an
einer Karriere im Nuklearsektor schwand. Das älteste der
Kraftwerke, jenes von Fessenheim, wurde abgeschaltet. Doch in
Zeiten der Energieknappheit treten die Bedenken in den Hintergrund,
Präsident Macron beruft sich wieder explizit auf die damalige
Vision des Generals. Die Laufzeiten sollen verlängert und sechs
neue Atomkraftwerke gebaut werden. Macron verspricht, so
gleichzeitig die Versorgungskrise zu entschärfen, das Klima zu
schützen und Arbeitsplätze zu sichern. Eine kontroverse Debatte um
die Atomkraft findet nicht statt. Bis die neuen Kraftwerke
tatsächlich ans Netz gehen, werden allerdings noch Jahre vergehen.
Frankreich will unterdessen auch massiv in die erneuerbaren
Energien investieren, um seinen Rückstand im europäischen Vergleich
aufzuholen. «Wenn die Versorgungskrise etwas Gutes hat, dann dass
es mit der Energiesicherung jetzt an beiden Fronten endlich
vorangeht», meint Unternehmer Patrice Gault in seinem
AKW-Zulieferbetrieb in Dieppe am Ärmelkanal – in der Reportage über
Frankreichs Energiepolitik.
versprochen. Er knüpft damit in Zeiten der Stromknappheit an
französische Zukunftsvisionen des letzten Jahrhunderts an.Kann so
die Versorgungskrise entschärft werden? Die Luft flirrt, an manchen
Stellen vibriert im AKW von Paluel der Boden. Die Produktionshalle
ist so gross wie ein Fussballfeld. «Spüren Sie schon die Hitze?»,
fragt Werksdirektor Jean-Marie Boursier. Die Turbine sei so stark,
dass sie vierhundert Hochgeschwindigkeitszüge anschieben könnte,
ergänzt er. Aus dem Werksdirektor spricht der Stolz einer ganzen
französischen Ingenieurselite. Seit den Sechzigerjahren setzte
Frankreich konsequent auf die Atomkraft. Diese «Kernkompetenz»
werde dem Land die Unabhängigkeit sichern, versprach General de
Gaulle, Weltkriegsheld und prägende politische Figur der
französischen Nachkriegspolitik. Unter seiner Führung wurde die
«Grande Nation» nicht nur zur militärischen Nuklearmacht, sie
begann auch in grossem Stil in Atomkraftwerke für die
Stromerzeugung zu investieren. Der Reaktorenpark ist in die Jahre
gekommen. Nach der Atomkatastrophe von Fukushima galt er
zwischenzeitlich als Auslaufmodell, das Interesse der Jugend an
einer Karriere im Nuklearsektor schwand. Das älteste der
Kraftwerke, jenes von Fessenheim, wurde abgeschaltet. Doch in
Zeiten der Energieknappheit treten die Bedenken in den Hintergrund,
Präsident Macron beruft sich wieder explizit auf die damalige
Vision des Generals. Die Laufzeiten sollen verlängert und sechs
neue Atomkraftwerke gebaut werden. Macron verspricht, so
gleichzeitig die Versorgungskrise zu entschärfen, das Klima zu
schützen und Arbeitsplätze zu sichern. Eine kontroverse Debatte um
die Atomkraft findet nicht statt. Bis die neuen Kraftwerke
tatsächlich ans Netz gehen, werden allerdings noch Jahre vergehen.
Frankreich will unterdessen auch massiv in die erneuerbaren
Energien investieren, um seinen Rückstand im europäischen Vergleich
aufzuholen. «Wenn die Versorgungskrise etwas Gutes hat, dann dass
es mit der Energiesicherung jetzt an beiden Fronten endlich
vorangeht», meint Unternehmer Patrice Gault in seinem
AKW-Zulieferbetrieb in Dieppe am Ärmelkanal – in der Reportage über
Frankreichs Energiepolitik.
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