№ 07 Judith Muster: Über Verbürokratisierung und Entbürokratisierung von Organisationen
Organisationssoziologin und Beraterin Judith Muster im Gespräch
über Graswurzeln, postbürokratische Phänomene und Wirksamkeit
jenseits der Formalstruktur
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Beschreibung
vor 4 Jahren
Unser heutiger Gesprächspartner dürfte über die Grenzen der
organisationsoziologisch vorgebildeten Mitmenschen hinaus bekannt
sein: Judith Muster, zum einen lehrend an der Uni Potsdam tätig,
zum anderen beratend als Partner der internationalen
Unternehmensberatung Metaplan tätig, spricht mit uns über
Graswurzelinitiativen, brauchbare Illegalität und die Frage, welche
Rolle mitarbeitgetriebene Initiativen, die ohne Auftrag aus der
Informalität der Organisation entstehen, wirklich Unternehmen
verändern können. Wir sprechen darüber, ob Graswurzelinitiativen
vielleicht auch ein Zeichen unserer Zeit sind und verständigen uns,
dass sie zumindest heute durch die Form der Kommunikation deutlich
legitimiert sind. Wir sprechen offen über diese Bewegungen, und sie
werden sichtbarer. Aus systemtheoretischer Sicht kann man zumindest
konstatieren: Wir können jetzt darüber verhandeln, früher konnte
man es nicht besprechen. Macht das die Sache leichter für die
Graswurzel? Judith Muster verneint: Zwar wird ein formaler
Ausschluss aus der Organisation im schlimmsten Falle dann auch
sichtbar. Wesentlicher ist aber dennoch im Falle der
Konkretisierung des Anliegens, dass wenn es nach der hochfliegenden
Wertediskussion zur Ableitung konkreter auch schmerzhafter
Maßnahmen kommt, die Akteure keinen Schutz durch formale Hierarchie
haben. Die Fallhöhe desjenigen, der die Graswurzelinitiative
in die Lösungsorientierung führt, sei so relativ hoch. Man muss
also genau den Zeitpunkt abpassen, an dem man die Verhandlung mit
der Hierarchie, die die Entscheidung ja absichern, aufnimmt. Alles
was jenseits der Formalität stattfindet, ist extrem viel
risikoreicher für die Akteure. Der Rat für alle Graswurzelakteure,
den Judith Muster auch in ihrem lesenswerten Schlusswort zu unserem
Buch "Graswurzelinitiativen in Unternehmen" gibt: Wer ohne Auftrag
beginnt, aber einen nachhaltigen Veränderungsimpuls setzen will,
hat nur eine Lösung: Sich schleunigst einen Auftrag besorgen.
Zitate "Gleichzeitig findet man das auch ein bisschen schick, dass
man jetzt so eine Graswurzelinitiative fördert oder erlaubt als
Vorstand oder als Management. Und deshalb heftet man das sich gerne
ans Revert. Aber es darf halt auch nicht wehtun." "Ich habe ja mal
versucht Working Out Loud als semiformale Initiative mit hohem
Schauseitenwert und geringem Strukturwert zu beschreiben, die
brauchbar illegal ist." "Das ist auch eine Form von Bewegung in der
Organisation: wenn sie zu früh anfängt zu formalisieren, dann geht
dieser Bewegungscharakter automatisch verloren. Aber wenn man die
Bewegung nie auf formale Strukturen stellt, dann hat es sie es
immer schwer. Das ist ein Dilemma, in dem man als
Graswurzelinitiative agieren muss. Krieg man auch nicht weg."
"Graswurzeln ermöglichen es, über die vorgesehenen Hierarchiewege
hinweg Netzwerke zu bilden, ohne sich darum scheren zu müssen, was
eigentlich die vorgesehenen Wege wären." "Es gibt eine Tendenz zur
Verbürokratisierung von Organisationen - und dann
entbürokratisieren sie sich auch wieder. Dazu könnten
Graswurzelinitiativen betragen." Links Metaplan:
https://www.metaplan.com/de/ Judith Muster bei brandeins im
Interview: Problemlösungen und Lösungsprobleme Interview mit Judith
Muster: Keine Chefsache Judith Muster / Stefan Kühl: Organisationen
gestalten: Eine kurze organisationstheoretisch informierte
Handreichung
organisationsoziologisch vorgebildeten Mitmenschen hinaus bekannt
sein: Judith Muster, zum einen lehrend an der Uni Potsdam tätig,
zum anderen beratend als Partner der internationalen
Unternehmensberatung Metaplan tätig, spricht mit uns über
Graswurzelinitiativen, brauchbare Illegalität und die Frage, welche
Rolle mitarbeitgetriebene Initiativen, die ohne Auftrag aus der
Informalität der Organisation entstehen, wirklich Unternehmen
verändern können. Wir sprechen darüber, ob Graswurzelinitiativen
vielleicht auch ein Zeichen unserer Zeit sind und verständigen uns,
dass sie zumindest heute durch die Form der Kommunikation deutlich
legitimiert sind. Wir sprechen offen über diese Bewegungen, und sie
werden sichtbarer. Aus systemtheoretischer Sicht kann man zumindest
konstatieren: Wir können jetzt darüber verhandeln, früher konnte
man es nicht besprechen. Macht das die Sache leichter für die
Graswurzel? Judith Muster verneint: Zwar wird ein formaler
Ausschluss aus der Organisation im schlimmsten Falle dann auch
sichtbar. Wesentlicher ist aber dennoch im Falle der
Konkretisierung des Anliegens, dass wenn es nach der hochfliegenden
Wertediskussion zur Ableitung konkreter auch schmerzhafter
Maßnahmen kommt, die Akteure keinen Schutz durch formale Hierarchie
haben. Die Fallhöhe desjenigen, der die Graswurzelinitiative
in die Lösungsorientierung führt, sei so relativ hoch. Man muss
also genau den Zeitpunkt abpassen, an dem man die Verhandlung mit
der Hierarchie, die die Entscheidung ja absichern, aufnimmt. Alles
was jenseits der Formalität stattfindet, ist extrem viel
risikoreicher für die Akteure. Der Rat für alle Graswurzelakteure,
den Judith Muster auch in ihrem lesenswerten Schlusswort zu unserem
Buch "Graswurzelinitiativen in Unternehmen" gibt: Wer ohne Auftrag
beginnt, aber einen nachhaltigen Veränderungsimpuls setzen will,
hat nur eine Lösung: Sich schleunigst einen Auftrag besorgen.
Zitate "Gleichzeitig findet man das auch ein bisschen schick, dass
man jetzt so eine Graswurzelinitiative fördert oder erlaubt als
Vorstand oder als Management. Und deshalb heftet man das sich gerne
ans Revert. Aber es darf halt auch nicht wehtun." "Ich habe ja mal
versucht Working Out Loud als semiformale Initiative mit hohem
Schauseitenwert und geringem Strukturwert zu beschreiben, die
brauchbar illegal ist." "Das ist auch eine Form von Bewegung in der
Organisation: wenn sie zu früh anfängt zu formalisieren, dann geht
dieser Bewegungscharakter automatisch verloren. Aber wenn man die
Bewegung nie auf formale Strukturen stellt, dann hat es sie es
immer schwer. Das ist ein Dilemma, in dem man als
Graswurzelinitiative agieren muss. Krieg man auch nicht weg."
"Graswurzeln ermöglichen es, über die vorgesehenen Hierarchiewege
hinweg Netzwerke zu bilden, ohne sich darum scheren zu müssen, was
eigentlich die vorgesehenen Wege wären." "Es gibt eine Tendenz zur
Verbürokratisierung von Organisationen - und dann
entbürokratisieren sie sich auch wieder. Dazu könnten
Graswurzelinitiativen betragen." Links Metaplan:
https://www.metaplan.com/de/ Judith Muster bei brandeins im
Interview: Problemlösungen und Lösungsprobleme Interview mit Judith
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gestalten: Eine kurze organisationstheoretisch informierte
Handreichung
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