№ 21 Von der preußischen in die neue Arbeitswelt: Das Labor in der Berliner Finanzverwaltung

№ 21 Von der preußischen in die neue Arbeitswelt: Das Labor in der Berliner Finanzverwaltung

Ein Gespräch mit Ralf Meyer über Gestaltungsmöglichkeiten und Freiräume in der öffentlichen Verwaltung
58 Minuten
Podcast
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Beschreibung

vor 3 Jahren
New Work in der Berliner Finanzverwaltung? Freiräume für
Experimente in der traditionellen Bürokratie? Wir treffen für
diesen Podcast Ralf Meyer, der wie es scheint, ausreichend
Freiräume gefunden hat, um neue Formen der Zusammenarbeit zu
verproben. Wir treffen uns auf neu gestalteten Büroflächen, coole
Möbel, sanfte Beleuchtung, alte Mauern. Es könnte auch ein
Coworking Space in Berlin Mitte sein. Der Schreibtisch, der Ralf
Meyer gehören könnte, gehört ihm nicht mehr. "Niemand hat hier mehr
einen eigenen Schreibtisch", sagt Ralf Meyer gleich zu Beginn und
verweist darauf, dass die Berliner Finanzverwaltung die
Flächeneffizienz um 30% gehoben hat. Die Berliner Finanzverwaltung
als Versuchsfeld für neue Formen der Zusammenarbeit? Von Ralf Meyer
erfahren wir in unserem Gespräch, wie er geschickt Freiräume nutzt,
um das zu tun, was moderne Unternehmen heute versuchen umzusetzen,
aber man nicht in der öffentlichen Verwaltung vermuten würde. Ralf
Meyer führt verschiedenste Titel in der Verwaltungsorganisation, er
ist "gelernter Beamter", studierter Diplom Verwaltungswirt,
arbeitet heute als stellvertretender Referatsleiter, Koordinator
e-Government und dialogpolitischer Koordinator, und in seinem
LinkedIn Profil finden wir den Claim "Sei selbst die Veränderung,
die du dir für die Welt wünschst". Die Berliner Finanzverwaltung
als Hort grauer Mäuse mit Ärmelschonern? Mitnichten! Was treibt
einen Menschen wie ihn, Veränderungen in einer Behörde anzustoßen,
die eigentlich für das Bewahren steht? Nichts langweilt ihn mehr
als sich hinzusetzen und sich mit den Defiziten abzufinden und auf
die Pension zu warten, erklärt Meyer. "Ich habe den Anspruch, dass
Verwaltung effizienter, bürgernäher arbeiten kann." Und das geht
nur, wenn man mit der Zeit geht. Wir erfahren im Gespräch über die
Anfänge mit der elektronischen Akte im Jahr 2012 (die während
Corona die Arbeitsfähigkeit von Tag 1 an sicherte), wir sprechen
über digitale Vernetzung mit einem internen sozialen Netzwerk
(immerhin schon 2013 mit ersten Schritten implementiert, weit vor
so manchem Unternehmen), und wir lernen das Projekt "Arbeit Mal
anders" kennen, geboren aus der Not heraus, vorhandene knappen
Flächen besser zu auszulasten, aber auch die Chancen der
Digitalisierung für neue Arbeitskonzepte zu nutzen. Das
Projekt,  mit wissenschaftlicher Evaluation durchgeführt,
entpuppte sich als glücklicher Zufall und Glück im Unglück: Mit
Beginn der Pandemie endete die Pilotphase, von Tag 1 an war man
arbeitsfähig. Immer probieren die mittlerweile 18 Mitstreiter neue
Konzepte in ihrem eigenen Bereich aus. Das "Labor", wie es
Ralf Meyer nennt, ist damit das Testfeld, um digital, mobil
flexibel zu arbeiten.  Er beobachtet, dass Freiräume überall
gibt, und das die Herausforderung ist, diese nutzen zu wollen und
dann auch in die Verantwortung zu gehen. Was gibt Ralf Meyer
denjenigen mit, die selber Vorreiter sein wollen und auch ohne
Auftrag neue Wege gehen wollen? Sie sollten sich fragen: Weiß ich
genug über das Thema? Bin ich davon überzeugt? Kann ich andere
überzeugen? Und stellt das, was ich will, wirklich für andere einen
Mehrwert dar? Dann sind es schon mal gute Voraussetzungen um
Rückschläge und Durststrecken zu überstehen. Die Unterstützer
sollte man nutzen, um das Vorhaben nochmal zu reflektieren, rät
Meyer. Und wenn sich dann überall grüne Häkchen ergeben, dann
scheint es der richtige Weg zu sein.

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