12.500 Opfer: Wie die Gier blendete

12.500 Opfer: Wie die Gier blendete

12.500 Opfer, fast eine halbe Milliarde Euro Schaden. Wie Wolfgang Auer-Welsbach das größte Pyramidensystem Österreichs aufbaute, wie sich selbst Finanzprofis blenden ließen und wie alles zusammenstürzte.
42 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

In heutigen delikt-Fall gehen wir zurück in die frühen
2000er-Jahre. Mit einem letztendlich leeren Versprechen von
schnellem Reichtum werden am Ende 12.500 Opfer um insgesamt fast
eine halbe Milliarde Euro betrogen – viele davon um ihr gesamtes
Erspartes. Aber von Anfang an:  Es herrscht
Goldgräberstimmung: "Ich bin ja nicht, dumm, dass ich
arbeiten geh'" – viele ließen lieber ihr Geld für sich
arbeiten. Oder dachten zumindest, dass es das täte.


Wir befinden uns in Kärnten, in Krumpendorf um genau zu sein. Da
hat Wolfgang Auer-Welsbach (ein Urenkel des berühmten
Chemikers Carl Auer von Welsbach, dessen Nachnamen er
wohl aus Marketingzwecken annahm) sein repräsentatives Anwesen.
Von dort aus hat er scheinbar den Bullen des Finanzbooms
an den Hörnern gepackt. Mit seinen Firmen schafft er es,
abertausende Österreicher zum Investieren zu bewegen. Über Jahre
kann er das unglaubliche Versprechen von konstanten
"risikofreien" 13 Prozent Zinsen einhalten.


Wie das möglich ist, versteht niemand wirklich, aber das ist ja
auch nicht so wichtig – solange der Rubel rollt ... "Der Wolfi
von Krumpendorf" weiß schon, was er macht. Er gewinnt das
Vertrauen, nicht nur von Kleinanlegern, auch ein späterer
Finanzminister und eine Ski-Ikone werden am Ende zu den 12.500
Geschädigten zählen. Wohl nicht naiv, aber geblendet von der
Aussicht auf immer mehr. 


Hinter den Kulissen baut Auer-Welsbach ein Pyramidensystem
ungeahnten Ausmaßes auf. Unterstützt wird er auch von der
Steiermark aus: Hans Linz wird später als der "Madoff vom
Grimming" bezeichnet werden. Nur durch weitere Investoren
bleibt das System am Laufen.


Doch dann ein Schicksalsschlag: "AvW" muss ins
Krankenhaus. Ein Prokurist übernimmt seine Agenden und
beginnt auf eigene Faust mit Aktien zu jonglieren.
Während die Gier von Vielen das System Auer-Welsbachs zu
seiner Größe gebracht hat, war es die Gier eines Einzelnen, die
es letztendlich zum Einsturz brachte: Die Aktiendeals
des Prokuristen scheiterten. Ermittlungen begannen, das Vertrauen
war weg, dem gigantischen Kartenhaus damit die Basis
entrissen. 


Investoren konnten nicht mehr ausbezahlt werden. Es
begann ein erbitterter Kampf um ums Geld, eine Welle an
Prozessen. Zurück blieben nicht nur geschädigte
Großanleger, sondern auch zerstörte Existenzen und
zerrissene Familien. Gekeilt wurde nämlich auch oft im
privaten Umfeld.    


Erst als ihm das Wasser bis zum Hals stand, gestand Wolfgang
Auer-Welsbach – vermeintliches Finanzgenie, als "zwischen
despotisch und chaotischer" Firmenchef beschrieben – den
größten Betrug in der Geschichte Österreichs. Er ging
als gebrochener Mann ins Gefängnis, blieb dort aber kein Kind von
Traurigkeit. Nach nur sechs Jahren war er wieder auf freiem Fuß –
zweieinhalb Jahre früher, als vom Urteil vorgesehen. Ob die
anfängliche Einsicht in der Haft von Dauer war, kann bezweifelt
werden.


Mit Thomas Cik und David Knes. 

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